Und weiter: "Vielmehr benötigt es für eine nachhaltige Stabilisierung der GKV-Finanzen eine Kombination aus umfassenden Maßnahmen sowohl auf der Einnahmen- als auch der Ausgabenseite. Einnahmeseitige Maßnahmen wirken schneller und schaffen somit finanziellen Spielraum für weitere langsamer wirkende Reformen auf der Ausgabenseite".
Zudem gehen die Experten davon aus, dass die Herausforderungen des demografischen Wandels und des medizinisch-technischen Fortschritts langfristig jedoch so groß sind, "dass für einen langfristigen, finanzierbaren Zugang zu Innovationen über unsere berechneten Maßnahmen hinaus noch weiterreichende Reformpakete notwendig werden".
Düstere Zukunft der Krankenkassen: Wo liegen die Gründe dafür?
Deloitte sieht das Hauptproblem darin, dass einerseits die Bevölkerung altert und die Zahl der aktiven Arbeitnehmer sinkt. Die Kosten wiederum werden der Studie zufolge nicht nur steigen, weil ältere Menschen häufiger krank sind, sondern auch, weil der medizinische Fortschritt teuer ist und neue Medikamente und Behandlungsmethoden viel Geld verschlingen.
Hierzu wird in dem Bericht erklärt: "Viele der neuen Therapien sind für kleine Patientengruppen oder gar personalisiert (z.B. Zell- & Gentherapien). Was für die einzelnen Patient:innen ein Segen ist, belastet die Solidargemeinschaft mit Therapiekosten oft im hohen sechsstelligen Bereich.
In der Konsequenz wachsen die Gesundheitskosten in Deutschland demzufolge seit mehr als zehn Jahren schneller als das Bruttoinlandsprodukt (BIP) oder die beitragspflichtigen Einnahmen aus der solidarischen Finanzierung.
Kürzungen und Kosten-Notbremse für die Krankenkassen: Worüber diskutiert wird
Was in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder zum Thema gemacht wurde, waren Kürzungen der Leistungen der Krankenkassen. Der CDU-Wirtschaftsrat hatte zuletzt ganz offensiv eine Streichliste für Leistungen veröffentlicht.
Vom Spitzenverband Bund der Krankenkassen GKV kam die Forderung nach einer Kosten-Notbremsung. Noch, so erklärte es der GKV-Chef Oliver Blatt könnte man Beitragerhöhungen vermeiden. Aber: "Auf politischer Ebene ist bisher nichts passiert, um das abzuwenden."
Für Blatt gehen die Planungen zu langsam voran. Gegenüber der dpa erklärte er: "Hätten wir nur halb so viele Gesetzesvorschläge auf dem Tisch, wie gerade Kommissionen gebildet werden, dann hätten wir schon mehr erreicht."
Kürzungen und mehr Eigenverantwortung für Versicherte sieht man beim Sozialverband VdK kritisch. Auf Nachfrage von inFranken.de fand VdK-Präsidentin Verena Bentele deutliche Worte: "Es wird oft behauptet, dass mehr Eigenverantwortung leicht umzusetzen sei. Für viele Menschen ist dies jedoch nicht realistisch." Eine solche Forderung würde die Lebenswirklichkeit zahlreicher Bürger ignorieren.
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