Die Waffenruhe im Gazastreifen ist fragil. Die Hamas will den Kampf gegen Israel fortsetzen. US-Präsident Trump droht den Islamisten mit dem Tod. Auch Israels Premier Netanjahu gibt sich entschlossen.
US-Präsident Donald Trump hat angesichts mutmaßlicher Hinrichtungen im Gazastreifen durch die islamistische Hamas der Terrororganisation Gewalt angedroht. «Wenn die Hamas weiterhin Menschen in Gaza tötet, was nicht Teil des Abkommens (über die geltende Waffenruhe) war, werden wir keine Wahl haben als hineinzugehen und sie zu töten», schrieb er auf der Plattform Truth Social. Zugleich wies Trump darauf hin, dass die Hamas gemäß dem Abkommen weitere Geisel-Leichen übergeben habe. Die Islamisten wollen aber den Kampf gegen Israel fortsetzen. Und Israel die Hamas besiegen.
Trump machte im Weißen Haus später auf Nachfrage klar, dass nicht US-Kräfte gegen die Hamas vorgehen würden, sollte diese nicht mit dem Töten aufhören. Es gebe Leute «ganz in der Nähe», die das machen würden – gemeint sein dürfte Israels Armee. Sie bekämen das leicht hin, aber unter Patronat der USA. Noch am Dienstag schien Trump nicht groß besorgt über die Gewalt der Hamas zu sein. Sie habe gegen «sehr, sehr schlimme Banden» durchgegriffen, das habe ihn nicht groß gestört. Am selben Tag warnte Trump die Hamas dann, ihre Waffen abzugeben. «Und wenn sie sich nicht entwaffnen, werden wir sie entwaffnen, und das wird schnell und vielleicht gewaltsam passieren», sagte er.
Hamas: Rückführung weiterer Geisel-Leichen braucht Zeit
Trump wies zugleich darauf hin, dass die Hamas weitere Leichen von Geiseln an Israel übergeben habe. «Sie haben auch gesagt, dass sie sich benehmen werden. Wir werden herausfinden, ob sie sich benehmen. Wenn sie sich benehmen, gut», sagte Trump. Falls nicht, «werden wir uns darum kümmern.» Derweil bekräftigte die Terrororganisation in der Nacht in einer Mitteilung, dass die Rückführung weiterer Leichen von Geiseln Zeit brauchen werde.
Einige dieser Leichen befänden sich in von Israels Armee zerstörten Tunneln, andere unter den Trümmern zerbombter Gebäude, hieß es. Um die Leichen weiterer Geiseln zu bergen, seien schwere Maschinen und Geräte zum Abtragen der Trümmer erforderlich, die derzeit nicht herbeigeschafft werden könnten, weil Israel ihre Einfuhr verweigere, heißt es in der Mitteilung weiter.
Laut der Vereinbarung über die seit einer Woche geltende Waffenruhe muss die Hamas insgesamt 28 Geisel-Leichen an Israel übergeben. Bisher übergab sie die Überreste von neun Geiseln. Die Terrororganisation fügte in der Mitteilung hinzu, dass sie sich weiter an die Vereinbarung halten werde. Sie machte zugleich Israel für die Verzögerung der Geisel-Rückführungen verantwortlich. Israel fordert die Hamas zur Übergabe aller toten Geiseln auf und droht bei Nichteinhaltung des Abkommens mit der Rückkehr zum Krieg im Gazastreifen.
Öffnung der Grenze zwischen Gaza und Ägypten verzögert sich
Unterdessen verzögert sich die Öffnung des Grenzübergangs zwischen dem Gazastreifen und Ägypten weiter. Die Vorbereitungen für eine Öffnung des Rafah-Übergangs für den Personenverkehr in Übereinstimmung mit der Waffenruhe-Vereinbarung gingen in Zusammenarbeit zwischen Israel und Ägypten weiter, teilte die zuständige israelische Behörde Cogat mit. Aus ägyptischen Kreisen hieß es, die Öffnung könnte sich bis Sonntag verzögern.
Ein Sprecher von Cogat bekräftigte, auch nach einer Öffnung für den Personenverkehr werde Rafah nicht als Durchgang für humanitäre Hilfslieferungen dienen. «Dies wurde zu keinem Zeitpunkt vereinbart», sagte er. Humanitäre Hilfe solle weiterhin über den Übergang Kerem Schalom und andere Grenzübergänge nach Gaza transportiert werden. Im Rahmen der Vereinbarung waren die Hilfslieferungen ausgeweitet worden. In der ersten Phase sollten rund 600 Lastwagen pro Tag nach Gaza einfahren. Israel kontrolliert nach einem Teilabzug seiner Truppen weiterhin mehr als die Hälfte des Küstenstreifens.