Routine oder Signal an Moskau? Die Bundeswehr beteiligt sich an einem Nato-Manöver zur Verteidigung des Bündnisgebiets mit Atomwaffen – ohne scharfe Munition, aber mit klarer Botschaft.
Die deutsche Luftwaffe beteiligt sich von der kommenden Woche an mit mehreren Kampfflugzeugen an einem Nato-Manöver zur Verteidigung des Bündnisgebiets mit Atomwaffen. Wie ein Verantwortlicher im militärischen Nato-Hauptquartier im belgischen Mons der Deutschen Presse-Agentur sagte, hat die Bundeswehr drei für das Abwerfen von US-Atombomben ausgerüstete Tornados sowie vier Eurofighter für die am Montag beginnende Übung «Steadfast Noon» angemeldet.
Insgesamt werden an dem Manöver rund 2.000 Militärs aus 14 Bündnisstaaten mit mehr als 70 Flugzeugen beteiligt sein, wie Chefplaner Daniel Bunch sagte. Dazu gehören neben den deutschen Tornados und Eurofightern auch amerikanische F-35 sowie Überwachungs- und Tankflugzeuge. Das Verteidigungsministerium in Berlin bestätigte die deutsche Teilnahme, nannte aber keine Details.
Hauptstützpunkt für die jährliche Nato-Übung ist diesmal die niederländische Luftwaffenbasis Volkel. Weitere Aktivitäten sind im belgischen Kleine-Brogel, im britischen Lakenheath und im dänischen Skrydstrup geplant, wobei die Flugmanöver vor allem über der Nordsee trainiert werden sollen.
«Drohnen sind keine neue Bedrohung»
Mit Spannung wird erwartet, ob es zu Zwischenfällen mit Drohnen kommt. Wegen der Sichtung unbemannter Flugkörper war in den vergangenen Wochen wiederholt Alarm an zivilen und militärischen Airports ausgelöst worden. Zeitweise musste deswegen sogar der Flugverkehr eingestellt werden.
Die Nato gibt sich vorerst gelassen. «Drohnen sind für uns keine neue Bedrohung. Wir kennen dieses Thema gut», sagte Oberst Bunch. Am Ende werde die Nato stets einen Schritt voraus sein und ihre Missionen in allen Bedrohungslagen erfüllen können.
Nato-Generalsekretär Mark Rutte betonte am Freitag in einer Videobotschaft, dass «Steadfast Noon» Routine sei und keine Reaktion auf die jüngsten russischen Luftraumverletzungen oder andere Provokationen darstelle. Dennoch soll das Manöver auch das klare Signal an Moskau senden, dass die Nato im Fall der Fälle auch bereit sei, sich mit Hilfe von Nuklearwaffen zu verteidigen. Die Übung sei notwendig, um sicherzustellen, dass die nukleare Abschreckung so glaubwürdig und wirksam wie möglich bleibe, sagte Rutte.
Übungsflüge ohne Bomben
Grund dafür, dass Deutschland als Land ohne eigene Atomwaffen an der Übung teilnimmt, ist die sogenannte nukleare Teilhabe der Nato. Sie sieht vor, dass in Europa stationierte US-Atomwaffen vom Typ B61 im Ernstfall auch von Flugzeugen von Partnerstaaten abgeworfen werden und dann etwa gegnerische Streitkräfte ausschalten. US-Atomwaffen sollen offiziell unbestätigten Angaben zufolge zum Beispiel in Norditalien, in Belgien sowie in den Niederlanden und im rheinland-pfälzischen Büchel lagern.