Viele Unternehmen in Deutschland klagen über hohe Kosten, Überregulierung und marode Infrastruktur. Doch der Softwareriese sieht hierzulande mehr Chancen als Risiken und investiert über 3 Milliarden.
Bundeskanzler Olaf Scholz wird in diesen Wochen nicht besonders häufig von guten Nachrichten verwöhnt. Doch in der Hauptstadtrepräsentanz von Microsoft bekam der SPD-Politiker eine Botschaft zu hören, die sichtbar seine Stimmung aufhellte: Der US-Softwareriese wird bis Ende 2025 knapp 3,3 Milliarden Euro in Deutschland investieren, um seine Rechenzentrumskapazitäten für Anwendungen im Bereich Künstlicher Intelligenz (KI) massiv auszubauen.
«Das ist ein guter Morgen für Deutschland», sagte der Kanzler. Gemessen an der Größe des Landes sei die Bundesrepublik definitiv die erfolgreichste Exportvolkswirtschaft der Welt. Deutschland sei aber nicht nur ein Land, das mit der ganzen Welt Handel treibe und überall investiere, sondern auch Investitionen in das eigene Land ermögliche.
Für die Freigabe der enormen Investitionssumme durch Microsoft mussten weder der Bund noch die beiden vor allem profitierenden Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Hessen in finanzielle Vorleistung gehen. «Wir werden keine Subventionen erhalten und haben auch nicht danach gefragt, sagte Microsoft-Präsident Brad Smith in Berlin.
Warum fließen die Investitionen in den Westen?
Microsoft schlüsselt nicht exakt auf, in welchen Regionen der Bundesrepublik genau das Geld in den kommenden gut 22 Monaten investiert wird. Das Gros der Mittel wird aber nach den Worten von Microsoft-Deutschland-Chefin Marianne Janik in das Rheinische Revier fließen. In NRW wird Microsoft auch eine neue Cloud-Region einrichten.
Der Konzern sucht zum einen damit die räumliche Nähe zu deutschen Großkunden wie Bayer und RWE, um die Datenlaufzeiten (Latenz) zwischen den Rechenzentren und den Anwendungen möglichst niedrig zu halten. Durch die Region laufen aber auch verschiedene Hochgeschwindigkeitsleitungen, über die europäische Nachbarländer wie Belgien und die Niederlande gut angebunden sind.
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) wertete die Investition von Microsoft als «starkes Signal für Deutschland und ein großartiger Beitrag zum Strukturwandel im Rheinischen Revier». Mit dieser Milliarden-Entscheidung trage Microsoft wesentlich dazu bei, die Transformation der Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen nachhaltig voranzutreiben. «Dass ein Global Player ein solches Investment in Nordrhein-Westfalen tätigt, ist ein Zeichen des Vertrauens und Ergebnis konkreter Standortpolitik.»
Von den Microsoft-Investitionen wird aber auch Hessen profitieren. Die Rhein-Main-Region ist wegen des großen Internet-Knotens DE-CIX in Frankfurt Deutschlands führender Standort für Rechenzentren. Die bereits bestehende Microsoft-Cloud-Region Rhein/Main wird weiter ausgebaut.