Zwei Wochen nach Inkrafttreten der Waffenruhe befinden sich noch immer Leichen von Geiseln in Gaza. Trump macht nun Druck auf die Hamas. Die sieht sich einem Bericht zufolge weiterhin als Machtfaktor.
Im Bemühen um die Aufrechterhaltung der fragilen Waffenruhe im Gazastreifen fordern die USA von der islamistischen Hamas mit Nachdruck die Herausgabe der verbleibenden 13 toten Geiseln. «Die Hamas wird damit beginnen müssen, die Leichen der gestorbenen Geiseln, darunter zwei Amerikaner, schnell zurückzugeben», schrieb US-Präsident Donald Trump auf der Plattform Truth Social. Andernfalls würden die anderen am Friedensprozess beteiligten Länder Maßnahmen ergreifen. Derweil gingen Zehntausende Menschen in mehreren Städten Israels auf die Straßen, um die Herausgabe der Leichen zu fordern.
Die Hamas hatte im Rahmen des Waffenruhe-Abkommens zugesagt, die sterblichen Überreste von insgesamt 28 Geiseln zu übergeben. Bislang hat sie jedoch erst 15 ausgehändigt. Ein ägyptisches Team fuhr unterdessen nach Informationen der «Times of Israel» mit persönlicher Genehmigung des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu in den Gazastreifen, um bei der Suche nach den restlichen toten Geiseln zu helfen. Einige der Leichen seien schwer zu erreichen, andere könnte die Hamas jedoch jetzt zurückgeben, schrieb Trump. Aus irgendeinem Grund mache die Terrororganisation das nicht.
Trump: «Ich beobachte das sehr genau»
«Vielleicht hat das mit ihrer Entwaffnung zu tun», schrieb der US-Präsident auf Truth Social weiter. Die zweite Phase von Trumps Friedensplan sieht unter anderem die Entwaffnung der Hamas vor, die die Islamisten aber ablehnen. Seine Zusage, dass beide Seiten fair behandelt würden, gelte nur, wenn sie ihren Verpflichtungen nachkämen, mahnte Trump. «Mal sehen, was sie in den nächsten 48 Stunden tun werden. Ich beobachte das sehr genau», schrieb er.
Israelische Medien zitierten ungenannte Quellen, wonach die Hamas heute zwei weitere Leichen übergeben dürfte. Vermittler hätten der Terrororganisation deutlich gemacht, dass Trump kurz davor stehe, die Hamas für ein Scheitern der Waffenruhe verantwortlich zu machen. «Es ist wichtig, insbesondere in den nächsten Wochen, dass wir die Waffenruhe aufrechterhalten», hatte US-Außenminister Marco Rubio auf seiner jüngsten Reise in die Region erklärt.
Zum Abschluss seiner Gespräche in Israel hätten er und Israels Regierungschef Netanjahu betont, die gemeinsamen Interessen der USA und Israels voranzubringen, «allen voran die Rückkehr der verbleibenden getöteten Geiseln und die Entwaffnung der Hamas sowie die Entmilitarisierung des Gazastreifens», heißt es in einer Mitteilung des Büros von Netanjahu.
Bericht: Hamas will nach Krieg in Gaza mitregieren
Trumps Friedensplan sieht neben der Entwaffnung der Hamas auch deren Ausschluss von einer politischen Teilhabe im Gazastreifen vor. Darauf wollen sich die Islamisten dem «Wall Street Journal» zufolge jedoch nicht einlassen. Führende Hamas-Vertreter hätten in den vergangenen Tagen den arabischen Vermittlern in Kairo mitgeteilt, dass ihre Organisation nicht ausgelöscht werden könne und dass sie erwarte, im Gazastreifen auch künftig eine Rolle in einer Nachkriegsregierung zu spielen, hieß es unter Berufung auf die Vermittler.
Seit dem Inkrafttreten der Waffenruhe am 10. Oktober war es immer wieder zu einzelnen Zwischenfällen gekommen. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden dabei bislang mehr als 90 Palästinenser getötet. «Die Hamas will zeigen, dass niemand sie zerschlagen kann und dass sie der stärkste Akteur im Gazastreifen ist», zitierte das «Wall Street Journal» einen ehemaligen israelischen Sicherheitsbeamten. Hasan Abu Hanieh, Experte für islamistische Gruppen mit Sitz in Amman, sagte der Zeitung: «Für die Hamas ist die Waffenruhe ein Abkommen, keine Kapitulation.»