Bayer verweist unter anderem auf volle Praxen und monatelange Wartezeiten. «Das Ziel ist es, Patientinnen und Patienten frühzeitig eine fachärztliche Einschätzung zu ermöglichen und sie gezielt an die richtige Stelle weiterzuleiten – als ergänzende Orientierung, nicht als Ersatz für die persönliche Untersuchung», erläutert der Geschäftsführer.
Wie sehen Verbraucherschützer das Thema?
Ebenfalls kritisch. Zwar belebe Wettbewerb das Geschäft, sagt Peter Grieble, Leiter der Abteilung Versicherungen, Pflege, Gesundheit bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Er vergleicht die dm-Angebote mit den sogenannten Igel-Leistungen, also ärztliche Zusatzleistungen, die über den Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenkassen hinausgehen.
Entscheidend sei dabei der Rahmen, betont Grieble. Schon die Werbung müsse deutlich machen, was ein Angebot leisten kann, wie eingeschränkt es sei und dass es beispielsweise nicht dem entspreche, was ein Augenarzt leisten könne. «Das muss in der Darstellung klar werden.» Und hier habe er Zweifel, wie das - den Anforderungen entsprechend - umgesetzt werden könne.
Ein Problem sieht er auch beim individuellen Umgang mit möglichen Patienten und Patientinnen. Deren Bedarf müsste vorab geklärt werden. Dazu zählt nach seinen Ausführungen, wie jemand mit einer womöglich kritischen Diagnose umgeht, ob er sie überhaupt wissen möchte. Eine weitere Frage sei, wie valide die Ergebnisse sind. «Was da rauskommt, muss stimmen», betont Grieble.
Sein Rat: «Je gesundheitsrelevanter eine Thematik ist, desto mehr ist sie beim Arzt angesiedelt.» Die Frage, ob für die eigene Haut die frei verkäufliche Creme A oder B besser ist, sei in der Regel nicht mit Gesundheitsrisiken verbunden. Eine Krebsdiagnose «ist aber nichts, das man en passant machen kann».
Planen andere Drogerieketten ähnliches?
So weit wie dm gehen andere Drogeriemarktketten in Deutschland nicht. Der Handelskonzern Müller hatte im Juli mitgeteilt, «als Antwort auf den Megatrend Gesundheit» eine «Gesundheitswelt» als Shop-in-Shop-Konzept einzuführen. Auf bis zu 120 Quadratmetern Verkaufsfläche solle ein Sortiment rund um Themen wie Apothekenkosmetik, Naturheilkunde und Nahrungsergänzung zusammengestellt werden. Samt Beratungstischen und KI-basiertem Beratungstool mit interaktivem Chat und Produktempfehlungen.
Rossmann teilte auf Anfrage lediglich mit, alle Entwicklungen im Bereich Gesundheitsleistungen sehr aufmerksam zu beobachten. «Zu möglichen zukünftigen Maßnahmen oder Planungen geben wir jedoch keine Auskunft.»