Fai beobachtet, dass junge Menschen sich großteils von der Politik abgewandt hätten. Sie hielten sie für ein dreckiges Spiel. «Sie haben das Gefühl, dass die jungen Leute es in der Vergangenheit versucht haben und viele von ihnen als Verlierer endeten, weil das System alle notwendigen Maßnahmen ergreifen musste, um jeden möglichen Aufstand der Jugend zu unterdrücken.»
Viele erfolgreiche Vorbilder gibt es auf dem Kontinent nicht: In Senegal gelang mit der Wahl des heute 45-jährigen Bassirou Diomaye Faye der Generationenwechsel. Jünger sind nur die Männer in Uniform, die sich in Mali, Tschad, Guinea und Burkina Faso an die Macht geputscht haben.
«Man kann einen Staatschef doch nicht einfach ausprobieren!»
Biya ist ein Autokrat. Die NGO Freedom House bewertet die politische Freiheit in Kamerun mit 15 von 100 Punkten, die der Präsidentschaftswahlen mit 0 von 4. Seine Partei verteilt Posten und Gelder, kontrolliert, wer an den Wahlen teilnehmen kann und lässt den Sicherheitsapparat derart einschüchternde Exempel statuieren, dass sich kaum noch wer zu protestieren traut. 2008 erschossen Sicherheitskräfte Dutzende Demonstranten. Andere sitzen nach friedlichen Demos vor fünf Jahren noch immer im Gefängnis.
Dass Biya nun doch wieder antritt, löste diesen Sommer trotzdem Unruhe aus. Sein Kabinett trifft er nur noch alle paar Jahre mal, immer mehr Zeit verbringt er in einem Luxushotel in Genf. Siegt er, wie weithin angenommen, steigt das Risiko, dass er im Amt stirbt. Selbst im Regierungslager kam die Frage auf: Ist es nicht an der Zeit, über einen Wechsel nachzudenken?
Descartes Akono Ze, PR-Mann in Biyas Präsidentenpartei, lächelt, als sei das absurd. «Man kann einen Staatschef doch nicht einfach so mal ausprobieren», sagt der 36-Jährige. «Wir haben den Mann ausgesucht, der schon gezeigt hat, dass er fähig ist. Wir haben doch kein zweites Land in Reserve, um zu sagen, wir testen mal jemand anders.»
Biyas Gegner spielen auf Zeit
Gefahr droht Biya vor allem aus seiner eigenen Generation. Gleich zwei langjährige Minister kehrten ihm den Rücken und treten selbst an. Ihre Rolle bestand jahrzehntelang darin, Biya die Stimmen im bevölkerungsreichen Norden des Vielvölkerstaats zu beschaffen. Deren drohender Verlust lockte sogar den Staatschef selbst in den Norden, sein einziger Wahlkampfauftritt überhaupt.
Hört man sich in der Hauptstadt Jaunde um, so hat Ex-Kommunikationsminister Issa Tchiroma Bakary trotz seiner 76 Jahre auch unter jungen Leuten viele Unterstützer. Dass er das System von innen kennt und nun aus dem Nähkästchen plaudert, gerät ihm zum Vorteil. An Biyas Sieg zweifelt trotzdem kaum einer. Er muss nur eine einfache Mehrheit bekommen - für die tief verwurzelten Gefälligkeitsnetzwerke seiner Partei wird das nicht schwer. Offen ist, was danach passiert.
«Natürlich wird Biya gewinnen», sagt Atangana. «Man wird nicht Präsident, in dem man improvisiert. Die Macht ist gut vorbereitet und hat eine Strategie.» Er allerdings auch. Das Ziel seiner Partei sei nicht diese Wahl. Aber nächstes Jahr sei man dann bei den Parlamentswahlen bekannter und könne so die eigenen Netzwerke ausbauen. «Um ein System zu bekämpfen, muss man das System studieren», sagt er. «Spielen Sie Schach?»