Künstliche Intelligenz statt Auto?
Ein Teil der Entwickler aus Apples Auto-Team solle künftig an Software mit Künstlicher Intelligenz arbeiten, schrieben Bloomberg und das «Wall Street Journal» unter Berufung auf informierte Personen. Sie sollen sich demnach auf das heiße Thema generative KI fokussieren: Programme wie der Chatbot ChatGPT, die neue Inhalte auf Basis einer gewaltigen Menge erfasster Informationen erzeugen kann. Apples Aktivitäten in dem Bereich sind bisher weniger sichtbar als etwa bei Microsoft, das einen Pakt mit dem ChatGPT-Entwickler OpenAI schloss. Zu Apples Auto-Team gehören aber auch mehrere hundert Hardware-Entwickler, wie Bloomberg berichtete. Sie könnten in anderen Abteilungen unterkommen. Es werde aber auch Entlassungen geben.
In den vergangenen Jahren ließen auch häufige Personalwechsel die Unruhe rings um Apples Projekt erkennen, das laut Medienberichten den Codenamen «Titan» trug. So ging der einst als Leiter eingesetzte ehemalige Tesla-Manager Doug Field 2021 zu Ford, wo er nun das Elektroauto- und Digital-Geschäft verantwortet.
Branchenexperten waren stets skeptisch
Selbst als der Hype um ein mögliches Apple-Auto in den vergangenen Jahren immer wieder hohe Wellen schlug, zeigten sich einige Branchenexperten stets skeptisch, dass der Konzern das wirklich durchziehen würde. Zu anders sei das Geschäft der Autobranche, argumentierten sie. Statt kompakter Elektronik-Pakete müssten schließlich Fahrzeuge rund um die Welt verschifft und jahrelang gewartet werden. Die Entwicklungszyklen dauerten wegen Regulierungsvorgaben Jahre statt Monate - und auch die Margen seien viel niedriger als in Apples Kerngeschäft. Manager aus der Autobranche gaben immer wieder zu bedenken, es sei gar nicht so einfach, ein Fahrzeug zu bauen.
Wohl auch deshalb tauchten immer wieder Spekulationen auf, Apple könnte eine Abkürzung mit dem Kauf eines Autoherstellers wie McLaren oder eines Autozulieferers nehmen. Tesla-Chef Elon Musk behauptete vor ein paar Jahren, er habe inmitten der existenziellen Probleme des Autobauers beim Produktionsstart des Volumenfahrzeugs Model 3 ein Angebot an Apple gerichtet, das Unternehmen zu kaufen. Apple-Chef Cook habe aber kein Interesse an einem Treffen gezeigt.
Auch Sony und Xiaomi bringen Elektroauto auf den Markt
Mit einem Start 2028 wäre Apple nicht der erste Elektronik-Konzern mit einem eigenen Auto gewesen: Sony will sein gemeinsam mit Honda entwickeltes Elektrofahrzeug unter dem Markennamen Afeela 2026 auf den Markt bringen und stellt den Wagen bereits vor der Annahme von Vorbestellungen im kommenden Jahr in den USA aus. Auch Xiaomi, Anbieter von Smartphones und anderer Elektronik aus China, will bald den Verkauf seines Elektroautos SU7 im Heimatmarkt starten. Google hatte einst einen kleinen selbstfahrenden Zweisitzer entwickelt, inzwischen baut die Schwesterfirma Waymo ihre Robotaxi-Technik aber in Elektroautos von Jaguar ein.
Und Apple wird weiterhin in vielen Autos präsent sein: Etwa über die Software Carplay zum Anschluss des iPhone, mit der Dienste vom Smartphone den Bildschirm der Infotainment-Anlage übernehmen können. Einige Branchenexperten sind überzeugt, dass Apple - und Google mit dem ähnlichen Dienst Android Auto - den etablierten Herstellern das künftige Digitalgeschäft streitig machen könnten. Diese kontern mit eigenen digitalen Angeboten - und bei General Motors sollen in künftigen Elektromodellen Carplay und Android Auto sogar ganz draußen bleiben.
Aktienmarkt reagiert positiv
Auf dem Aktienmarkt deutete ein kleines Kursplus für die Apple-Aktie direkt nach den Medienberichten Erleichterung der Anleger darüber an, dass der Konzern ein kostspieliges Programm mit unklaren Erfolgsaussichten zu den Akten legt. Im frühen Handel am Mittwoch lag das Papier jedoch zusammen mit anderen Tech-Aktien im Minus - während es für Kurse von US-Autobauern inklusive Tesla aufwärts ging.