Neuer Bayern-Coach: Wird es einer dieser 3 Top-Trainer?

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Der FC Bayern München braucht zur neuen Saison einen neuen Trainer. Wunschkandidat Xabi Alonso wird es nicht. Der spanische Erfolgscoach von Bayer Leverkusen will die Werkself nicht verlassen. Wer also wird im Sommer Nachfolger von Thomas Tuchel?

Die Wege von Thomas Tuchel und dem FC Bayern München werden sich am Saisonende trennen - das steht seit geraumer Zeit fest. Seither wird über die Nachfolge spekuliert. Bis zu 14 Kandidaten wurden zwischenzeitlich mehr oder weniger ernsthaft diskutiert, von Jogi Löw über Zinédine Zidane bis zu Thomas Müller, einer zugegebenermaßen charmanten, aber wenig wahrscheinlichen Lösung.

Seit dem Osterwochenende ist zumindest klar, dass es Xabi Alonso in diesem Sommer definitiv nicht wird. Der Wunschkandidat des FC Bayern für den Trainerposten bleibt beim Bundesliga-Spitzenreiter Bayer Leverkusen. Der 42-jährige Spanier sieht seine Mission bei der Werkself noch nicht erfüllt. Das gab der frühere Welt- und Europameister, der von zahlreichen internationalen Topclubs umworben war, am Karfreitag in einer Pressekonferenz bekannt. "Mein Job ist hier definitiv noch nicht beendet und wir haben noch einiges vor", erklärte Alonso, dessen Vertrag in Leverkusen noch bis 2026 läuft. Möglicherweise ist es Alonsos Wunsch, 2025 oder 2026 Carlo Ancelotti bei Real Madrid abzulösen. Für die Bayern ist er diesen Sommer jedenfalls keine Option. 

Von den mehr als ein Dutzend Trainern, die seit der Tuchel-Entscheidung mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht worden waren, sind nach aktuellem Stand nur noch drei übrig geblieben. inFranken.de beleuchtet die drei Kandidaten und deren Chancen.

#1 Julian Nagelsmann

Ja, richtig gelesen: Julian Nagelsmann könnte (schon wieder) Trainer beim FC Bayern werden. Laut dem "Kicker" ist der 36-Jährige einer der Topkandidaten auf die Nachfolge von Thomas Tuchel. Das ist durchaus kurios, denn Nagelsmann war schließlich Tuchels Vorgänger als Cheftrainer bei den Münchnern. Was hat sich seither geändert? 

Der Name Nagelsmann werde laut Kicker auf der Geschäftsstelle des deutschen Fußball-Rekordmeisters "heiß diskutiert", die Meinungen über den aktuellen Bundestrainer würden aber "weit auseinander" gehen. Nagelsmann war im Sommer 2021 von RB Leipzig zu den Bayern gewechselt, hatte aber im März 2023 gehen müssen. Die Entscheidung damals ging aber auf die Kappe von Oliver Kahn (Ex-CEO) und Hasan Salihamidžić (Ex-Sportvorstand), beide sind inzwischen ebenfalls ihren Job los. 

Und je länger Tuchel Bayern-Trainer war, umso erfolgreicher erschien in der Rückschau die Amtszeit von Julian Nagelsmann, der in 59 Bundesliga-Spielen mit den Bayern auf einen beachtlichen Punkteschnitt von 2,16 kam. Tuchels Punkteschnitt ist in dieser Spielzeit in der Bundesliga zwar noch besser (2,22 Stand nach 27 Spieltagen), allerdings hat der Rekordmeister sich spielerisch kein Stück weiter entwickelt, zwei Titelchancen (Meisterschaft und DFB-Pokal) bereits verspielt und saison- sowie wettbewerbsübergreifend liegt Tuchels Schnitt auch nur bei 2,04 Punkten pro Spiel. Nagelsmann war wettbewerbsübergreifend sogar noch erfolgreicher als nur in der Liga und kommt auf 2,31 Punkte pro Spiel.

Nagelsmann ist als Bundestrainer allerdings noch bis nach der Heim-EM im Sommer vertraglich an den DFB gebunden, der wiederum den Vertrag gerne noch vor der Europameisterschaft verlängern würde. "Ich kann mir zwei Sachen vorstellen, Verband oder Verein", äußerte Nagelsmann vor Kurzem und wünschte sich noch vor dem Turnier Klarheit über seine Zukunft. In Lothar Matthäus hat der ehemalige Bayern-Coach zumindest einen prominenten Fürsprecher. "Mein Favorit ist Julian Nagelsmann", sagte der gebürtige Franke Matthäus vor dem Topspiel der Münchner gegen Borussia Dortmund (0:2) am vergangenen Samstag. "Ich bin der Meinung, dass Julian Nagelsmann ganz sicher bereit wäre, sich das Gespräch anzuhören, was Bayern München suchen müsste", erklärte der frühere Bayern-Profi. 

"Fürsprecher (bei den Bayern) hat er ja einige", sagte Matthäus, der die Trennung von Nagelsmann im März 2023 als "überflüssig" bezeichnete, aber auch andeutete, dass nicht jeder in München überzeugt sei. "Wenn alle dafür wären, wäre Julian Nagelsmann wahrscheinlich morgen früh im Büro." Nagelsmann hatte in seiner Bayern-Zeit (2021 bis 2023) im Jahr 2022 die Meisterschaft gewonnen.

#2 Roberto De Zerbi

Er rückt bei der Suche nach dem Tuchel-Nachfolger gerade besonders in den Fokus: Roberto De Zerbi - und das, obwohl er eigentlich noch nicht viel gewonnen hat, weder als Spieler noch als Trainer. Zweimal rumänischer Meister und einmal Pokalsieger mit dem CFR Cluj - die Bilanz als Profi-Kicker ist überschaubar. Als Trainer sind es kaum mehr Meriten: Superpokalsieger mit Schachtar Donezk und Pokalsieger der Serie C in Italien mit Foggia Calcio. Mehr nicht.

Und doch ist De Zerbi (44) der, über den Fußball-Europa spricht. Geht der Italiener als Nachfolger des hochdekorierten Tuchel also zum FC Bayern? Oder wechselt er zum FC Liverpool und übernimmt den Posten von Reds-Liebling Jürgen Klopp an der Anfield Road? Oder beim FC Barcelona oder - wer weiß - vielleicht auch dem FC Chelsea oder Manchester United, wie die britische Daily Mail jüngst spekulierte.

De Zerbi ist nach dem Bekenntnis von Xabi Alonso zu Bayer Leverkusen auch über diese (Meister)-Saison hinaus so etwas wie die Königsfigur geworden. Einige von Europas größten und traditionsreichsten Vereinen müssen auf jeden Fall den Posten als Chefcoach neu besetzen in diesem Sommer. Auch der FC Barcelona, sollte sich Vereinsikone Xavi Hernandez nicht doch zum Rücktritt vom angekündigten Rücktritt entschließen.

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De Zerbi ist in einer ziemlich komfortablen Situation, sein Vertrag bei Brighton Hove & Albion ist bis Mitte 2026 gültig, er ist erst 44 Jahre alt und begehrt. Selbst wenn derzeit nicht nur namhafte Klubs auf der Suche, sondern auch Trainer wie Zinédine Zidane oder José Mourinho frei auf dem Markt sind und bisweilen auch von Experten oder anderen mit den Münchner Bayern in Verbindung gebracht wurden. "Ich habe ihm gesagt, dass er die Fußball-Welt einfach weiter auf den Kopf stellen soll", berichtete Klopp bei der BBC jüngst über die herzliche Umarmung nach dem 2:1 der Liverpooler über De Zerbis Brighton & Hove Albion. "Ich werde es mir aus der Entfernung anschauen. Ich habe so viel Respekt vor dem, was er leistet."

De Zerbi übernahm Brighton im September 2022 und führte die Mannschaft als Sechster - einen Platz hinter Liverpool - in den internationalen Wettbewerb. In der Europa League überstand Brighton & Hove Albion die Gruppenphase nicht nur, sondern zog mit vier Siegen aus sechs Spielen vor Olympique Marseille und Ajax Amsterdam sowie AEK Athen in die K.o.-Runde ein. Dort scheiterte De Zerbi in dieser Saison erst an der AS Rom. 

Aktuell belegt das Team, das namhafte Abgänge wie den des argentinischen Weltmeisters Alexis Mac Allister im vergangenen Sommer verkraften und eine Vielzahl Verletzter kompensieren musste, den neunten Platz in der Premier League mit der erneuten Option auf die internationalen Ränge. "Um nächstes Jahr in Brighton zu arbeiten, brauche ich nicht für ein oder zwei weitere Jahre zu verlängern. Das ändert nichts", sagte De Zerbi am vergangenen Wochenende. "Im Moment haben wir die Gespräche über den Vertrag beendet, aber nicht, weil ich schon entschieden hätte zu gehen, nein, nein."

De Zerbi, der den Durchbruch als Teenager bei der AC Mailand nicht geschafft hatte, mit Cluj 2010 aber sogar zweimal in der Champions League gegen die Bayern spielte (und beide Partien verlor), dürfte sehen wollen, welche Möglichkeiten ihm der Klub geben kann. Bei derartigen Interessenten kein Wunder. Der ehemalige Mittelfeldspieler bevorzugt als Trainer Angriffs- und Ballbesitz-Fußball. "Seine Mannschaften spielen einen herrlichen Fußball", lobte Manchester Uniteds Legende Roy Keane. Doch äußerte die irische Fußball-Ikone auch Bedenken: "Wenn ich mir seinen Lebenslauf anschaue, kommen Fragezeichen, ob er schon bereit ist für den nächsten Schritt."

Bei den britischen Buchmachern soll De Zerbi übrigens derzeit der Top-Kandidat auf die Tuchel-Nachfolge sein, wie eine Analyse von wettbasis.com zeigt. Das Portal habe dazu nach eigenen Angaben die Wettquoten von fünf britischen Anbietern verglichen. Platz 1 belegt mit 45,05 Prozent De Zerbi, Platz 2 Nagelsmann (22,22 Prozent), es folgen mit weitem Abstand Hansi Flick, Sebastian Hoeneß und Antonio Conte. Ralf Rangnick ist bei den britischen Buchmachern offenbar überhaupt kein Thema.

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#3 Ralf Rangnick

Bleibt noch der dritte Kandidat: Ralf Rangnick, ein alter Bekannter in der Bundesliga. Und einer, der über ausgezeichnete Kontakte zur aktuellen Bayern-Führung (Christoph Freund, Max Eberl) verfügt. Laut verschiedenen Medienberichten zählt Rangnick neben Nagelsmann und De Zerbi zu den Trainerkandidaten ab Sommer.

Rangnick trainiert aktuell sehr erfolgreich die Nationalmannschaft Österreichs, schaffte die Qualifikation zur EM in Deutschland und hat noch Vertrag bis Sommer 2026. In Deutschland war Rangnick unter anderem bereits als Trainer für den VfB Stuttgart, Hannover 96, Schalke 04, die TSG Hoffenheim und RB Leipzig tätig. Dazu kommen Auslandsstationen in Moskau, Salzburg, Manchester - Rangnick ist ein alter Hase im Geschäft und vielleicht gerade deshalb die richtige Wahl für den FC Bayern. 

Der Kicker nannte den 65-Jährigen jedenfalls als Alternative zum Wunschtrainer Alsono. Rangnick stand übrigens schon einmal vor einem Wechsel zu den Bayern, wie Uli Hoeneß einst verriet. "Es hätte etwas mit Rangnick werden können, wenn wir 2019 das Pokalfinale gegen Leipzig verloren hätten", sagte Hoeneß, der zuvor immer mal wieder mit Rangnick aneinandergeraten war, der "Leipziger Volkszeitung": "Rangnick war hinterher nicht umsonst so sauer. Der hat gewusst oder wenigstens geahnt: Wenn ich heute gewinne, bin ich am Montag Trainer von Bayern München." Doch Bayern gewann damals unter Niko Kovac mit 3:0 gegen RB, Kovac durfte Bayern-Trainer bleiben und Rangnick kam nicht. 

Laut den Informationen der "Münchner Abendzeitung" ist der Name Ragnick in der Chefetage der Bayern bezüglich des Trainerpostens ab Sommer definitiv gefallen. Auch Lothar Matthäus äußerte kürzlich seine Überzeugung, dass Rangnick auf der Kandidatenliste von Max Eberl stehen sollte. Er erklärte: "Bei Bayern München bist du nicht der Alleinunterhalter wie bei Red Bull Salzburg oder wie in Leipzig, wo es auch dann auch schon ein bisschen Differenzen gegeben hat. Aber Ralf Rangnick wäre für mich einer, den ich mir vorstellen könnte, wenn man die menschliche Seite betrachtet." Ein negatives Element könnte sein, dass eine Ablösesumme für Rangnick fällig wäre. mit dpa

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Vorschaubild: © Tom Weller/dpa