Großer Renten-Flop mit Riester immer deutlicher: Rekordwert bei Kündigungen

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Während die Zahl der gekündigten Riester-Verträge steigt, verspricht die Regierung Reformen. Experten zweifeln an der Wirksamkeit und Nachhaltigkeit.

Mehr als fünf Millionen Verträge gekündigt. Ist das endgültig der Belegt für den Renten-Flop mit Riester? Jeder vierte der insgesamt 20 Millionen Riester-Verträge wurde vorzeitig beendet. Schon im August dieses Jahres hatte der Blick auf 2024 gezeigt, die Riester-Rente ist immer unbeliebter und gilt als ein gescheitertes Vorsorge-Projekt der Politik.

Das Portal Finanztip sieht es ähnlich. Dort erklärt Chefredakteur Saidi Sulilatu: "Die Riester-Rente startete vor fast 25 Jahren mit dem Versprechen, die Rentenlücke zu schließen und den Menschen eine verlässliche Altersvorsorge zu bieten. Dieses Vorhaben ist gescheitert." Jetzt droht 2025 ein Rekordjahr für Riester-Kündigungen zu werden.

Riester-Rente weiter zwischen Flop und Reform

Die neue Bundesregierung kündigte zwar an, man wolle mit Reformen das Vorsorgemodell verbessern, eine wirkliche Lösung ist aber noch nicht zu erkennen. Im Koalitionsvertrag von Union und SPD steht dazu: "Wir werden die bisherige Riester-Rente in ein neues Vorsorgeprodukt überführen, von bürokratischen Hemmnissen befreien und mit dem Verzicht auf zwingende Garantien sowie der Reduzierung der Verwaltungs-, Produkt- und Abschlusskosten reformieren."

Doch was ist noch sinnvoll? Experten sind skeptisch. Denn neben der Riester-Reform hat sich die Regierung für eine Frühstart-Rente entschieden. Und hier liegt laut Sulilatu das Problem. Er schreibt dazu bei Finanztip: "Ab 2026 sollen Kinder zwischen sechs und 18 Jahren monatlich 10 Euro vom Staat in ein Depot bekommen. Doch die Frühstartrente greift zu kurz, denn sie hilft zwar Jüngeren, aber allen, die die Schule verlassen haben, überhaupt nicht bei ihrer Altersvorsorge."

Eine Ausweitung des unterstützten Personenkreises ist demnach aber nicht geplant. Für den Finanztip-Chefredakteur ist eine wirkliche Riester-Reform nicht absehbar. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung erklärte dazu: "Die Frühstart-Rente darf nicht dazu führen, dass eine Reform von Riester vernachlässigt wird. Hier muss schnell gehandelt werden. Jedes weitere verlorene Jahr kostet die Menschen im Alter Einkommen."

Klare Forderungen für eine Reform der Riester-Rente

Sulilatu stellt bei Finanztip klare Forderungen auf für eine bessere Riester-Rente und fasst diese in eine sogenannten Positionspapier zusammen:

  • Kosten müssen runter
    Bisherige Probleme: hohen Verwaltungskosten, Intransparenz und versteckten Provisionen. Die Produkte müssen günstiger sein. Die jährlichen Gesamtkosten müssten auf maximal 0,5 Prozent gedeckelt sein, inklusive Fondsverwaltung und Depotführung.
  • Risiko, wer Risiko möchte
    Eine Altersvorsorge sollte mehrere Optionen bieten, mit und ohne Garantien. Versicherte könnte so die private Altersvorsorge auf ihre Lebenslage und Risikobereitschaft abstimmen. Ganz ohne Garantien hätte man deutlich bessere Chancen, langfristig tatsächlich Vermögen aufzubauen.
  • Versicherte bestimmen die Auszahlung
    Problem: Die Riester-Rente ist unflexibel bei der Auszahlung. Das angesparte Geld wird überwiegend als Rente ausgezahlt – und ist demnach mit dem Tod noch Geld im Vertrag, sehen die Hinterbliebenen meistens nichts davon.  
  • Automatisch dabei sein
    Das Thema Finanzen schreckt laut Portal viele Menschen ab. Die staatlich geförderte Altersvorsorge sollte dem Positionspapier zufolge als Opt-out-System konzipiert werden: Wer nicht widerspricht, ist automatisch dabei. So würde der Einstieg erleichtert werden.
  • Verständliche Steuerregelungen
    Problem: Die Förderung der Riester-Rente war immer auch an Einkommensprüfungen, Zulagen und Steuererklärungen gekoppelt – viel zu kompliziert. Zu bürokratisch und mit zu hohen Beratungskosten. Die Grundförderung sollte demnach einfach zu verstehen sein und ohne komplizierte Anträge funktionieren.

Wie wichtig eine funktionierende Vorsorgeförderung ist, stellt Finanztip in seinem Bericht auch noch einmal heraus und schreibt dazu: "Die gesetzliche Rente allein wird für die meisten von uns nicht ausreichen. Gerade weil wir immer älter werden, wächst der persönliche Bedarf. "

Das bisherige Potenzial bei der Riester-Rente

Der Glaube an eine Reform der Riester-Rente ist bei den meisten Experten sehr gering. In einem Bericht der Tagesschau hatte sich bereist im Juli Britta Langenberg, Altersvorsorge-Expertin der Bürgerbewegung Finanzwende dafür ausgesprochen, dass man auf "ein staatlich gelenktes Altersvorsorge-Produkt" setzen sollte.

Langenberg erklärte damals dazu: "Wir glauben nicht, dass die Riester-Rente reformierbar ist. Es hat ja schon während der vergangenen 20 Jahre die unterschiedlichsten Reformversuche gegeben. Das hat zu nichts geführt. Wir glauben deshalb, dass es einen grundlegenden Systemwechsel braucht, und zwar hin zu einem einfachen, einem kostengünstigen und einem staatlich organisierten Produkt."

Das Potenzial mit Riester ist tatsächlich in der aktuellen Form wenig vielversprechend. Zahlen des Bundesfinanzministeriums zur Auszahlung der Riester-Rente im Leistungsjahr 2023 zeigen das Problem. Wie das Ministerium auf Nachfrage mitgeteilt hatte, wurden die aktuellsten Zahlen im März 2025 mit der Riester-Auszahlungsstatistik veröffentlicht:

  • Das Auszahlungsvolumen aller Riester-Verträge belief sich demnach auf rund 1,91 Milliarden Euro. Der durchschnittliche jährliche Auszahlungsbetrag (arithmetisches Mittel) lag bei 1.636,13 Euro. Der Median, der die zentrale Tendenz beschreibt, betrug 864 Euro.
  • Eine durchschnittliche Rente durch Riester lag damit im Monat bei 136,34 Euro. 
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