US-Experte: Trump "will einen Frieden herbeischaffen, aber keinen gerechten"
Wenn es um die Sicherheit in Europa gehe, "sollte man die Stimme erheben", pflichtete der aus Washington zugeschaltete Jeff Rathke vom American-German Institute an der Johns-Hopkins Universität bei. Was vom Telefonat zwischen Trump und Putin zu erwarten war, konnte der ehemalige US-Diplomat nicht abschätzen, war sich jedoch sicher: Trump wolle "einen Frieden herbeischaffen, aber keinen gerechten". Deshalb säßen die Europäer nicht am Verhandlungstisch. Deren Sicht sollte allerdings berücksichtigt werden, vor allem, wenn sie für Frieden und Wiederaufbau bezahlen sollten.
Auf die USA dürfe man sich nicht verlassen, wollte Kiesewetter zudem über nukleare Abschreckung sprechen. Ein Thema, bei dem Mika emotional reagierte: "Atomarer Schutzschild ist ein euphemistischer Begriff", kritisierte sie, "wenn wir unter einen Schutzschild müssen, dann sind wir tot." Rotter brachte die Debatte wieder auf neutralen Boden zurück: Noch hätten die USA nicht angedroht, den nuklearen Schirm von den Europäern wegzunehmen. Ersetzen könnte man diesen Schutz noch länger nicht, ergänzen aber sehr wohl - riet sie, diese gesellschaftliche Debatte einzugehen.
"Sich auf die Zukunft vorzubereiten", das hielt auch Jef Rathke für klug, schließlich wisse man, "dass Trump kein Anhänger von Bündnisverpflichtungen ist".
Journalistin unterstellt Bundeswehr, unterwandert zu sein, Jungoffizier wehrt sich
Zum Abschluss dieser inhaltsstarken Sendung wollte Klamroth über den Zustand der Bundeswehr sprechen. Dazu hatte er einen weiteren Gast eingeladen. Im Bereich der Aufrüstung und Modernisierung wäre seit seinem Eintritt zur Bundeswehr vor 14 Jahren viel passiert, jetzt müsste man vor allem ans Thema Personal ran - schilderte Jungoffizier David Matei, der auf TikTok über Verteidigungsthemen vlogt, die Lage.
Mit der Frage, ob die Bundeswehr ein attraktiver Arbeitgeber sei, brachte ihn Bascha Mika kurz aus dem Konzept. Warum träte jeder Vierte Freiwillige nach kurzer Zeit aus der Bundeswehr aus, zitierte die Friedensaktivistin den Wehrbericht 2024. Dass die Bundeswehr rassistisch, sexistisch und rechtsradikal unterwandert wäre - wie sie unterstellte -, wies der Junoffizier von der Hand. Auch bei Ausbildungen und an der Uni würden sich 25 - 30 Prozent umentscheiden, sah Matei darin nichts Außergewöhnliches: "Gut, dass sie es sich anschauen und merken, Haare schneiden ist nichts für mich", überraschte er Mika mit seiner "Analyse".
Podcaster Ole Nymoen: "Es kommt für mich nicht in Frage zu dienen"
"Gesundheit, familiäre Gründe, aber auch falsche Vorstellungen, was der Militärdienst beinhalte", kannte Rotter die eigentlichen Gründe aus dem Bericht selbst. Zudem brächten neue Technologien andere Anforderungen ans Berufsbild. Dieses Potenzial müsse man aufarbeiten, um zu schauen, wie die Bundeswehr attraktiver werde.
"Die körperlichen Anforderungen, aber auch Flugzeuge, die nicht fliegen, Waffen, die nicht funktionieren", hätten oft zum Ausstieg beigetragen, ergänzte Kiesewetter. Seit drei Jahren sei man jetzt dabei, die Bundeswehr langsam wieder auszustatten.
Nymoen konnte er damit nicht überzeugen. Auch Mateis flammendes Plädoyer, dass "Deutschland es wert sei" zu kämpfen, prallten am Autor ab: "Es kommt für mich nicht infrage zu dienen", stellte er klar, "einerseits aus Eigeninteresse: Ich will nicht sterben, nicht versehrt werden, andererseits lässt es einen nicht unverändert zurück. (...) 60 Prozent der Bevölkerung sehen das auch so", berief er sich auf Umfragen: "Am Ende des Tages ist sich jeder selbst der Nächste."