Auch Vögel in Deutschland swoopen
Magpies werden aufgrund des Swoopens oft als besonders aggressive Vögel wahrgenommen. Doch auch in Deutschland kann es zur Brutzeit zu Angriffen kommen. Mäusebussarde oder Krähen nehmen Spaziergänger und Radfahrer ins Visier, wenn die sich ihrem Nest nähern. Solche Fälle sind jedoch seltener und meist harmloser.
Gisela Kaplan, emeritierte Professorin für Tierverhalten an der University of New England, betont: «Die Vögel sind jederzeit bereit, das Swoopen einzustellen, wenn sie erkennen, dass man keine Gefahr darstellt.» Außerdem stehe das Männchen unter großem Druck, das Nest während dieser kritischen Zeit zu verteidigen. Denn wenn es seinen Job nicht gut macht, riskiert es, vom Weibchen verlassen zu werden.
Es stimme, dass Magpies sich Gesichter über viele Jahre hinweg merken, was für Bewohner aber auch ein Vorteil sein könne. «Außerhalb der vier Wochen, in denen sie swoopen, sind es unauffällige Vögel, die manchmal auch Freundschaften mit Menschen schließen, die in ihrem Gebiet leben. Einige Elternvögel stellen ihren Nachwuchs vertrauten Menschen sogar vor», erklärt die Expertin.
Auch Freundschaften sind möglich
Genau diese Erfahrung hat Baz Collis gemacht, der etwa 70 Kilometer entfernt von Perth wohnt. Die dort ansässige Magpie-Art lebt in größeren Familien, erzählt der Rentner, der die Magpie-Population in seiner Gegend seit Jahren dokumentiert.
Viele der insgesamt 16 Magpies in seinem Gebiet besuchen täglich seine Terrasse – und sein Haus. Dort bekommen sie einen kleinen Snack in Form von speziellem Magpie-Futter, das Baz extra besorgt. Einen besonderen Magpie hat er Mr. Sox getauft. Dieser fliegt auch gerne mal durch die Terrassentür, setzt sich auf einen Stuhl und verweilt dort bis zu 30 Minuten.
«Er ist der Einzige, der auf mein Knie hüpft und darauf besteht, aus der Hand gefüttert zu werden», sagt Baz. Dabei verhält sich der Magpie so vertraut, dass er während des Interviews anfängt, in den Telefonhörer zu zwitschern. Für Baz sind die Magpies inzwischen wie eine Familie.
Menschen reagieren mit Mischung aus Respekt und Humor
Trotz aller Geschichten von blutigen Begegnungen, Kabelbindern am Helm und Swooping-Karten begegnen viele Australier der Swooping-Saison mit einer Mischung aus Pragmatismus, Respekt und Humor.
Auch Rhys Newell nimmt es gelassen. Der Vorfall auf dem Rad? Nicht seine erste Begegnung mit einem Magpie – und vermutlich auch nicht die letzte. «So was passiert selten. Ich bin danach noch eine Stunde weitergeradelt», sagt er. «Die Wunde sieht schlimmer aus als sie ist – zu Hause hatte ich es schon wieder vergessen.»