Er sei vor kurzem auf dem schmelzenden Eis der Antarktis gewesen und nicht lange davor auf den schmelzenden Gletschern von Nepal. «Diese beiden Orte sind weit voneinander entfernt, aber in Krise verbunden.» Guterres betonte: «Die Lebenszeichen der Erde versagen.» Aber es sei noch nicht zu spät, dagegen vorzugehen. Weltweit müssten Wirtschaft und Unternehmen auf erneuerbare Energien umstellen. Die COP28 müsse ein «Gamechanger» werden, forderte der UN-Generalsekretär.
«Die globale Erwärmung sprengt die Budgets, treibt die Lebensmittelpreise in die Höhe, stellt die Energiemärkte auf den Kopf und schürt eine Krise der Lebenshaltungskosten», sagte er. Aber Klimaschutz könne noch den Schalter umlegen.
Brasiliens Präsident: «Wir haben nicht zwei Planeten Erde»
Brasilien will indes nach Aussage seines Staatspräsidenten Luiz Inácio Lula da Silva als Vorreiter beim Klimaschutz vorangehen. «Wir haben nicht zwei Planeten Erde», sagte er in Dubai.
Es gelte, dringend schneller voranzukommen und die «einzigartige Spezies der Menschheit» zu schützen. Brasilien habe die Entwaldung im Amazonas bereits deutlich reduziert, bis 2030 soll sie dem Präsidenten zufolge auf Null sinken. Unter vergleichbaren Ländern habe man einen der ambitioniertesten Klimaschutzpläne.
Brasilien wird 2025 Gastgeber der Weltklimakonferenz sein und pocht daher auch bereits hier in Dubai auf mehr Ehrgeiz, auch weil es selbst unter extremen Dürren leidet. Auf der vergangenen Weltklimakonferenz in Ägypten war Lula da Silva - kurz nach seiner Wahl und noch vor Amtsantritt - von Klimaschützern gefeiert worden.
Der größte Regenwald der Welt - Heimat für zehn Prozent aller Arten auf der Welt - ist ohnehin schon seit Jahrzehnten bedroht: durch Trockenheit, Verschmutzung der Flüsse, Brände und Abholzung. Trotz des Rückgangs ist Brasilien vom erklärten Ziel der «Null-Abholzung» noch weit entfernt.
Von der Leyen fordert Ausbau von CO2-Bepreisung
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen warb indes für einen entschlossenen Ausbau von Bepreisungssystemen für Kohlendioxid. «Wir alle wissen: Wenn wir die globale Erwärmung unter 1,5 Grad halten wollen, müssen wir die globalen Emissionen senken», sagte sie.
Die CO2-Bepreisung sei dabei eines der mächtigsten Werkzeuge, um klimaschädliche Emissionen zu reduzieren und gleichzeitig Innovation und Wachstum zu fördern. Starke Umweltverschmutzer müssten dann einen fairen Preis zahlen und die Einnahmen könnten in den Kampf gegen den Klimawandel reinvestiert werden.
Als Positiv-Beispiel für die CO2-Bepreisung nannte von der Leyen das CO2-Bepreisungssystem in der Europäischen Union. In den 18 Jahren seit dem Start seien die von dem System abgedeckten Emissionen um fast 40 Prozent gesunken, während die Wirtschaft weiter gewachsen sei, sagte sie. «Wir haben mehr als 175 Milliarden Euro eingenommen und diese fließen ausschließlich in den Klimaschutz, in Innovationen und in Entwicklungsländer.»
Nach Angaben der deutschen Politikerin gibt es weltweit bereits 73 CO2-Bepreisungsinstrumente. Diese deckten allerdings lediglich 23 Prozent der weltweiten Emissionen ab. «Dieser Anteil muss erhöht werden», mahnte von der Leyen. Dies werde eine schnellere Reduzierung der Emissionen ermöglichen und gleiche Wettbewerbsbedingungen für den internationalen Handel schaffen.
Spannungen unter den Ländern
Die Präsidenten von Litauen, Lettland und Polen boykottierten zuvor das gemeinsame Familienfoto. Nach Angaben der litauischen Präsidialkanzlei in Vilnius lehnten die Staatsoberhäupter der drei EU- und Nato-Staaten die Aufnahme ab, weil sie nicht zusammen mit dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko auf einem Bild sein wollten. «Lukaschenko gehört nicht zu der Familie, zu der wir gehören wollen», wurde der litauische Präsident Gitanas Nauseda in einer Mitteilung zitiert.
Vertreter der Islamischen Republik Iran sagten ihre Teilnahme an der diesjährigen Weltklimakonferenz ab. Das berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Irna. Grund sei die Teilnahme Israels an der Veranstaltung und dessen Angriffe auf den Gazastreifen. Irans Energieminister Ali Akbar Mehrabian reiste Irna zufolge mitsamt seiner Delegation wegen der Präsenz israelischer Vertreter nach seiner Ankunft in Dubai wieder ab.