EM 2016: Wir haben doch alles gut gemeistert!

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Fassungslos reagierten die Fans auf der Fanmeile in Berlin auf das Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Frankreich. Aber ist das Turnier mit dem Aus im Halbfinale wirklich so schlimm? Foto: Sophia Kembowski/dpa
Fassungslos reagierten die Fans auf der Fanmeile in Berlin auf das Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Frankreich. Aber ist das Turnier mit dem Aus im Halbfinale wirklich so schlimm? Foto: Sophia Kembowski/dpa

Die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich ist für uns zu Ende. Sind wir gescheitert? Nein, sind wir nicht. Im Gegenteil. Ein Kommentar.

Deutschland hat ein Stürmerproblem. Die Taktik geht nicht auf. Unverdient verloren. Oder: Ein tragisches Aus. Was wurde doch wieder alles analysiert in den letzten Tagen, besonders nach der Niederlage gegen Frankreich.


Bleibt doch mal ruhig, liebe Experten: Es ist doch alles gut.

Unter Jogi Löw hat die DFB-Elf in den beiden wichtigsten Turnieren der Welt wie immer das Halbfinale erreicht. Klar: Mal mehr, mal weniger mit dem Quentchen Glück. Und das benötigt nun einmal jeder im Fußball für den Erfolg, erst recht in K.O.-Runden gegen vermeintliche Fußballzwerge, die in der Regel nichts, aber auch gar nichts zu verlieren haben.

Am Donnerstagabend fehlte das Glück - gegen eine Mannschaft, die rund um Superstar Antoine Griezmann zwar gut mithielt, aber eben auch ein bisschen weniger Pech hatte: Was wäre, wenn der Aluknaller von Joshua Kimmich den Gastgeber noch einmal ins Schwimmen gebracht hätte?

Womit wir schon bei der positiven Bilanz für die EM 2016 wären. Es war eine Freude zu sehen, wie Kimmich mit dem Pokerface eines Elfjährigen, der bei den Bundesjugendspielen zum Weitsprung antritt, Torwartlegende Gianluigi Buffon einen entscheidenden Elfmeter in die Ecke drischt, zuvor der Abwehr Stabilität verleiht und auf der rechten Seite die schmerzlich vermissten Impulse setzt.

Nervenstärke vom Punkt hat im Viertelfinale auch der nur ein Jahr ältere Julian Draxler bewiesen. Er war es auch, der die Mannschaft gegen die Slowakei überhaupt erst unter die letzten Acht geführt hat. Draxler ist übrigens 22 Jahre. Mit Leroy Sané, der gegen Frankreich kurz seine Gefährlichkeit unter Beweis stellen durfte, und Julian Weigl saßen zudem zwei weitere Offensivkräfte bereits auf der Bank - bereit zum Sprung ins Team, für Jogis Nationalmannschaft 2.0: Sie sind beide 20 Jahre alt.

Deshalb soll, nein: darf die Europameisterschaft 2016 auch nicht als Turnier des Scheiterns in die Geschichtsbücher eingehen. Es war vielmehr ein Turnier in Umbruchzeiten, setzt erstaunlich ungestört davon aber eine erfolgreiche Zeit fort, die sich alle anderen großen Fußballnationen nur wünschen können. Einfach weltmeisterlich eben. Und das sollte doch nicht zum Problem stilisiert werden.