Frankreich und weitere Staaten wollen mit einer großen Konferenz am Vorabend der UN-Generaldebatte die Zweistaatenlösung am Leben halten. Andere sagen, sie riskieren eine weitere Eskalation.
Neue Dynamik - oder weitere Eskalation? Die Anerkennung Palästinas als Staat durch eine Reihe von Ländern in New York ist ein Versuch, die Zweistaatenlösung am Leben zu halten. Eine entsprechende Konferenz von Frankreich und Saudi-Arabien heute (ab 21.00 Uhr MESZ) vor der für Dienstag geplanten UN-Generaldebatte mit etwa 150 Staats- und Regierungschefs dürfte den Druck auf Israel erhöhen. Diplomaten befürchten jedoch, dass Ministerpräsident Benjamin Netanjahus Reaktion harsch ausfallen könnte.
Wie sind wir an diesen Punkt gekommen?
Nach dem Ersten Weltkrieg stand Palästina unter britischer Verwaltung. London versprach sowohl Juden eine «nationale Heimstätte» als auch Arabern Unterstützung, was zu wachsenden Spannungen führte. Nach dem Holocaust und der Ermordung von rund sechs Millionen Juden durch Nazi-Deutschland beschlossen die UN 1947 die Teilung: ein Staat Israel für Juden, ein Staat Palästina für Araber. Während die Araber ablehnten, riefen die Juden 1948 Israel aus. Der folgende Krieg gegen mehrere Nachbarstaaten endete mit Israels Sieg und der Flucht von mehr als 700.000 Palästinensern («Nakba»). Weitere Hunderttausende flohen 1967 im Sechstagekrieg («Naksa»).
In den 1990er Jahren brachte der Friedensprozess zunächst Hoffnung, doch zentrale Fragen wie Grenzen, der Status Jerusalems, Flüchtlinge und Siedlungen blieben ungelöst. Gewaltakte von Extremisten sowie die Spaltung der größten Palästinenserorganisationen Hamas und Fatah schwächten die Chancen auf einen eigenen palästinensischen Staat zusätzlich.
Was soll bei der Konferenz in New York passieren?
Nach dem Willen der Veranstalter soll das hochrangige Treffen zur Zweistaatenlösung heute den Ton für die am Folgetag startende Generaldebatte der UN-Vollversammlung bilden. Die Botschaft: Die Weltgemeinschaft verlangt ein Ende des Gaza-Krieges und eine Rückkehr an den Verhandlungstisch - unverzüglich. Den Anfang machten am Wochenende bereits Großbritannien, Kanada und Australien, die Palästina als erste große westliche Wirtschaftsnationen anerkannten.
Der britische Ministerpräsident Keir Starmer und sein kanadischer Amtskollege Mark Carney werden ebenfalls auf der Konferenz sprechen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron dürfte heute nachziehen und den zunächst vor allem symbolischen Schritt der Anerkennung Palästinas ebenfalls vollziehen - auch Belgien, Neuseeland weitere kleinere Staaten haben eine Anerkennung angekündigt oder angedeutet.
Was soll das bringen?
Obwohl bereits etwa 150 der 193 UN-Mitgliedsstaaten Palästina anerkannt haben, wiegt die Entscheidung mehrerer zentraler Weltmächte, die traditionell zu Israels engsten Partnern zählen, besonders schwer. Noch entscheidender ist, dass diese Anerkennung die bedrohte Zweistaatenlösung stützen soll – sie ist gefährdet durch Israels Siedlungsausbau im Westjordanland, Annexionspläne und die Schwächung der Palästinensischen Autonomiebehörde in Ramallah.
Für die Palästinenser bedeutet der Schritt zusätzliche Legitimität im Streben nach einem eigenen Staat - er könnte den Weg zur vollen UN-Mitgliedschaft ebnen. Die Zweistaatenlösung sieht das gleichberechtigte Nebeneinander eines israelischen und eines palästinensischen Staates vor.