Der neue Papst Franziskus kommt aus Argentinien

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Kardinal Bergoglio winkt am 13.03.2013 als neuer Papst Franziskus I. im Vatikan vom Balkon zu den Gläubigen auf dem Petersplatz. Foto: Michael Kappeler/dpa
Kardinal Bergoglio winkt am 13.03.2013 als neuer Papst Franziskus I. im Vatikan vom Balkon zu den Gläubigen auf dem Petersplatz. Foto: Michael Kappeler/dpa
oto: Michael Kappeler/dpa
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Foto: Michael Kappeler/dpa
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Foto: epd
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Das undatierte Archivfoto zeigt Kardinal Jorge Mario Bergoglio aus Argentinien. Er ist zum neuen Papst gewählt worden und wird als Papst Franziskus I. das Oberhaupt von 1,2 Milliarden Katholiken. Foto: EPA/EFE/TELAM/dpa
Das undatierte Archivfoto zeigt Kardinal Jorge Mario Bergoglio aus Argentinien. Er ist zum neuen Papst gewählt worden und wird als Papst Franziskus I. das Oberhaupt von 1,2 Milliarden Katholiken. Foto: EPA/EFE/TELAM/dpa
 
Erzbischof von Buenos Aires, Jorge Mario Bergoglio Archivfoto: EPA/ANSA/L'OSSERVATORE ROMANO/dpa
Erzbischof von Buenos Aires, Jorge Mario Bergoglio Archivfoto: EPA/ANSA/L'OSSERVATORE ROMANO/dpa
 
Weißer Rauch dringt aus dem kleinen Kamin - die Kardinäle haben den neuen Papst gefunden. Foto: CIRO FUSCO dpa
Weißer Rauch dringt aus dem kleinen Kamin - die Kardinäle haben den neuen Papst gefunden. Foto: CIRO FUSCO dpa
 
Foto: CIRO FUSCO dpa
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Gläubige beten am 13.03.2013 auf dem Petersplatz im Vatikan beim Warten auf den Rauch aus dem Kamin der Sixtinischen Kapelle. Foto: Michael Kappeler/dpa
Gläubige beten am 13.03.2013 auf dem Petersplatz im Vatikan beim Warten auf den Rauch aus dem Kamin der Sixtinischen Kapelle. Foto: Michael Kappeler/dpa
 
Foto: Michael Kappeler/dpa
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Habemus Papam! Neuer Papst ist der Argentinier Jorge Mario Bergoglio - er wird sich Franziskus nennen.

Um 19.05 Uhr drang weißer Rauch aus dem kleinen Kamin, auf den die Augen der Welt gerichtet sind. Die Kardinäle haben ihn gefunden - Habemus Papam: Die Welt hat einen neuen Papst.

Um 20.15 schließlich trat der Kardinal Protodiakon Jean-Louis Pierre Tauran auf den Balkon des Vatikan und verkündete den neuen Papst mti den Worten "Habemus Papam!"

Das Konklave zur Wahl eines Nachfolgers für Benedikt XVI. gehörte zu den kürzesten der Kirchengeschichte. Es dauerte etwas mehr als 26 Stunden, fünf Wahlgänge waren notwendig. Benendikt wurde im Jahre 2005 schon nach vier Wahlgängen gewählt.

Mit Spannung war erwartet worden, ob der 266. Papst in 2000 Jahren Kirchengeschichte wieder ein Europäer ist. Oder ob ein Kardinal aus Lateinamerika, Nordamerika, Afrika oder Asien zum Zuge kommt. Ob es ein Reformer oder ein streng konservativer Kirchenmann ist. Die katholische Kirche leidet nach Ansicht von Kritikern unter einem Reformstau. Auch die Kurie und die Vatikanbank gerieten in Verruf.

Die 115 wahlberechtigten Kardinäle waren am Dienstagnachmittag in der Kapelle zusammengekommen, um abgeschottet von der Außenwelt einen neuen Mann auf den Stuhl Petri zu heben. Eine Zwei-Drittel-Mehrheit war für die Wahl eines Papstes notwendig. Diese wurde angesichts einer großen Zahl möglicher Kandidaten zunächst aber nicht erreicht.

Der deutsche Papst Benedikt war am 28. Februar nach einem Pontifikat von knapp acht Jahren zurückgetreten. Er hatte seinen historischen Schritt mit nachlassenden Kräften begründet.
Trotz nasskalten Wetters hatten sich auch am Mittwoch bereits tagsüber zahlreiche Menschen auf dem Petersplatz versammelt. Auf Großbildschirmen dort, im Fernsehen und im Internet war wie schon zu Beginn des Konklaves der berühmteste Schornstein der Welt zu sehen.

Als Termin für die Einführungsmesse des neuen Papstes ist in Rom der 19. März im Gespräch. "Das ist eine gute Annahme", sagte Lombardi vor Journalisten. Joseph Ratzinger, der sich nach seinem Rücktritt als Papst vor zwei Wochen nach Castel Gandolfo zurückgezogen hat, schaut zwar auch im Fernsehen, ob im nahen Rom weißer oder schwarzer Rauch aufsteigt. An der Einführungsmesse seines Nachfolger werde er allerdings voraussichtlich nicht teilnehmen, sagte Lombardi.

Die Gewänder des neuen Kirchenoberhauptes aus der päpstlichen Hofschneiderei Gammarelli in Rom waren in drei Größen angefertigt. Neben den Roben aus weißer Baumwolle haben Gammarelli und sein Team auch die Mozzetta, einen Schulterumhang aus rotem Samt und gesäumt mit weißem Pelz, sowie ein Paar Schuhe aus rotem Leder vorbereitet.


Porträt Franziskus I.: Stiller und streitbarer Jesuit aus Buenos Aires

Der Argentinier Jorge Mario Bergoglio ist der erste Papst aus Lateinamerika. Erstmals steigt ein Jesuit auf den Petrus-Stuhl. Bereits beim letzten Konklave 2005 war er der stärkste Kontrahent Joseph Ratzingers. Mit 76 Jahren und seiner etwas gebrechlichen Gesundheit ging Bergoglio in die neue Papstwahl eher als Außenseiter unter den Favoriten. Nach Angaben des Vatikan hat der Argentinier seine Doktorarbeit in Deutschland beendet.
Der Erzbischof von Buenos Aires und Primas Argentiniens bevorzugt ein möglichst unauffälliges Auftreten in der Öffentlichkeit. So konnte er bereits als Kardinal öfters in der U-Bahn auf dem Weg in die Kathedrale an der Plaza de Mayo beobachtet werden. Auch in Rom geht er lieber in einem dunklen Mantel und ohne Kardinalshut. Bergoglio wird oft auch als Anwalt der Armen bezeichnet.

Vor wenigen Wochen warnte Bergoglio vor der "alltäglichen Übermacht des Geldes mit seinen teuflischen Folgen von Drogen und Korruption sowie dem Handel von Menschen und Kindern, zusammen mit der materiellen und moralischen Misere".

Bergoglio wurde am 17. Dezember 1936 als Sohn italienischer Einwanderer geboren. Sein Vater war Bahnangestellter in der argentinischen Hauptstadt. Bergoglio absolvierte eine technische Schule als Chemie-Techniker. Mit 21 Jahren ging er ins Priester-Seminar.

Im selben Alter wurde ihm wegen einer schweren Lungenentzündung ein Teil der rechten Lunge entfernt. Sein schlichter Lebensstil ermöglichte ihm, mit diesem Handicap bis ins Alter recht gut zu leben.

Nach seiner Priesterweihe 1969 wurde er 1973-1979 zum Provinzial des Jesuitenordens berufen. In diesen für Argentinien sehr schwierigen Jahren, in denen nach sozialer Aufruhr das Militär die Staatsmacht übernahm, führte Bergoglio seine Ordensbrüder streng in strikt religiöse Aufgaben zurück. Der einzige Jesuit im Konklave übernahm 1998 die Erzdiözese von Buenos Aires und wurde 2001 zum Kardinal berufen.

Bergoglio wird eine zu große Nähe zur damaligen Militärdiktatur Argentiniens vorgeworfen. Er wurde beschuldigt, zwei Jesuiten nicht vor der Verfolgung durch die Junta geschützt zu haben. Er erklärte stets, er habe wenige Tage vor dem Staatsstreich 1976 die beiden Patres vor bevorstehender Gefahr gewarnt und ihnen angeboten, im Jesuitenhaus Schutz zu suchen. Die beiden Priester, die in Elendsvierteln in Buenos Aires predigten, sollen nach Bergoglios Aussagen dieses Angebot abgelehnt haben.

Zwei Monate später wurden die beiden von Militärs entführt und fünf Monate lang in der berüchtigten Marineschule ESMA in Haft gehalten. Danach beschuldigten sie Bergoglio.

Beim Konklave nach dem Tod von Johannes Paul II. profilierte sich Bergoglio bei den ersten Runden nach unbestätigten Pressemeldungen mit bis zu 40 Stimmen als ein Kandidat, der die Wahl Joseph Ratzingers blockieren könnte. Der Argentinier soll aber seine Aufstellung zurückgezogen haben, um die Konfrontation zu vermeiden. Seine gemessen ausgesprochenen, aber inhaltlich unzweideutigen Worte bei heiklen doktrinären Fragen werden in der Kirche geschätzt.

Trotz seines Strebens, Distanz zu der Politik zu halten, kollidierte Bergoglio in den vergangenen Jahren mehrfach mit den Regierungen von Néstor und Cristina Kirchner. Er kritisierte Korruption und Armut, außerdem wandte er sich 2010 frontal und erfolglos gegen die Legalisierung der Homo-Ehe in Argentinien.

Als Bergoglio die Gesetzesvorlage zur gleichgeschlechtlichen Ehe als "Teufels-Manöver" bezeichnete, antwortete Staatschefin Cristina Kirchner, diese Kritik erinnere an die Zeiten der Inquisition.

Als Argentinier kam Bergoglio nicht umhin, Fußballfan zu sein und in seiner Jugend auch Tango zu tanzen. Erstligist San Lorenzo de Almagro ist "sein" Verein. Hölderlin, Borges und Dostojewski sind seine beliebtesten Autoren. Auf der Leinwand bevorzugt er die Filme des italienischen Neorealismus - jetzt wird er neben dessen Kulissen leben.


Die römisch-katholische Kirche

Die römisch-katholische Kirche ist mit 1,1 Milliarden Mitgliedern weltweit die größte christliche Kirche. An der Spitze steht der Papst als die höchste Autorität in Fragen der Lehre und der Kirchenordnung. Bei der Leitung der Kirche helfen ihm die Kardinäle und Bischöfe, die regional ihren Bistümern vorstehen. Nationale und regionale Bischofskonferenzen können seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) selbstständiger als zuvor Entscheidungen treffen. Die Gläubigen selbst sind lokal zu Pfarreien zusammengeschlossen, die ein Priester leitet.

In Deutschland waren nach Angaben der Bischofskonferenz 2011 etwa 24,5 Millionen Bürger römisch-katholisch. Im Jahr 2011 traten rund 126.000 Menschen aus der Kirche aus, weshalb noch etwas weniger als ein Drittel der Deutschen katholisch ist. Dass in der Bundesrepublik die Mitgliederzahl sinkt, liegt laut Bischofskonferenz an dem demografischen Wandel und Austritten. Die Mitgliederzahl der evangelischen Kirche ist noch etwas geringer.

Aktuelle Probleme der katholischen Kirche sind zudem die Säkularisierung der Gesellschaft und eine wachsende Zahl kritischer Gläubiger und Priester, die innerkirchlich Reformvorschläge machen. Zu den umstrittenen Themen gehören die Rolle der Frau, der Zölibat, die Bewertung von Sexualität und Demokratisierung.


Der Vatikan - weltweit kleinster Staat

Mit knapp einem halben Quadratkilometer ist der Vatikan der kleinste unabhängige Staat der Welt. Von den rund 800 Einwohnern der Enklave auf dem vatikanischen Hügel im Nordwesten Roms haben nur knapp 600 die vatikanische Staatsangehörigkeit - die meisten von ihnen sind kirchliche Würdenträger. Oberhaupt ist der Papst mit voller gesetzgebender, ausführender und richterlicher Gewalt. Für seine Sicherheit sorgt unter anderem die 1506 gegründete Schweizer Garde.

Der Vatikan hat eine eigene Fahne, prägt seine eigenen Euro-Münzen und gibt Briefmarken heraus. Bekanntestes Gebäude im Vatikan mit seinen Befestigungsmauern aus dem 16. und 17. Jahrhundert ist der gewaltige Petersdom, an den sich der Papstpalast mit seinen über 1000 Räumen anschließt. Zum Vatikan gehören außer dem Staatsgelände am Petersdom viele exterritoriale Besitztümer in und außerhalb Roms - darunter die Sommerresidenz in Castel Gandolfo, in der nach seinem Rücktritt für einige Monate der frühere Papst Benedikt XVI. lebt.

Die Lateranverträge mit Italien vom 11. Februar 1929 begründeten den Vatikan und sicherten seine Eigenständigkeit. Seit 1984 zählt die gesamte Vatikanstadt zum Weltkulturerbe der Unesco. dpa