Bär hielt Bayern in Atem: Wurde er in Österreich vom Zug überfahren? DNA-Abgleich liegt vor

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Braunbär
In Österreich wurde ein Bär von einem Zug getötet. Ein DNA-Abgleich hat nun gezeigt, dass er vorher in Bayern zwei Schafe gerissen hatte.
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Philipp Brandstädter/dpa/Symbolbild

In diesem Frühjahr gibt es eine Häufung von Bärennachweisen in Bayern. Nun ist einer in Österreich ums Leben gekommen - unweit der deutschen Grenze. War es immer dasselbe Tier? Nun haben Experten einen DNA-Abgleich vorgelegt.

Update 03.07.2023, 20.40 Uhr: Bär von Zug überfahren - DNA-Abgleich liegt vor

Der im Salzburger Land von einem Zug getötete Bär hat kurz zuvor im Berchtesgadener Land zwei Schafe gerissen. Das habe ein genetischer Abgleich ergeben, teilte das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) am Montag mit.

Dem Amt waren am 15. Mai aus dem Berchtesgadener Land zwei tote Schafe gemeldet worden, an denen die DNA eines Braunbären nachgewiesen wurden. Ein Probenaustausch zwischen dem Naturhistorischen Museum in Wien und dem Senckenberg-Institut belege nun, dass es sich um den am 23. Mai von einem Zug erfassten männlichen Bären handelt. "Aktuelle Nachweise auf einen Braunbären in Oberbayern liegen dem LfU nicht vor."

Ursprungsmeldung: Bär in Österreich von Zug getötet - war er in Bayern auf Wanderschaft?

Nach zahlreichen Bärensichtungen im Grenzgebiet zwischen Bayern und Österreich in den vergangenen Wochen ist ein Braunbär auf einer Bahnstrecke getötet worden. Das Tier wurde am Dienstagmorgen in der Nähe von Schwarzach im österreichischen Bundesland Salzburg von einem Zug erfasst, wie die Landesverwaltung mitteilte. Nach einer erneuten Bärensichtung im Allgäu geht in Bayern unterdessen die Diskussion um den Umgang mit den Wildtieren weiter.

Nachdem zwei Lokführer der Polizei einen toten Bären auf den Gleisen gemeldet hatten, machte sich der Salzburger Landesexperte für Bären und Wölfe zu der Unfallstelle auf, um DNA-Proben zu nehmen. Damit soll die Herkunft des Tieres geklärt werden. Nach Angaben der Behörde wies der Tierkadaver schwere Verletzungen auf. Dem Tier wurde beim Zusammenstoß mit dem Zug die linke Hinterpranke abgetrennt, zudem hatte der Bär schwere Kopfverletzungen.

Zahlreiche Bärensichtungen in Bayern - war es immer dasselbe Tier?

Zuletzt war in der Region ein Bär in Großgmain und Grödig nahe der Grenze zu Bayern gesichtet worden. Anfang Mai gab es auch in den benachbarten bayerischen Landkreisen Berchtesgadener Land und Traunstein mehrere Bärennachweise. Der Artenschutzexperte für große Beutegreifer beim Bund Naturschutz in Bayern, Uwe Friedel, hält es für möglich, dass es sich dabei immer um dasselbe Tier handelte. Letztlich könne man diesbezüglich aber nicht sicher sein. "Die Bären machen bei ihren Wanderbewegungen auch sehr überraschende Haken, da gibt es auch mal Richtungsänderungen", sagte er.

Allerdings war auch in einer anderen Gegend des Freistaats ein Bär aufgetaucht. Am Montag war im südöstlichen Landkreis Oberallgäu ein Braunbär gesehen und fotografiert worden. Das bayerische Landesamt für Umwelt hatte nach einer Überprüfung bestätigt, dass es sich um einen Bären handelt. Laut Landratsamt Oberallgäu wurde der Bär im Hintersteiner Tal bei Bad Hindelang gesichtet. Es handelt sich um den ersten Bärennachweis im Allgäu seit Oktober 2019, in Oberbayern gab es in diesem Jahr hingegen laut Landesamt schon elf einzelne Nachweise. Die Behörden riefen Wanderer dazu auf, aufmerksam zu sein. Nutztierhalter sollten ihre Herden nachts in Ställen unterbringen.

Die Kreisbehörde sieht eine denkbare Ansiedlung von Braunbären kritisch. "Wir hoffen, dass diese Tiere jetzt nicht dauerhaft sich in diesem Tal niederlassen oder auch in einem anderen Teil des Oberallgäus", sagte Landrätin Indra Baier-Müller (Freie Wähler). Sie geht von einem möglichen Konflikt zwischen Bären und Menschen aus. Es gebe "keine dünn besiedelten Gebiete mehr" in der Region.

Landkreise warnen vor Konflikten - Wanderer sollen wachsam sein

Experte Uwe Friedel sieht dies bei der Rückkehr der einst ausgerotteten Bären und Wölfe als kein Argument: "Die Dichte der Besiedlung spielt im Grunde keine Rolle." Viel wichtiger sei, wie sich die Menschen gegenüber den Raubtieren verhielten. Ein typisches Problem sei, dass Müll nicht verschlossen werde und die Bären dann den Abfall nach Nahrung durchsuchten. Dadurch könne eine Gewöhnung an Siedlungen als Futterquelle erfolgen. Auch Wildfütterstellen für Rehe im Wald würden letztlich Bären anlocken.

Friedel geht nicht davon aus, dass derzeit wirklich ein Braunbär in Bayern lebt. "Da stellt man sich ein sesshaftes Tier vor", sagte er. Er vermutet eher, dass es sich bei den jüngst im Freistaat nachgewiesenen Braunbären um durchziehende männliche Bären handelt. Von mehr als zwei Tieren geht er nicht aus. Der Bären-Spezialist denkt, dass es sich um Tiere handeln könnte, die aus der norditalienischen Provinz Trentino kommen. Dort gebe es eine wachsende Population. Die Männchen seien bei den Wanderungen weiter unterwegs als Weibchen. "Und wenn sie nirgendwo auf einen weiblichen Gegenpart treffen, dann wandern die in der Regel wieder ab." Meist würden sie dann in ihr ursprüngliches Gebiet, in dem Fall das Trentino, zurückgehen.

Ob die im Vergleich zu den Vorjahren häufigeren Bärennachweise 2022 in Bayern bedeuten, dass nun öfter die Raubtiere im Freistaat seien, müsse aber noch beobachtet werden. Ein Trend könne erst festgestellt werden, wenn es eine zunehmende Zahl von Beobachtungen über mehrere Jahre gebe. Der nun rund 20 Kilometer Luftlinie von der Grenze zu Deutschland entfernt umgekommene Bär soll im Bundesland Salzburg präpariert werden. Der ausgestopfte Bär könnte dann für Schulungszwecke in der Jagdausbildung Verwendung finden, hieß es. So gibt es dann auch gewisse Parallelen zum Bär Bruno. Dieser Braunbär war 2006 in Bayern erschossen worden, weil er als sogenannter Problembär nach Ansicht der Staatsregierung eine Gefahr für die Bevölkerung darstellte. Bruno ist heute ausgestopft in einem Münchner Museum zu besichtigen.