Kommentar zum Fall Ecclestone: Eine armselige Entscheidung

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Formel-1-Chef Bernie Ecclestone kommt am 05.08.2014 in München ( im Landgericht München I nach einer Verhandlungspause in den Verhandlungssaal. Foto: Sven Hoppe/dpa
Formel-1-Chef Bernie Ecclestone kommt am 05.08.2014 in München ( im Landgericht München I nach einer Verhandlungspause in den Verhandlungssaal. Foto: Sven Hoppe/dpa

Da können sich Staatsanwaltschaft und Richter noch so sehr bemühen, ihrer Entscheidung im Fall Ecclestone einen gesetzlich nachvollziehbaren Anstrich zu geben: Die Einstellung des Verfahrens nach Paragraf 153a der Strafprozessordnung ist im vorliegenden Fall armselig.

Was entsteht in der Öffentlichkeit für ein Eindruck, wenn "das öffentliche Interesse an der Strafverfolgung" mit einer Millionenzahlung beseitigt werden kann? Was für eine Art von öffentlichem Interesse soll das sein?

Der Verdacht liegt nahe, dass hier Juristen den bequemen Weg gegangen sind. Die Millionen fließen, die Aktendeckel können geschlossen werden, und alle Verfahrensbeteiligten sind zufrieden. Schnell wurden am Dienstag glaubhafte Argumente für die Entscheidung präsentiert: Unter anderem auf das hohe Alter von Ecclestone habe man Rücksicht genommen. Wenn es um den Posten des Formel-1-Chefs geht, wirkt der 83-Jährige aber erstaunlich ambitioniert und fit.

Und wenn sich laut Gericht viele der Vorwürfe durch die Zeugenaussagen nicht erhärtet haben, dann hätte es ein dementsprechendes Urteil geben müssen und kein bezahltes Verfahrensende.

Es wird Leute geben, die in der Entscheidung eine lukrative Geldeinnahme für Staat und Gesellschaft sehen. Doch seit wann ist die Justiz dazu da, Kasse zu machen? Recht und Gerechtigkeit waren zwar schon immer zwei paar Stiefel. Aber das Rechtsempfinden sollte dennoch nicht unnötig mit Füßen getreten werden.

Derzeit läuft in bayerischen Gerichtssälen noch ein anderer Prozess: das Wiederaufnahmeverfahren gegen Gustl Mollath. Hier Ecclestone, dort Mollath: Unterschiedlicher könnten die Protagonisten nicht sein. Man wirft Mollath Penetranz und mangelnde Flexibilität vor. Ecclestone hat diese Flexibilität gezeigt: Wenn ihr Geld wollt, kein Problem! 100 Millionen Dollar - und die Ampel springt auf Grün. Mollath will dagegen bedingungslose Aufklärung - und droht damit zu scheitern. Sein Ansehen in der Öffentlichkeit schwindet.

Wo endet der Mittelweg und wo beginnt Korruption? Die Frage stellt sich seit Dienstag neu.