Wie wurde Mamdani zum Favoriten?
Begünstigt wurde sein Aufstieg durch die politischen Umstände: Der amtierende Bürgermeister Eric Adams - ein Demokrat - zog sich nach Korruptionsvorwürfen aus dem Rennen zurück. Cuomo ist wegen Vorwürfen sexueller Belästigung und Verfehlungen während der Corona-Pandemie als Gouverneur extrem unbeliebt. So entstand in der liberalen Demokraten-Hochburg New York ein Vakuum, das Mamdani füllte.
In der Metropole ist es zurzeit kaum möglich, nicht irgendwann einem seiner Zehntausenden Wahlkampfhelfer zu begegnen. Der eloquente Shootingstar mobilisiert vor allem junge Menschen, solche mit Migrationsgeschichte und Gewerkschaftsmitglieder.
Mamdani ist allgegenwärtig: Er spaziert, joggt oder radelt durch New York - und lacht auffallend viel. Dabei geht er auch gezielt mit Trump-Wählern ins Gespräch. Viele von ihnen, so sagte es Mamdani kürzlich beim konservativen Sender Fox News, hätten für den Republikaner gestimmt, weil das Leben einfach zu teuer geworden sei. Diesem Gefühl wolle er mit anderen politischen Antworten begegnen als Trump.
Wie inszeniert er sich?
Neben Bürgernähe setzt Mamdani auf Popkultur, Humor und soziale Medien. Seine Hochzeitsfotos in der New Yorker U-Bahn gingen viral, ebenso ein altes Musikvideo aus seiner Zeit als Mr. Cardamom: Mamdani rappt darin in einem Halal-Imbisswagen - mit nacktem Oberkörper unter der Schürze - ein Lied für seine Großmutter. Bei politisch engagierten Wählern unter 45 kommt das gut an. Für andere New Yorker, die Politik eher mit einem gewissen Abstand verfolgen oder ihr überdrüssig sind, ist Mamdani wohl vor allem eines: der Kandidat, der am meisten heraussticht.
Wo stößt Mamdani an Grenzen?
Skeptiker zweifeln, ob der junge Senkrechtstarter mit wenig Politikerfahrung seine ambitionierten Versprechen halten und zugleich den etwa 116 Milliarden Dollar schweren Stadthaushalt (rund 100 Mrd. Euro) sowie Hunderttausende Beamte managen kann. New York ist mit seinen rund 8,5 Millionen Einwohnern die bevölkerungsreichste Stadt der USA - und das Finanzzentrum des Landes.
In konservativen Teilen der großen jüdischen Gemeinde New Yorks stößt zudem seine scharfe Kritik an der israelischen Regierung auf Ablehnung. Proisraelische Gruppen werfen Mamdani Einseitigkeit und Antisemitismus vor. Auch mit der Vorstellung eines muslimischen Bürgermeisters tun sich manche New Yorker schwer. Seine Rivalen Cuomo und Sliwa wissen das - und bedienen gezielt islamfeindliche Ressentiments.
Was würde sein Wahlsieg bedeuten?
Mamdani würde zu einem der prominentesten Gegenspieler Trumps. Der US-Präsident nennt ihn einen «Kommunisten» und droht, weitere Bundesmittel für New York zu streichen. Er scheint aber auch eine gewisse Anerkennung für den smarten Jungpolitiker zu hegen, obgleich er diese eher widerwillig zum Ausdruck bringt. Bei Fox News bezeichnete er ihn als «ziemlich clever».
Trumps Republikaner haben Kräfte vom rechten Rand längst in ihre Mitte geholt und neben dem Weißen Haus Mehrheiten in beiden Parlamentskammern erobert. Mamdanis Lager glaubt, das könne auch bei den Demokraten gelingen. Sie sehen die Strategie des Linken als erfolgversprechende Blaupause für eine Partei, die seit Trumps Wahlsieg in Schockstarre verharrt und neuen Schwung sucht, um 2026 den Kongress zurückzuerobern. Allerdings verlaufen tiefe Gräben zwischen Parteispitze und linkem Flügel. Und gemäßigte Demokraten bezweifeln, dass Mandanis Erfolgsrezept über das progressive New York hinaus verfangen kann.