Nach einer südkoreanischen Überraschung im Vorjahr wird in Stockholm der nächste Literaturnobelpreisträger ausgerufen. Wer macht am Ende das Rennen?
In der schwedischen Hauptstadt Stockholm entscheidet sich heute, wer in diesem Jahr mit dem wichtigsten literarischen Preis der Welt geehrt wird.
Die Schwedische Akademie gibt frühestens um 13.00 Uhr in der Stockholmer Altstadt bekannt, wen sie mit dem diesjährigen Literaturnobelpreis auszeichnet.
Etwas mehr als 200 Namen sind dafür nach Auskunft der Akademie diesmal nominiert worden. Wer darunter ist, wird traditionell 50 Jahre lang geheim gehalten.
Im vergangenen Jahr war der Literaturnobelpreis überraschend an die Südkoreanerin Han Kang gegangen. Die Schwedische Akademie honorierte sie damit «für ihre intensive poetische Prosa, die sich historischen Traumata stellt und die Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens offenlegt», wie der Ständige Sekretär der Akademie, Mats Malm, bei der Preisbekanntgabe gesagt hatte.
Mit Han Kangs Auszeichnung setzte sich ein Muster der jüngsten Vergaben fort: Die Preisträger der vergangenen acht Jahre sind immer abwechselnd Männer und Frauen gewesen - geht das so weiter, wäre in diesem Jahr also wieder ein männlicher Autor dran.
Das sagt der Literaturkenner
Potenzielle Kandidaten gibt es viele. Der Literaturkritiker Denis Scheck zählt einen deutschsprachigen Schriftsteller zu seinen Favoriten. «Mein Literaturnobelpreisträger des Herzens ist der Österreicher Christoph Ransmayr», sagte Scheck der Deutschen Presse-Agentur. «Aus dem deutschsprachigen Raum ist er der Kandidat, dem ich es am allermeisten gönnen würde.» Ransmayr sei ein enger Freund des Extrembergsteigers Reinhold Messner und mit Werken wie dem «Atlas eines ängstlichen Mannes» so etwas wie der «8000er der deutschsprachigen Literatur», so Scheck.
Auch Thomas Pynchon zählt seit langem zu Schecks Topfavoriten. Eine Auszeichnung des US-Schriftstellers hätte in Zeiten eines Präsidenten Donald Trump auch eine politische Dimension, sagt der Literaturkenner. «Thomas Pynchon ist ein Vertreter der US-amerikanischen Gegenkultur, jener Kultur, die im Grunde die Hippiewerte hochhält und schon immer ein paranoides Verhältnis zu jeder Art von staatlicher Autorität hatte - und Trump bewahrheitet diese Angst vor dem allgegenwärtigen Überwachungsstaat.»