Der Oberhaider Pfarrer Stefan Hartmann ist am Freitag Gast in der SWR-Fernsehsendung "Nachtcafé". Er möchte eine Diskussion um den Zölibat anregen.
In Oberhaid weiß es jeder, auch die Bistumsleitung ist längst informiert: Der katholische Pfarrer Stefan Hartmann ist Vater einer inzwischen 24-jährigen Tochter. Dennoch dürfte es einige Turbulenzen geben, wenn sich der Priester am Freitagabend (22 Uhr) im SWR-Fernsehen erstmals öffentlich zu seinem "Fehltritt" bekennt. In der Sendung "Nachtcafé" ist Hartmann Gast bei Wieland Backes und wird darüber berichten, dass er "unendlich froh über diese großartige Tochter und Freundin und stolz auf sie" ist.
Pfarrer Hartmann fühlt sich durch Papst Franziskus zu dieser "Unruhestiftung" ermutigt, zumal es ihm um eine sachliche Diskussion der Zölibatsverpflichtung der Weltpriester geht. "Papst Franziskus wollte sich nicht in die Einsamkeit des Apostolischen Palastes begeben, die sicher so hart sein kann wie die Einsamkeit von oft zu großen Pfarrhäusern", sagt Hartmann, der dem Papst ohnehin eine Offenheit in der Zölibats-Diskussion zuspricht.
So will der Geistliche mit der Fernsehsendung nicht nur subjektiv ein biografisches Thema angehen, sondern "objektiv nötige Reformen verstärkt anstoßen". Ganz davon abgesehen widerspreche eine Kirche, die Kinder von Priestern oder Ordensleuten und Missbrauchstäter "um des Ansehens der Institution willen vertuscht, der vom Evangelium gebotenen Lauterkeit". Vertuschen dürfe es in einer offenen Gesellschaft nicht geben, so Hartmann.
"Ein Anachronismus" Der Pfarrer macht klar, dass es ihm mit seiner deutlichen Zöilbatskritik - "ein Anachronismus, der vielen Menschen und der Kirche schadet" - nicht darum geht, den Sinn und die Glaubwürdigkeit des zölibatären Lebens vieler Priester und Ordensleute, die sich an eine geistliche Regel halten, in Frage zu stellen. Sinn und Glaubwürdigkeit würden seiner Meinung nach aber weit mehr aufleuchten, wenn der Zölibat den Weltpriestern freigestellt wäre: "Viele Mitbrüder leiden unsäglich unter der Einsamkeit, der sie sich in jungen Jahren aus Idealismus versprochen haben", weiß Hartmann.
Das weitere ausschließliche Festhalten am Zölibatsgesetz sei eine "autoritäre hierarchische Blockade". Hartmann: "Weltpriester sind keine Mönche, ihre "Regel" sei das christlich-glaubwürdige und menschlich überzeugende Leben in der Welt.
Mit seinem Medienauftritt, mit dem seine Tochter einverstanden ist, möchte Pfarrer Hartmann nicht zuletzt ein "prophetisches Zeichen setzen für das Menschenrecht auf Partnerschaft, Ehe und Gründung einer Familie auch für Weltpriester". Dies tue er umso freier, als er selbst nicht in einer Partnerschaft stehe oder Heiratsabsichten hege. Seine Tochter ist inzwischen 24 Jahre alt und ausgebildete Permakultur-Designerin.
Der in Theologie promovierte Pfarrer wurde 1954 in Oberhausen geboren. Nach dem Studium der Psychologie, Philosophie und Theologie wurde er 1982 in Trier zum Priester geweiht. Nach Jahren als Universitätsseelsorger in Wien ist Stefan Hartmann seit 1996 Gemeindepfarrer im Erzbistum Bamberg.
... der ultrakonservative Pfarrer mit seinen Sühnenächten und Sühnewallfahrten wird auf einmal zur liberalen Galionsfigur erhoben - das ist doch die Lachnummer des Jahres... für mich, der ich beruflich lange genug mit Priestern zu tun habe, bestätigt sich nur eines wieder einmal: die Konservativen sind es, die ihre Freunde und in seltenen Fällen ihre Freundinnen haben... so schaut's aus!
Ob Pfarrer Hartmann der Richtige ist, um für die Abschaffung des Zölibats zu argumentieren, sei dahingestellt. Immerhin hatte er - wie inzwischen aus einem Rundfunkinterview bekannt - ja nur eine kurze Affäre mit einer Frau. Die Beziehung ging rasch zu Ende. Der Vater zahlte zwar Alimente, lernte seine Tochter aber erst als 15-Jährige kennen.
Andererseits wird dadurch eine Schattenseite der katholischen Kirche beleuchtet: Zölibatär leben heißt ehelos leben - nicht zwangsläufig auch: enthaltsam leben. Die Katholische Kirche schreibt der zölibatären Lebensweise ihrer Piester eine besonderes Charismatik zu. Pardon: Der Zölibat macht den Priester in den Augen vieler Gläubiger und der Öffentlichkeit zunehmend suspekt. Jeder Mann wird den Satz unterschreiben: Ein Mann ist ein Mann, so lange er gesund ist. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie vor allem junge Priester psychisch und physisch einknicken, wenn sie ihren Sexualtrieb unterdrücken müssen. Interessant ist, dass der hl. Paulus an die Korinther schrieb: "Wegen der Gefahr der Unzucht soll aber jeder seine Frau haben und jede soll ihren Mann haben.“ Im 1. Timotheus-Brief findet sich: "Deshalb soll der Bischof ein Mann ohne Tadel sein, nur einmal verheiratet, nüchtern, besonnen, von würdiger Haltung, gastfreundlich, fähig zu lehren; er sei kein Trinker und kein gewalttätiger Mensch, sondern rücksichtsvoll; er sei nicht streitsüchtig und nicht geldgierig. Er soll ein guter Familienvater sein und seine Kinder zu Gehorsam und allem Anstand erziehen.“
Spätestens seit Papst Benedikt VIII. und dem hl. Kaiser Heinrich II. gilt das nicht mehr. Die beiden haben - auch um die Vererbung kirchlichen Besitzes an Nachkommen zu verhindern - den Zölibat festgeschrieben. Die Folgen sind: zu viele gar nicht charismatische Priester, auffallend suchtkranke Priester, insgesamt zu wenige Priester und immer mehr Schafe, die sich verirren. Andererseits: Ohne Zölibat ist die ev. luth. Kirche auch nicht ohne Probleme.
Da hält sich mein Respekt in Grenzen, wenn es 24 Jahre dauert, bis sich jemand zu seinem Kind bekennt.
... kann man gut in Wikipedia nachlesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Z%C3%B6libat
...an diesen Pfarrer! zu den ganzen Kommentaren möchte ich ergänzen dass mir als Katholik ein Pfarrer der eine eigene Familie (mit all den Freuden und Leiden) hat und dann sozusagen auch "mitreden" kann wenn mal Probleme auftauchen viel lieber als die Theoretiker!
Persönlich denke ich jedoch dass es noch sehr lange dauern wird bis sich die kath. Kirche in Richtung Zölibat bewegt, leider!