FCN braucht gegen Fürth "kühlen Kopf": Was vor dem Derby für den Club spricht

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Für Fußballfans in Franken steht eines der wichtigsten Saisonspiele an: Das Derby zwischen dem 1. FC Nürnberg und der SpVgg Greuther Fürth. Zuletzt hatte das Kleeblatt häufig die Nase vorn.

Das Derbyfieber in Franken steigt: Am Sonntag trifft der 1. FC Nürnberg im Ronhof auf den ewigen Rivalen, die SpVgg Greuther Fürth - hier siehst du das Spiel live in TV und Stream. Das erste Frankenderby der Zweitligasaison 2024/25 ist zugleich das 273. Aufeinandertreffen der beiden traditionsreichen Klubs aus Franken. Zusammen kommen der FCN und das Kleeblatt auf zwölf Meistertitel (Nürnberg neun, Fürth drei). Zweitligameister wurde übrigens auch schon beide Teams, Nürnberg viermal und Fürth einmal - aber das nur am Rande.

Im Herbst 2024 finden sich beide Klubs nach acht Spieltagen im tristen Tabellenmittelfeld der 2. Liga wieder. Glamourös ist anders. Gut, für den FCN kann man Tabellenplatz 11 durchaus als Teilerfolg werten, musste man vergangene Saison unter Cristian Fiél doch wieder lange um den Klassenerhalt zittern. Neu-Trainer Miroslav Klose trat mit keinem explizit genannten Saisonziel an - eine ruhigere Saison sollte es endlich mal werden im notorisch aufgeregten Nürnberg. Dass das mit der ruhigen Saison eher nichts wird, war aber relativ schnell klar. 

Frankenderby zwischen FCN und Fürth - zusammen kommen sie auf zwölf Meistertitel

Vor der Saison war die Euphorie groß rund um den Club und seinen Weltmeister-Coach. Neuer Trainer, neuer Sportvorstand, runderneuerte Mannschaft und eine ganz passable Vorbereitung ließen einige Club-Fans schon wieder vom Aufstieg träumen. Doch nach den ersten Pflichtspielen machte sich schnell Ernüchterung breit. Gerade die Heimniederlagen gegen Magdeburg (0:4) und Hertha (0:2) taten weh. Und auch wenn der Club gewann, spielte er häufig nicht gut.

Klose muss sich bis zuletzt den Vorwurf gefallen lassen, dass immer noch keine klare Spielidee erkennbar sei. Ein Systemwechsel nach dem Hertha-Spiel brachte zumindest defensiv mehr Stabilität rein. Nach vorne ging weiterhin wenig. Gegen Aufsteiger Preußen Münster kam die Klose-Elf immerhin zu einem knappen Sieg - was vor allem dem Trainer eine sehr unruhige Länderspielpause ersparte. Von der anfänglichen Euphorie ist aber nichts mehr zu spüren.

Am Sonntag muss der FCN also zum ungeliebten Nachbarn nach Fürth, wo es zumindest in der jüngeren Vergangenheit wenig zu holen gab aus Nürnberger Sicht. Beim Kleeblatt konnte der Club zuletzt vor  sieben Jahren gewinnen (im September 2017 siegt der FCN mit 3:1). Seitdem gab es in den Frankenderbys fünf Siege für die SpVgg, drei Remis und nur noch einen FCN-Sieg. Von den letzten 28 Derbys gewannen die Fürther 13, der FCN nur vier. Vergangene Spielzeit kam der Club daheim nicht über ein 1:1 hinaus. In Fürth blieben die Punkte beim Gastgeber, 2:1 hieß es am Ende.

Fürth im Fußball inzwischen die Nummer 1? Form spricht eher für den FCN

In der Abschlusstabelle der vergangenen Saison lag das Kleeblatt zwei Plätze und Punkte vor dem Club. Dass der 1. FCN eine Saison besser abschnitt als Fürth, kam übrigens zuletzt 2019 vor. Der FCN stieg in dieser Saison zwar als Tabellenletzter der 1. Bundesliga ab, Fürth war aber eine Liga darunter unterwegs und schloss hier auf Platz 13 ab.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat also nicht ganz unrecht, wenn er die SpVgg Greuther Fürth zur Nummer 1 in Franken erklärt. Das war der "Bild"-Zeitung am Mittwoch eine große Schlagzeile wert. Bemerkenswert ist die Aussage deshalb, weil Söder in Nürnberg geboren wurde und selbst bekennender Club-Fan ist. Man muss allerdings auch den Kontext sehen, wo der Satz Söders ("Im Fußball seid ihr inzwischen die Nummer eins") laut Bild  gefallen sein soll. Das war nämlich zur Eröffnung der Michaelis-Kirchweih in Fürth. Auch Kleeblatt-Boss Rachid Azzouzi bleibt da entspannt. "In Nürnberg hätte er das nicht gesagt", ordnet der 53-Jährige ein, "das ist aber auch gar nicht unser Thema." 

Für die SpVgg Greuther Fürth wird es im Derby darauf ankommen, die Ergebniskrise der letzten Spiele abzuschütteln. Den letzten Dreier feierte das Kleeblatt Ende August gegen Regensburg. Bilanz seither: zwei Niederlagen, zwei Unentschieden, 3:6 Tore. In der Tabelle ging es immer weiter runter. Stand man nach dem Sieg über Regensburg noch auf dem Relegationsplatz zum Aufstieg, ist man jetzt nur noch Zehnter. Die aktuelle Form spricht also für den FCN. Auch in Sachen zugelassene Großchancen und Abschlüsse steht das Kleeblatt nicht gut da, konnte aber in Person von Nahuel Noll auf einen starken Rückhalt im Tor bauen. Dem Club könnte auch das hohe Pressing der Fürther zugutekommen, denn das offenbarte zuletzt immer wieder größere Lücken.

FCN-Trainer Klose vor Frankenderby: "Kühler Kopf ist wichtig"

Ein weiteres Thema im Vorfeld des Frankenderbys wird dagegen die Rivalität der beiden Fanlager sein. Die Polizei wertet das fränkische Fußball-Gipfeltreffen als "Hochrisikospiel". inFranken.de hat im Vorfeld des Derbys mit der Polizei gesprochen und erklärt, was das bedeutet.

 "Wir sind uns bewusst, was diese Partie unseren Fans und der Region bedeutet, wollen aber einen klaren Kopf bewahren", erklärte FCN-Trainer Klose zu Beginn der Trainingswoche. Und weiter: "Der Fokus liegt auf uns und wie wir das Spiel am Sonntag bestreiten wollen".

Bei der Pressekonferenz am Freitag, 18. Oktober, hat der Club-Coach dann auch auf die konzentrierte Arbeit der Mannschaft hingewiesen und auch erneut auf die Besonderheit der Partie hingewiesen. Klose: "Wir haben uns sehr ordentlich auf das Spiel vorbereitet. Aber Derby ist Derby, da kann alles passieren." Die Stimmung im Umfeld sorgt aber auch dafür, dass der Trainer bei seiner Ansprache ganz genau auf seine Worte achten wird: "Es stehen auf beiden Seiten junge Mannschaften auf dem Platz. Da darf man in der Ansprache nicht überdrehen. Wir vertrauen unseren Jungs und werden das dementsprechend auch übermitteln. Ein kühler Kopf ist wichtig."

FCN: Das Personal für das Derby

Ein Fragezeichen stand zuletzt hinter Finn Jeltsch. Hier konnte Miroslav Klose Entwarnung geben: "Er macht einen guten Eindruck und hat keine Schmerzen mehr. Er steht zur Verfügung." Ein Platz im Kader wird es wohl werden, ob es für die Startelf reichen könnte bleibt offen.

Sehr klar ist die Lage allerdings bei Janni Serra. Zuletzt hatte Klose seinen Stürmer sogar öffentlich stark kritisiert und dabei auch von Fehlern bei seiner Verpflichtung gesprochen. Jetzt erteilt der Coach seinem Angreifer eine verletzungsbedingte Einsatz-Absage: "Schlimmer ist es nicht, aber er hat einen Schlag auf den Oberschenkel bekommen. Es ist sichtbar eingeblutet. Er fällt leider aus." Ein Bluterguss bremst Serra also aus. 

Bis auf Tim Handwerker und Dustin Forkel sind sonst alle Profis einsatzfähig. Wie könnte die Startelf beim FCN aussehen? Eine erneute Änderung der Grundordnung wäre zumindest eine kleine Überraschung. Wie gegen Hannover und Münster wird der Club wohl in einem 3-4-1-2 auflaufen, auch wenn Klose grundsätzlich flexibel bleiben will – auch im System. Für die defensive Stabilität um Abwehr-Boss Robin Knoche verzichtete Klose zuletzt auf echte Flügelstürmer – schwere Zeiten für Florian Pick, Benjamin Goller und Kanji Okunuki. Letzterer schaffte es gegen Münster nicht mal mehr in den Kader - ein Abgang im Winter ist durchaus möglich.

Castrop und Jeltsch zurück in die Startelf? 

Kehrt Jeltsch in die Startelf zurück (O-Ton Klose: "nicht unwahrscheinlich"), dürfte der andere Youngster in der Innenverteidigung, Nick Seidel, für ihn Platz machen. Im Mittelfeld kehrt Jens Castrop nach abgesessener Gelbsperre zurück und dürfte Rafael Lubach aus der Startelf verdrängen. Rechts läuft alles auf Oliver Villadsen hinaus, als linker Schienenspieler kommen Danilo Soares oder Berkay Yilmaz in Betracht. Die Tatsache, dass Yilmaz mit dem Nationalteam unterwegs war, könnte erneut für den Routinier Soares sprechen. Die 10 ist von Julian Justvan besetzt. Vorne dürfte erneut das Duo Stefanos Tzimas/Mahir Emreli starten – mit Außenseiterchancen für Lukas Schleimer.

So könnte der FCN im Frankenderby auflaufen: 

Reichert - Jeltsch, Knoche, Karafiat - Soares/Yilmaz, Jander, Castrop, Villadsen - Justvan - Tzimas, Emreli

Vorschaubild: © Jan-Philipp Strobel (dpa)