Ein Polizeieinsatz in Völklingen endet tödlich - nicht weit vom Revier entfernt. Viele Fragen sind noch offen. Die Ermittlungen laufen – und die Stadt trauert.
Nur wenige Hundert Meter liegen die Polizeiinspektion, die Tankstelle und der Ort der tödlichen Schüsse im saarländischen Völklingen auseinander. Nur wenige Hundert Meter liegen zwischen einem Raubüberfall und einem eskalierten Gerangel, bei dem ein Polizist getötet wird. Der 18-jährige Verdächtige flüchtet zunächst, wird kurz darauf von Polizisten angeschossen und verletzt.
Laut Oberstaatsanwalt Christian Nassiry läuft gegen den mutmaßlichen Täter ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts besonders schweren Raubes, des Mordes und des zweifachen versuchten Mordes. Der Haftbefehl sei erlassen worden.
Rehlinger: «Das Saarland trauert, wir alle trauern»
«Gestern und heute sind dunkle Tage für unser Land und unsere Polizei», sagt Landesinnenminister Reinhold Jost (SPD). Man stehe «in Trauer, Fassungslosigkeit und Anteilnahme» an der Seite der Angehörigen. Jemand habe zu ihm gesagt: «Das ist die schreckliche Seite des schönsten Berufs der Welt.» Jost ist bei der Pressekonferenz den Tränen nahe.
Auch Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) zeigt sich betroffen. «Das Saarland trauert, wir alle trauern», sagt sie. Sie selbst sei tief betroffen. «Ein junger Polizist wurde mitten aus dem Leben gerissen – im Dienst», sagt Rehlinger. «Es ist gestern schon ein furchtbarer Moment gewesen und nichts davon war heute Morgen besser zu ertragen.» In der Staatskanzlei liege ein Kondolenzbuch aus.
Ermittlungen wegen Mordes und zweifachen versuchten Mordes
Blumen, Kerzen und Trauerbekundungen sind Zeugnis von dem, was nur wenige Stunden zuvor in der 40.000-Einwohner-Stadt passiert ist. Um etwa 18 Uhr wird die Polizei über einen Raubüberfall auf eine Tankstelle informiert. Ein 18-Jähriger soll mit einem Messer gedroht haben und dann mit Beute in dreistelliger Höhe geflüchtet sein.
Drei Polizeibeamte verfolgten ihn, darunter ein Kommissaranwärter. Bei einem Gerangel habe der Tatverdächtige einem der Polizisten die Dienstwaffe entreißen können und mehrfach geschossen, heißt es. Wie und wem die Waffe entrissen wurde, könne man noch nicht sagen, so Landespolizeivizepräsidentin Natalie Grandjean. Der 34-jährige Polizist starb wenig später in einer Klinik.
Der Tatverdächtige sei im Verlauf des Einsatzes zweimal am Körper getroffen worden, sagt Grandjean. Er befinde sich in medizinischer Versorgung. Über den in Deutschland geborenen Mann mit deutscher und türkischer Staatsangehörigkeit würden keine polizeilichen Erkenntnisse vorliegen. Das Messer des Verdächtigen sei sichergestellt worden. Oberstaatsanwalt Nassiry sagt, der 18-Jährigen sei auch eine Haarprobe entnommen worden, um einen Medikamenten- oder Drogeneinfluss zu überprüfen.