Franz Maget: Politische Bilanz eines bayrischen Sozialdemokraten

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Franz Maget. Foto: dpa
Franz Maget. Foto: dpa

Lange hat Franz Maget seine SPD und die bayerische Politik geprägt. Nun blickt er in seinem Buch "Es geht auch anders ... " noch einmal zurück - sachlich, gescheit und humorvoll wie immer. Er hat diese, seine Zeit genossen, auch ohne die großen Erfolge.

Am Ende ist es, wie es immer war: Franz Maget geht an das Rednerpult, ohne Manuskript, und spricht das Schlusswort, sachlich, gescheit und humorvoll - wie immer halt. Es gilt der Vorstellung seines Buchs "Es geht auch anders ... ", das den Untertitel trägt "Politische Bilanz eines bayerischen Sozialdemokraten" (Volk Verlag München, 19,90 Euro).

Franz Maget hat nur etwa die Hälfte des Buchs geschrieben, denn die andere besteht aus Beiträgen von Freunden und Gegnern, Weggefährten jedenfalls. So zollt auch sein härtester Kontrahent Edmund Stoiber durchaus Respekt, erklärt aber vor allem - wie auch Politik-Professor Heinrich Oberreuter - warum das nichts werden konnte und kann mit der SPD in Bayern. Und Oberreuter legt den Finger in die Wunde, die Maget, der sich als bayerischer Patriot versteht, vielleicht am meisten schmerzt nach all den Jahren.

Kein Kraut ist gewachsen, so Oberreuter, gegen den entscheidenden Vorteil der CSU: Dass sie nämlich dem heimischen Wahlvolk gilt als die eigenständige bayerische Partei und Stimme, die SPD aber nur als Landesverband ihrer Berliner Zentrale. Dieser Malus könne allenfalls überwunden werden, wenn sich die Bayern-SPD wandle zur SPB, also zur Sozialdemokratischen Partei Bayerns. Oberreuter schließt: "Also kann er nicht überwunden werden."

Derlei Einschätzungen, aber auch Magets ehrliches Eingeständnis des gelegentlich mangelnden Rückhalts in Landespartei und Landtagsfraktion, brachten die Leiterin der Politischen Akademie Tutzing, Ursula Münch, gestern dazu, bei ihrer Buchvorstellung von einer pessimistischen Bilanz zu sprechen.

Natürlich widersprach Maget dezent und gab Interpretationshilfe: "Das ist ein optimistisches Buch. Ich bin kein enttäuschter oder gar gebrochener Mann, weder noch. Ich habe die Zeit genossen, auch wenn der große Erfolg ausgeblieben ist." Sein Fazit fällt so aus: "Politik kann unheimlich viel Spaß machen, sogar in der Opposition."
Heiter trat Maget auch gestern auf. Sein Nachfolger als Fraktionschef, Markus Rinderspacher, ging die Eröffnung der Buchvorstellung ernsthaft an und erntete dennoch gleich Heiterkeit: "Schön, dass du hier bei uns im Bayerischen Landtag bist," sagte er zu Maget. Der war gerade noch dessen Vizepräsident, neun Jahre lang Vorsitzender der SPD-Fraktion und bei den Wahlen 2003 und 2008 Spitzenkandidat gegen Edmund Stoiber und Günther Beckstein - in beiden Fällen allerdings mit krachenden Niederlagen der SPD, die selbst vom Absturz der CSU nicht profitieren konnte.

Auch das ist Teil von Magets Bilanz: Dass es ihm nie gelang, die hohe persönliche Anerkennung, die im auch seiner Gegner zollen, umzumünzen ihn zählbare Erfolge für seine Partei. Da blieb einer der intellektuell fähigsten und glaubwürdigsten Politiker seiner Generation weit entfernt von Regierungsmacht.

Diesem bayerischen Phänomen widmete sich gestern auch Markus Rinderspacher, auf seinne Art. In anderen Bundesländern führe die Karriere eines Oppositionsführers von Magets Format zwangsläufig irgendwann in die Staatskanzlei oder in das Kabinett, meinte er. Aber: "In Bayern gewinnt die SPD keine Posten. Wir arbeiten hart daran, das zu ändern."

Härter als Maget? Den nennt Kabarettist Dieter Hildebrandt "den Sisyphos aus Milbertshofen". Der Vergleich hinkt nur insofern, als Maget Freude hatte an dem Versuch, den Stein zu rollen auf die Berghöhe der CSU. In seinen Münchner Beritt ist es ihm immerhin gelungen, als einziger SPD-Abgeordneter in Bayern zu siegen gegen die CSU.

Es sind diese gar nicht so kleinen Erfolge, die Franz Maget bleiben neben den großen Niederlagen seiner Landespartei. Der, die allzu oft fremdelt mit bairischer Eigenart, gibt er dann doch noch einen Ratschlag mit: "Schaut auf Bayern!"