Die bei Touristen beliebten Märchenschlösser von König Ludwig II. inspirierten das Kino und Walt Disney. Nun hat die Unesco die imposanten Bauwerke ins Welterbe aufgenommen. Was bedeutet das?
Für Bayern wird mit der Entscheidung der UN-Kulturorganisation Unesco in Paris ein Traum wahr: Die imposanten Märchenschlösser von König Ludwig II. sind zum Welterbe ernannt worden. Die langersehnte Auszeichnung attestiert den berühmten Schlössern eine internationale Bedeutung, wofür die hohe Zahl von Besuchern aus dem In- und Ausland schon lange spricht.
«Die Aufnahme der Schlösser in die Welterbeliste ist eine herausragende Würdigung dieser eindrucksvollen Orte», sagte die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission, Maria Böhmer. «Sie sind allesamt architektonische Meisterwerke und zeugen von der künstlerischen Vorstellungskraft, aber auch der Exzentrik des Märchenkönigs.»
Märchenschlösser locken Millionenpublikum
Das Welterbekomitee der UN-Kulturorganisation verlieh das begehrte Welterbesiegel wie erwartet für Schloss Neuschwanstein im Allgäu sowie die Schlösser Herrenchiemsee und Linderhof in Oberbayern. Die drei Prunkbauten von Ludwig II. (1845-1886) gehören zu den bekanntesten touristischen Attraktionen im Freistaat. Im vergangenen Jahr kamen weit mehr als 1,7 Millionen Besucher. Außerdem wurde das Welterbeprädikat für das kleinere und weniger bekannte Königshaus am Berg Schachen bei Garmisch-Partenkirchen verliehen.
Söder: Mit Weltkulturerbe wird Märchen wahr
Die Auszeichnung ist nicht mit einer finanziellen Förderung verbunden, erhöht aber die sowieso hohe Bekanntheit, was dem Tourismus zugutekommen dürfte. Für den Staat beinhaltet die Auszeichnung die von der Bayerischen Schlösserverwaltung ohnehin wahrgenommene Pflicht, die Welterbestätten langfristig zu erhalten und zu schützen. Hohe Millionensumme flossen in den vergangenen Jahren in Sanierung und Unterhalt.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bezeichnete die Aufnahme als ein «Märchen», das wahr geworden sei. Die Aufnahme würdige Bayerns Geschichte, Kultur und Baukunst, sagte Söder nach Bekanntwerden der Entscheidung. Die Anerkennung durch die UNESCO sei eine große Freude, aber auch ein Auftrag: «Wir wollen unser kulturelles Erbe bewahren und für kommende Generationen erhalten.»
Ein Vierteljahrhundert Vorarbeit
Etwa ein Vierteljahrhundert Vorbereitungen waren in Bayern der angestrebten Ernennung zum Welterbe vorangegangen - vom Beschluss des Landtags, eine Bewerbung zu prüfen, über einen Bürgerentscheid in Schwangau und bis zur Aufnahme auf die deutsche Anwärterliste durch die Kultusministerkonferenz. «Jetzt wird es endlich Zeit», sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kürzlich.
Neben den Hürden des Verfahrens gab es vor Jahren möglicherweise noch mehr Skepsis als jetzt, ob die Architektur der Königsschlösser eigentlich des Welterbes würdig ist. Die spätromantische Kulissen-Architektur und die Absicht, eine andere Epoche zu imitieren, wurden oft als kitschig angesehen. Dabei sollten die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichteten Königsschlösser den Eindruck historischer Bauten erwecken und Mittelalter-Träume und Fantasien wecken.