Deutschland mit historischer Quali-Pleite: Niederlage weckt böse Erinnerung - WM-Ticket in Gefahr?

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Slowakei düpiert deutsche Nationalmannschaft
Joshua Kimmich (l.-r., Deutschland), Karim Adeyemi (Deutschland), Leon Goretzka (Deutschland), Nick Woltemade (Deutschland), Nadiem Amiri (Deutschland) und Jonathan Tah (Deutschland) stehen nach ...
Slowakei - Deutschland
Christian Charisius/dpa
Slowakei düpiert deutsche Nationalmannschaft
Pharrel Nnamdi Collins (l.-r., Deutschland), David Hancko (Slowakei) und Milan Skriniar (Slowakei) kämpfen um den Ball.
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David Hancko (l.-r., Slowakei) erzielt das 1:0 gegen Torhüter Oliver Baumann (Deutschland), Antonio Rüdiger (Deutschland) schaut zu.
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Florian Wirtz (r., Deutschland) und Lubomir Satka (Slowakei) kämpfen um den Ball.
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Slowakei düpiert deutsche Nationalmannschaft
Bundestrainer Julian Nagelsmann (r., Deutschland) spricht mit Nick Woltemade (Deutschland) nach dem verlorenen Spiel.
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Nach dem 0:2 in der Slowakei steht die DFB-Elf direkt massiv unter Druck. Bundestrainer Nagelsmann und Kapitän Kimmich suchen nach Lösungen. Denn mit dieser Leistung könnte es im Kampf um einen Platz bei der anstehenden WM werden.

Offensichtlich angeschlagen schritt Julian Nagelsmann über das Spielfeld von Bratislava, diese Niederlage war auch ein schwerer Schlag für den Bundestrainer. Von wegen große Titelträume, es war ein heftiger Fehlstart für die völlig verunsicherte Fußball-Nationalmannschaft, die Erinnerungen an die desolate Niederlage gegen Japan vor fast genau zwei Jahren wach werden lässt. Mit dem 0:2 (0:1) in der Slowakei ist das DFB-Team auf dem Weg zur WM 2026 gleich beim ersten Schritt stark ins Straucheln geraten. Der Griff nach dem goldenen WM-Pokal ist so nur gewagtes Wunschdenken.

"Bei der Emotionalität war uns der Gegner meilenwert von der ersten bis zur letzten Minute überlegen. Das ist Fakt. Erschreckenderweise kommt obendrauf, dass so ein Gegner mit mehr Emotionalität auch fußballerisch deutlich mehr Qualität auf den Platz bringt wie wir", sagte Nagelsmann bei der ARD und war sichtlich verärgert: "Generell sollte bei jedem angekommen sein, dass wir zur WM wollen." Er habe die besten Spieler aus Deutschland ausgewählt. "Vielleicht müssen wir auf weniger Qualität setzen, sondern auf Spieler, die alles reinwerfen. Das hätte heute zu einem besseren Ergebnis geführt", monierte Nagelsmann.

DFB-Team verliert gegen die Slowakei - Sorgen um WM-Teilnahme

Von Nagelsmanns großem Dominanz-Versprechen war im Nationalstadion nämlich nichts zu erkennen. Stattdessen setzte es durch die Tore von David Hancko (42. Minute) und David Strelec (55.) die erste Auswärtsniederlage in einem WM-Qualifikationsspiel überhaupt für eine DFB-Elf.

Kapitän Joshua Kimmich schlug bereits Alarm. "Wir brauchen nicht über System, Taktik, Viererkette, Dreierkette sprechen. Das ist einzig und allein eine Einstellungssache. Das war auch in den letzten Spielen unser Problem", sagte der Bayern-Profi: "Wenn wir so auftreten wie heute, wird es nichts mit der Qualifikation."

In der Gruppe A laufen Kapitän Joshua Kimmich und seine Kollegen nun den Slowaken hinterher. Schon am Sonntag (7. September 2025, 20.45 Uhr RTL) in Köln muss gegen Nordirland ein überzeugender Sieg her, sonst könnt sogar das fest eingeplante direkte Ticket für das Mammut-Turnier im kommenden Sommer in Amerika in Gefahr geraten. Experte Bastian Schweinsteiger machte sich bereits Sorgen um die WM-Teilnahme: "Wenn wir so spielen wie heute, vielleicht kommen wir irgendwie dahin, aber dann kommst du dort nicht weit."

Viel Arbeit für Nagelsmann

Auch Nagelsmann sieht den Ernst der Lage: "Wir müssen alle fünf Spiele gewinnen, auch gegen die (Slowaken) - und zwar deutlich. Sonst spielen wir im März Playoffs."

Die Mängelliste, die der Bundestrainer aus der Slowakei mitbringt, ist lang. In der Defensive fahrig und mit Tempo leicht auszuspielen, offensiv ohne Ideen und Durchschlagskraft. Erstmals verlor die Nationalmannschaft unter Nagelsmann drei Spiele in Folge. Die vielen Ausfälle von Jamal Musiala bis Kai Havertz können keine Ausrede sein.

"Wir haben verdient verloren. Das kann man auf keinen Fall leugnen. Es war ein sehr, sehr schwaches Spiel von uns", sagte Jonathan Tah und fand keine Erklärung für das Spiel: "Es gibt Momente, wo du vielleicht müde bist. Es hat aber einfach an ein bisschen mehr gefehlt als nur Müdigkeit. Das müssen wir aufarbeiten. Da müssen wir ehrlich mit uns sein. Es war für uns alle überraschend, dass das Spiel so gelaufen ist. Das ist nicht unser eigener Anspruch."

Schwaches Debüt von Collins

Die deutsche Mannschaft präsentierte sich vor 20.013 Zuschauern völlig von der Rolle, vor allem die Defensive wackelte bedenklich. Dabei erwischte der Frankfurter Debütant Nnamdi Collins rechts in der Viererkette einen ganz schwachen Tag und wurde von seinem Gegenspieler ein ums andere Mal düpiert.

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Doch auch in der Offensive hakte es. Die besonderen Augenblicke von Jungstar Florian Wirtz waren überschaubar. Wie bereits in Liverpool wirkte der Ex-Leverkusener auch im DFB-Trikot gehemmt. Zudem war es sein Ballverlust, der den hochverdienten ersten Gegentreffer einleitete. Auch die Rückkehr von Joshua Kimmich ins Mittelfeld brachte nicht die erhoffte Stabilität.

Bereits nach 75 Sekunden hatten die Slowaken die große Chance zur Führung, als nach einer Hereingabe von Ex-Bundesligaprofi Ondrej Duda die beiden Innenverteidiger Lubomir Satka und Milan Skriniar im Fünfmeterraum den Ball nur um Zentimeter verpassten. Und auch die nächsten Top-Chancen gehörten den Gastgebern. Dabei parierte Oliver Baumann, der bis zur Rückkehr von Marc-André ter Stegen die deutsche Nummer eins ist, hervorragend gegen Leo Sauer (21.). Die anschließende Ecke setzte Duda an den kurzen Außenpfosten (22.), ehe Sauer erneut Collins entwischte und aus spitzem Winkel zum Abschluss kam (23.).

Nur eine Torchance in der ersten Halbzeit

Die von Nagelsmann geforderte Dominanz war gegen die entschlossenen und gegen den Ball gut stehenden Slowaken nicht zu erkennen, entsprechend war der Bundestrainer im weißen Polo-Shirt auf der Bank restlos bedient. Das hatte sich der 38-Jährige ganz anders vorgestellt. Zwar sorgte Maximilian Mittelstädt für den ersten Torabschluss (24.), doch quasi im Gegenzug herrschte in der Abwehr wieder Alarm. Dieses Mal ließ sich Antonio Rüdiger von Sauer vorführen, sein Schuss wurde aber von Verteidiger-Kollege Jonathan Tah abgeblockt (27.).

Die einzige echte Torchance in den ersten 45 Minuten hatte Wirtz nach einem starken Ballgewinn des Stuttgarters Angelo Stiller, doch Martin Dubravka war zur Stelle (32.). Es hätte den Spielverlauf gegen den Weltranglisten-52. auch auf den Kopf gestellt. So war der Führungstreffer für die Slowaken auch überfällig. Die Fehlerkette begann bei Wirtz und endete beim indisponierten Rüdiger, als David Strelec und Hancko mit einfachen Mitteln die deutsche Defensive aushebelten.

Es war der Tiefpunkt der schlechtesten Halbzeit in der Ära Nagelsmann. So konnte es nicht weitergehen. Der überforderte Collins blieb in der Kabine, dafür kam der Leipziger David Raum ins Spiel, der aber mit Mittelstädt die Seite tauschte. Wirklich besser wurde das deutsche Spiel trotzdem nicht, mal abgesehen von der Torchance von Leon Goretzka (47.).

Völler nach Slowakei-Pleite: "War leblose Vorstellung"

Denn das Abwehr-Torso um den überforderten Rüdiger war bedenklich. Ließ Strelec mit einem unplatzierten Schuss das zweite Tor erst noch liegen (54.), machte es der Mann vom FC Middlesbrough eine Minute später besser, als er Rüdiger austanzte und den Ball in den Winkel setzte.

Nagelsmann brachte mit Nadiem Amiri und Karim Adeyemi weitere Offensivkräfte, doch auch das verpuffte. Im Sturmzentrum blieb 85-Millionen-Mann Woltemade ohne Durchschlagskraft. Niclas Füllkrug hätte helfen können, doch der EM-Stürmer musste wegen einer Wadenverletzung kurzfristig passen. Eine echte Drangphase blieb auch aus. Der konsternierte Bundestrainer verfolgte mit verschränkten Armen die letzten Minuten.

DFB-Sportdirektor Rudi Völler schockierte die 0:2-Pleite der deutschen Nationalmannschaft. "Es war nicht nur enttäuschend, es war eine leblose Vorstellung", sagte der Weltmeister von 1990 in der ARD: "Es hat sich das fortgesetzt, was wir leider schon in den beiden Nations-League-Spielen (gegen Portugal und Frankreich) gesehen haben, gegen natürlich bessere Gegner als die Slowaken."

Nagelsmann weiterhin mit WM-Titel als Ziel

Das DFB-Team habe um das Gegentor gebettelt, so Völler. "In der zweiten Halbzeit war es einen Tick besser, aber nicht richtig gut." Die Nationalmannschaft müsse wieder dahin kommen, zu 100 Prozent die Zweikämpfe gewinnen zu wollen. Das sei die Basis. "Wenn uns die paar Prozent fehlen, wird es ein bitteres Erwachen geben."

Emotionalität, Dominanz, Selbstverständnis einer Siegertruppe - all das liueß das DFB-Team trotz großer Ankündigungen vermissen. Doch Nagelsmann hält nicht nur an seinem großen Ziel des WM-Titels fest. Alles andere wäre aus seiner Sicht "ein fatales Zeichen nach innen und außen". Der 38-Jährige stellte sich nach einem kurzen verbalen Seitenhieb auch wieder vor seine Mannschaft - trotz der enormen Enttäuschung.

"Ich habe Vertrauen in die Mannschaft, sonst würde ich sie nicht einladen. Ich glaube auch, dass jeder Spieler, der dabei ist, die Emotionalität hervorrufen kann", sagte er und erbat sich "paar Stunden" Bedenkzeit. Mit dem ehemaligen DFB-Teamchef Völler wolle er sich auch beraten, was nun zu tun sei, nach diesem fußballerischen Offenbarungseid.

Ist das WM-Ticket wirklich in Gefahr?

Der DFB-Sportdirektor hatte da längst ausgesprochen, was die Fans im Stadion und an den TV-Geräten auch gesehen hatten. So ist die DFB-Elf nicht nur kein WM-Favorit. So ist sogar die Teilnahme am Mammut-Turnier 2026 in Amerika in Gefahr. "Wenn uns die paar Prozent fehlen, wird es ein bitteres Erwachen geben", mahnte Völler in der ARD.

Sechs Siege in sechs Spielen wollte Nagelsmann auf dem Weg zur WM. Dieses Ziel ist schon dahin. Trotzdem ist auch Platz eins in der Gruppe A mit den Slowaken, Nordirland und Luxemburg noch möglich. Die Entscheidung könnte im letzten Spiel am 17. November in Leipzig eben gegen die Slowakei fallen.

Doch auch ohne Gruppensieg ist die WM noch drin. Als einer von vier Gruppensiegern der A-Liga in der Nations League ist die Teilnahme an den Playoffs, bei denen im März 2026 noch vier Tickets vergeben werden, schon sicher - unabhängig vom Platz in der aktuellen Qualifikationsgruppe.

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