Wer in den kommenden Tagen in Bayern unterwegs ist, könnte auf bewaffnete Kräfte treffen. Dass die Soldaten in gleich mehreren Landkreisen unterwegs sind, hat einen konkreten Grund.
Aufgrund einer großangelegten Übung der Feldjägertruppe der Bundeswehr werden in den kommenden Tagen im Süden und Osten Bayerns zahlreiche bewaffnete Soldaten der Militärpolizei und Fahrzeuge unterwegs sein. Das Ziel der Aktion bis zum 29. Oktober unter dem Titel "Marshal Power": den Kampf hinter einer fiktiven Frontlinie im Verteidigungsfall einüben - zusammen mit Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften.
Laut Bundeswehr soll die Übung hauptsächlich im Süden und Osten Bayerns stattfinden. Die Trainingseinheiten seien in zwölf Landkreisen nordöstlich von München, insbesondere in den Landkreisen Landshut, Regensburg, Deggendorf und Ingolstadt, vorgesehen. Das Besondere: Die etwa 500 Soldaten der Feldjäger und die rund 300 zivilen Einsatzkräfte üben nicht auf abgesperrten Truppenübungsplätzen, sondern in der Öffentlichkeit.
Bundeswehr-Übung "Marshal Power" - das wird trainiert
Die Einsatzkräfte sollen laut Bundeswehr das Vorgehen gegen Bedrohungen hinter einer fiktiven Frontlinie, im sogenannten "rückwärtigen Raum", üben - etwa gegen Drohnen, Sabotage oder sogenannte "irreguläre Kräfte". Damit sind bewaffnete Kämpfer gemeint, die keiner staatlichen Armee zugehörig sind. Angenommen wird dafür ein Szenario, in dem ein Nato-Mitgliedsstaat angegriffen wird und das Bündnis verteidigt werden muss.
Dabei sollen auch die Arbeit an Tatorten, die Verkehrslenkung, das Aufspüren von Waffenlagern, die Bekämpfung von illegalem Waffenhandel und der Schutz von kritischer Infrastruktur geübt werden, beispielsweise am stillgelegten Atomkraftwerk Isar 2. Auch die Abwehr von gegnerischen und den Einsatz von eigenen Drohnen sollen die Soldaten trainieren.
Laut Bundeswehr ist das Manöver jetzt wichtig, weil der Bündnisverteidigung seit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine immer größere Bedeutung beigemessen wird. Die "derzeitige Sicherheitslage" unterstreiche, wie "wichtig Stabilität, Handlungsfähigkeit und Sicherheit" seien. Dafür müsse die Zusammenarbeit zwischen militärischen und zivilen Kräften verbessert werden. Auch auf die zuletzt gemeldeten Drohnensichtungen, unter anderem am Münchner Flughafen, müsse man reagieren. Angesichts der Sicherheitslage hatte die schwarz-rote Koalition ihre Pläne zur Wehrdienst-Reform in den Bundestag eingebracht. Es gibt aber noch große Unstimmigkeiten zwischen den beteiligten Parteien.
Was bedeutet das für die Menschen vor Ort?
Wer in den betroffenen Regionen unterwegs ist, könnte an Landstraßen, auf Firmengeländen, aber auch in Ortschaften auf bewaffnete Kräfte der Bundeswehr treffen. Die Übungseinsätze könnten über den gesamten Tag verteilt stattfinden - also auch frühmorgens und spätabends, sagte ein Bundeswehrsprecher.
Wegen der Übungen könne es in den Regionen auch zu Verkehrsbehinderungen und Umleitungen kommen. Konkretere Informationen dazu wolle die Bundeswehr unter anderem in sozialen Medien verbreiten. Auch die jeweiligen Landratsämter und Polizeidienststellen vor Ort sollen dazu informieren.