Die 16-jährige Bambergerin Paulina Winter verbringt ein Auslandsjahr in Panama. Weil es nur einen unromantischen Plastikbaum zu Weihnachten gibt, hat sie wenigstens Plätzla gebacken.
Warum sie so weit weg von ihrer Heimat und ihrer Familie gegangen ist, von Bamberg bis nach Panama: So genau weiß Paulina Winter das gar nicht mehr. Die 16-jährige wollte einfach mal was anderes sehen, eine neue Kultur und eine neue Sprache lernen. Jetzt feiert sie zum ersten Mal in ihrem Leben Weihnachten ohne ihre Eltern und ihre drei Geschwister, gefühlt am anderen Ende der Welt. Was das für sie bedeutet, schildert Paulina in einer E-Mail.
Zuhause in Bamberg wäre sie jetzt Schülerin der zehnten Klasse im Clavius-Gymnasium. In Panama hat sie zurzeit gar keine Schule. Am 7. September kam Paulina an und war erst bei einer Familie in Natá, Cocle, untergebracht. "Dort war es aber nichts für mich", schreibt sie. "Das ist nur ein kleines Dorf und man kann nichts unternehmen. Ich bin aber jemand, der immer was zu tun braucht, vor allem, wenn ich mich von meinem Heimweh ablenken musste."
Nicht einmal die Schule war eine echte Ablenkung: "Sie war echt langweilig und schlecht." Die Lehrer seien manchmal einfach nicht gekommen oder telefonieren im Unterricht, die Schüler hängen immer am Handy oder Laptop in Facebook. In der Schule trägt man Schuluniformen: Rock oder Hose, Hemd mit Schulnamen, Socken und "hässliche Schuhe".
Man gewöhnt sich an niedrigen Lebensstandard Nach fast zwei Monaten wechselte Paulina nach Changuinola, Bocas del Toro. Die Stadt an der Grenze zu Costa Rica hat immerhin 50.000 Einwohner. Dort lebt Paulina mit einer Schwester, einem Bruder und ihrer Gastmutter. "Leider fehlt mir ein Papa, aber der fehlt oft in hiesigen Familien", schreibt sie. Das Haus, in dem die Familie wohnt, könne man mit deutschem Standard nicht vergleichen, außer dass es Bad, Küche und Schlafzimmer hat. "Aber man gewöhnt sich an den niedrigeren Lebensstandard", schreibt Paulina.
Und der sei ja nicht das Wichtigste: "Wichtig ist, dass die Menschen herzlich sind." Es sei immer wieder schön zu sehen, dass die Menschen glücklich sind, auch ohne Geld. "Das berührt mich echt immer wieder aufs Neue, die heruntergekommen Häuser zu sehen und gleichzeitig das Lachen von den Menschen zu hören", schreibt Paulina.
In Changuinola hatte die Bambergerin noch keinen Unterricht: Der Direktor wollte sie vor den Ferien nicht mehr aufnehmen, obwohl es noch sieben Wochen bis dahin gewesen wären. Deshalb war sie immer nur zu Hause und hat noch keine Freunde. Die hofft sie zu finden, wenn die Schule im März wieder beginnt. "Trotzdem ist es besser als in der ersten Familie", schreibt Paulina.
Immer dieses Heimweh ... Als sie in Panama ankam, konnte sie außer 'Hola', dem spanischen Hallo, kein Wort in der fremden Sprache. Jetzt versteht sie schon recht viel, aber das Sprechen fällt ihr noch schwer. Auch mit dem Heimweh ist es besser geworden. "Am Anfang hatte ich den ganzen Tag lang Heimweh. Das ging auch nicht weg, weil ich nichts zu tun hatte." Als sie dann an ihrem zweiten Wohnort angekommen war, nahm das Heimweh wieder zu - weil alles neu war. Aber jetzt ist es endlich weg, schreibt Paulina, und denkt natürlich trotzdem an ihre, "die beste Familie" Zuhause. Kontakt hält sie über Handy und Internet, den Großeltern schreibt sie manchmal Briefe.
Dann berichtet sie ihnen zum Beispiel, dass es in Panama "total anders" ist als in Deutschland. Es gibt viele Unterschiede, an die man sich gewöhnen muss: Kaltes Wasser zum Beispiel, auch zum Duschen. Mit ihren Gast-Geschwistern teilt sie sich ein Zimmer, was aber kein Problem für sie ist. Auch an den Umstand, dass es keinen Schrank gibt und Paulina aus dem Koffer leben muss, hat sie sich schnell gewöhnt. Gewöhnungsbedürftig ist dagegen der tägliche Konsum von Reis, der in Panama wenig kostet, und die generelle Unpünktlichkeit der Einheimischen. Ihre Wäsche muss Paulina selbst waschen, "mit einer komischen Maschine."
Weihnachten wird in Panama erst am 25. Dezember gefeiert. Paulina kann sich das noch gar nicht vorstellen - bei 40 Grad im Schatten. "Null Weihnachtsstimmung bei mir", schreibt sie, "da hilft auch der Weihnachtsbaum nichts, der sehr schön, aber auch kitschig geschmückt ist. Er ist zudem noch aus Plastik. Wir haben ihn in einem Karton nach Hause getragen, also auch nicht wirklich weihnachtlich." Trotzdem hat Paulina Plätzchen gebacken, was wegen der fehlenden Zutaten gar nicht so einfach war. Aber der Gastfamilie haben die Plätzla geschmeckt.
An Weihnachten, fürchtet die 16-Jährige, wird ihre Sehnsucht nach ihrer Familie wieder zunehmen. Trotzdem, das weiß sie schon nach ein paar Wochen im Ausland, "wird man einfach selbstständiger und erwachsener.
Diese Zeit hilft einem auch im späteren Leben weiter." Am 31. Juli wird Paulina aus Panama abreisen und zurück nach Deutschland fliegen. Solange bleibt sie "zwar ein ganzes Stück weg". Aber, schließt sie ihre E-Mail: "Ich bin ja nicht aus der Welt, sondern nur so gut wie am anderen Ende!"
Weihnachten in einem anderen Land - Erfahrungsberichte Sind Sie auch gerade beruflich oder durch ein Auslandsjahr für längere Zeit im Ausland und verbringen Weihnachten fernab der fränkischen Heimat? Vor allem was vermissen Sie dort gerade im Vergleich zu einem traditionellen Weihnachtsfest in Deutschland. Schicken Sie Ihre Grüße über infranken.de ins Frankenland! Schreiben Sie einfach einen Kommentar unter diesem Artikel. Wir freuen uns auf Ihre Geschichten!