Klützer Bürgermeister spricht von «missverständlichem Signal»
Der Klützer Bürgermeister Jürgen Mevius reagierte am Dienstag mit einer Pressemitteilung im Namen aller Stadtvertreterinnen und Stadtvertreter. Man verstehe, «dass die Kontroverse um Michel Friedmans Teilnahme an der Hannah-Arendt-Woche ein missverständliches Signal gesendet hat», schrieb Mevius. «Umso mehr möchten wir bekräftigen, dass Toleranz, Vielfalt und Meinungsfreiheit stets klare Leitbilder unserer politischen Arbeit waren und sind.»
Gemeinsam mit dem Uwe-Johnson-Literaturhaus und dem Förderverein werde man die Entscheidungsprozesse rund um die geplante Jubiläumsveranstaltung im Detail aufarbeiten, kündigte Mevius an. «Das Literaturhaus ist und bleibt für uns ein Ort, an dem die kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und kulturellen Themen einen wichtigen Platz einnimmt.»
Aufarbeitung in Klütz
Bürgermeister, Stadtvertreter und der Förderverein des Literaturhauses kamen am Dienstagabend zu einem ersten Gespräch zusammen. «Es war ein sehr gutes, sachliches Gespräch», berichtete Mevius im Anschluss. Es sei über das Thema Finanzen gesprochen worden. Am Mittwochabend soll demnach ein weiteres Gespräch stattfinden, dann mit dem wissenschaftlichen Leiter des Literaturhauses, Oliver Hintz.
Auf die Frage, ob entschieden wurde, die Veranstaltung mit Friedman im Oktober 2026 doch durchzuführen oder bei der Ausladung zu bleiben, sagte Mevius: «So weit sind wir noch lange nicht.»
Kommenden Montag soll auch Friedman in Klütz sprechen
Die Autorenvereinigung PEN Berlin hat zu einer Kundgebung am kommenden Montag aufgerufen. «Die Ausladung unseres Gründungsmitglieds Michel Friedman hat zu Irritationen geführt – auch bei uns», schrieb PEN in einer Mitteilung. Man bedauere die Absage der Veranstaltung. «So ist ein Eindruck entstanden, den niemand wollen kann, dem Demokratie, Kunst und der zivilisierte Austausch am Herzen liegen.»
Darum rufe PEN Berlin zu einer Kundgebung am 29. September um 17.00 Uhr am Klützer Markt auf. Dort werde neben dem Leiter des Literaturhauses Klütz, Oliver Hintz, auch die Schriftstellerin und PEN-Berlin-Sprecherin Thea Dorn sprechen sowie Michel Friedman, um dessen Ausladung die Kontroverse entbrannt ist.
Die Sorge vor Störungen gleich von welcher Seite könne niemals ein Argument sein, eine Veranstaltung abzusagen. «Das vorauseilende Einknicken vor Leuten, die nicht Kritik im Sinn haben, sondern Verhinderung, ist inakzeptabel», schrieb PEN Berlin.
Die Linke im Schweriner Landtag nannte die Absage an Friedman «nicht nachvollziehbar und deutlich zu kritisieren». Alle Argumente, die bislang öffentlich kolportiert worden seien, wirkten schlicht vorgeschoben. «Besonders verheerend ist meines Erachtens die Aussage, den Auftritt von Friedman wegen befürchteter rechter Aufmärsche abzusagen», sagte der innenpolitische Sprecher der Linksfraktion, Michael Noetzel. «Wir dürfen vor rechten Demokratiefeinden und Antisemiten nicht einknicken – erst recht nicht in vorauseilendem Gehorsam.»