Er hoffe, dass "jemand anderes ein Tor" erzielt, äußerte Club-Trainer Cristian Fiél am Donnerstag. "Jeder ist dazu eingeladen, da bremse ich keinen. Ich hoffe, dass uns das gelingt." Einer, der Lohkempers Tore-Auftrag übernehmen könnte, ist Sebastian Andersson. Der schwedische Stürmer hat zuletzt zweimal nacheinander für die Franken getroffen. Sein Führungstor vor einer Woche gegen Eintracht Braunschweig ebnete den Weg zum 2:1-Sieg. Ist der Knoten nun beim Winterneuzugang nach seinen ersten beiden FCN-Treffern geplatzt? "Hoffentlich, weil das würde bedeuten, dass er weiter trifft", sagte Fiel und ergänzte: "Eine Nummer neun, die Tore schießt, fühlt sich wohler als eine Nummer neun, die keine Tore schießt." Andersson muss sich aktuell sehr wohl fühlen in Nürnberg.
Fiél kann gegen Magdeburg wieder mit Mittelfeldspieler Jens Castrop planen, der nach seiner verbüßten Gelb-Rot-Sperre zurück ist. Auch Außenverteidiger Jan Gyamerah ist nach einer Erkrankung wieder einsatzbereit.
Die in der Tabelle nur zwei Punkte hinter dem Club liegenden Magdeburger hält der Nürnberger Coach für sehr gefährlich. Die Mannschaft von Trainer Christian Titz zeichne Variabilität und individuelle Klasse aus. "Sie haben viele quirlige Spieler, die jedes Eins-gegen-Eins lösen können", befand Fiél. Außerdem würden die Magdeburger in der Rückrunde "unfassbar gut" verteidigen. Nur fünf Gegentore haben Titz' Spieler in bisher sieben Spielen zugelassen.
Kurios ist nicht nur Lohkempers Toreserie, sondern auch ein Blick auf die Fairplay-Tabelle: Da ist der 1. FC Nürnberg Letzter, Magdeburg Vorletzter. "Ich werde jetzt nicht sagen: vorsichtig, bitte", äußerte Fiél. Seine Spieler sollen auch weiter aggressiv zur Sache gehen. Vielleicht gelingt dann auch ein Tor ohne Lohkemper.
Update vom 07.03.2024: Club-Torhüter Klaus heiß auf Topspiel - "würde auch gerne mal bei uns in die Kurve gehen"
FCN-Torhüter Carl Klaus - seit der Winterpause die neue Nummer 1 unter Cristian Fiél - fiebert dem Topspiel gegen den FCM am Samstagabend regelrecht entgegen. "Ich mag die Abendspiele persönlich sehr. Bei den Mittagsspielen passiert im Vorfeld alles sehr schnell. Bei Topspielen steigen Anspannung und Vorfreude ganz langsam und auch ein wenig höher. Zudem sieht und riecht der Rasen bei Abendspielen unter Flutlicht einfach ganz anders", verrät der 30-Jährige, in dem offensichtlich auch noch ein Fußballfan und -romantiker steckt. "Da geht das eigene Fan-Herz auf. Ein Fußballspiel ist immer interessanter, je mehr Drumherum los und je lauter es ist", schwärmt der Club-Keeper auf der vereinseigenen Website.
Klaus stand in der vergangenen Saison in Magdeburg ebenfalls während eines Abendspiels zwischen den Pfosten. Es war der 32. Spieltag, der 1. FCN ergatterte einen wichtigen Punkt im Kampf um den Klassenerhalt. Klaus erinnert sich: "Es war mein erstes Saisonspiel und wir standen mit dem Rücken zur Wand. Da haben wir bei einer Mannschaft, die damals eine sehr gute Saison gespielt hat, ein vernünftiges Auswärtsspiel gezeigt und einen Punkt geholt, der am Ende viel wert war."
Besonders bekannt ist die MDCC-Arena in Magdeburg für seine lautstarke Kulisse: "Es ist ein reines Fußballstadion, wo die Stimmung von den Rängen sehr gut auf dem Rasen unten ankommt. Gefühlt ist es auch eines der lautesten Stadien, wo man spielen kann. Aber das macht Spaß", sagt der Torwart und verrät auch, welches Stadionerlebnis ihn persönlich reizen würde: "Seitdem ich hier bin, stand ich in jedem Spiel im Kader. Aber wenn ich aus irgendwelchen Gründen mal nicht im Aufgebot stehe, würde ich auch mal bei uns in die Kurve gehen. Ansonsten würde ich gerne mal ein Spiel in Südamerika mitnehmen. Obwohl das sogar etwas zu krass sein könnte."
FCN gegen FCM - Duell zweier großer Traditionsvereine
Magdeburg gegen Nürnberg - das ist auch das Duell zweier großer Traditionsvereine mit reich gefüllten Vitrinen: Nürnberg war neunmal Deutscher Meister und viermal Pokalsieger, Magdeburg holte in der DDR drei Meistertitel und sieben Pokalsiege, gewann zudem den Europapokal der Pokalsieger in der Saison 1973/74. Interessant ist, dass die beiden Teams in der zweiten Liga aber erst dreimal aufeinander getroffen sind. Die Bilanz ist dabei völlig ausgeglichen, jeweils einmal setzte sich Nürnberg beziehungsweise Magdeburg durch und ein Spiel endete Unentschieden.
Weitere Pflichtspielduelle zwischen den beiden Klubs gab es nur 1984 auf internationaler Bühne, der FCM und der FCN trafen im damaligen "Intertoto-Cup" aufeinander, belegten in einer Vierergruppe mit AIK Solna und Gornik Zabrze die letzten beiden Plätze. Magdeburg gewann zu Hause 3:0 (Tore: Wolfgang Steinbach, Heiko Bonan, Damian Halata), das Nürnberger Heimspiel endete 2:2. Die Trainer hießen damals Claus Kreul (FCM) und Heinz Höher (FCN). Für den Club trafen damals Roland Grahammer und Stefan Lottermann.
In Nürnberg siegte der FCM in der vergangenen Spielzeit trotz eines kuriosen Eigentores von Magdeburg-Torhüter Dominik Reimann noch mit 2:1. In der Hinrunde der aktuellen Saison setzte sich der Club dank eines Treffers von Felix Lohkemper mit 1:0 durch. Sämtliche eigene Zweitliga-Tore des 1. FCN gegen Magdeburg gehen damit auf das Konto von Lohkemper, der pikanterweise auch noch im Sommer 2019 vom FCM zum FCN wechselte. Doch der 29-Jährige fällt bekanntermaßen mit Achillessehnenproblemen aus und wird am Samstag nicht mitwirken können. Die Tore für Nürnberg werden dieses Mal andere schießen müssen. Eine weitere bittere Verletzungs-Nachricht erreichte den FCN übrigens auch noch.
Lohkemper fehlt gegen "Lieblingsgegner" Magdeburg - doch auch FCM-Toptorjäger ist nicht dabei
Ein Blick aufs weitere Personal: Neben Lohkemper arbeiteten beim FCN Daichi Hayashi, Christopher Schindler, Florian Hübner und Jannik Hofmann am Dienstag nur individuell.
Der zuletzt krank ausgefallene Jan Gyamerah machte zumindest das Aufwärmprogramm mit, drehte im Anschluss aber nur noch Laufrunden. Iván Márquez konnte am Nachmittag Teile des Teamtrainings mit absolvieren. Aufpassen müssen die Fiél-Schützlinge auf Gelbe Karten - diesen FCN-Profis drohen Sperren.
Gesperrt fehlt übrigens auch FCM-Stürmer Luca Schuler nach seiner Roten Karte nach grobem Foulspiel in Paderborn. Sicherlich kein Nachteil für den Club: Schuler ist mit fünf Treffern immerhin Toptorschütze beim 1. FC Magdeburg. mit dpa