Die Zahl der Studierenden ist erheblich angestiegen.
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Studium oder Ausbildung, sie stellen die Weichen für das Einkommen in der Zukunft. Hierauf zu verzichten, kann sich niemand leisten. Bildungswege sind zwar wichtig, letztlich ist aber der gewählte Beruf oder das Studienfach entscheidend.
Ohne Ausbildung oder Studium geht einfach gar nichts
So zahlen sich Bildungsinvestitionen aus
Das Bildungsniveau hat sich verschoben
Studienrichtungen bringen ganz unterschiedliche Renditen
Alle Investitionen in Bildung lohnen sich
"Nicht jedes Studium ist per se lohnender als etwa der Weg über eine Lehre zum Meister- oder Technikerabschluss", heißt es in der ifo-Studie, die zuverlässige Ergebnisse zum Zusammenhang von Bildungsweg und Lebenseinkommen liefert (Einkommenserträge von Bildungsabschlüssen im Lebensverlauf). Überraschung: Das Einkommen eines Meisters oder einer Meisterin mit gut laufendem Betrieb kann dann schon einmal den von Hochschulabsolvent*innen übersteigen.
Ohne Ausbildung oder Studium geht einfach gar nichts
Nach Angaben des Berufsbildungsberichts 2022 verfügten 2,33 Millionen der jungen Menschen zwischen 20 und 34 Jahren in Deutschland im Jahr 2020 über keinen Berufsabschluss (15,5 Prozent). Ungelernte haben schlechte Voraussetzungen für eine dauerhafte Beschäftigung. Deshalb lautet die erste, vielleicht unerwartete Antwort, auf die Frage, ob Berufsausbildung im Betrieb oder ein Studium: Beide Wege sind sinnvoll. Der dritte Weg, auf eine Ausbildung nach der Schule zu verzichten, führt in eine Sackgasse, aus der du nur schwere wieder rauskommst.
Die Nachteile, welche die Ungelernten haben, liegen auf der Hand: Die schlechte oder nicht vorhandene Ausbildung führt zu einer geringen Bezahlung. Der Arbeitsplatz ist unsicher und leicht wegzurationalisieren (Digitale Revolution). Ohne fundierte Ausbildung trägt man ein hohes Arbeitslosigkeitsrisiko. Für die Vorgesetzten sind Ungelernte schnell durch neue Mitarbeiter*innen zu ersetzen. Oftmals gibt es nur zeitlich befristete Arbeitsverträge. Viele arbeiten für Leiharbeitsfirmen als schlecht bezahlte Job-Hopper. Verschlechtert sich die Wirtschaftslage, sind sie die ersten, die auf der Kündigungsliste der Betriebe stehen.
Junge Frauen zwischen 20 und 34 Jahren scheinen andere Wege zu gehen als Männer. Sie wiesen mit 14,3 Prozent eine niedrigere Ungelernten-Quote auf als junge Männer in der gleichen Altersgruppe (16,6 Prozent). Die Quote variierte stark in Abhängigkeit vom erreichten Schulabschluss. Personen ohne Schulabschluss sind besonders gefährdet, keinen Berufsabschluss zu erreichen. Ebenso gehen Jugendliche mit Migrationshintergrund überdurchschnittlich häufig leer aus. Verhängnisvoll ist außerdem: Nur wenige der Ungelernten schaffen den Weg über eine Nachqualifizierung in der Weiterbildung. Die hohen Kosten, mangelndes Wissen und Orientierung über Kursangebote sind die häufigsten Hinderungsgründe. Hinzu kommt, dass die Ungelernten ihre eigenen Erfolgsaussichten als schlecht einschätzen.
So zahlen sich Bildungsinvestitionen aus
Die Bildungsexpert*innen des ifo Zentrums für Bildungsökonomik in München sind im Auftrag von Union Investment (das ist die Finanzgruppe der Volksbanken) der Frage nachgegangen, wie sich Bildung am Ende des Tages auszahlt, und zwar ganz konkret in Euro. Lohnt sich der Berufsabschluss? Ein angehängter Abschluss als Meister*in oder Techniker*in? Das Studium an der Fachhochschule oder Universität? Was bringt ein höherer Bildungsabschluss unter dem Strich?
Die Untersuchung zu den Lebenseinkommen zeigen, dass sich die Investition in einen höheren Bildungsabschluss wirtschaftlich allemal lohnen. Ein höherer Abschluss geht mit höheren Monatseinkommen einher, mit einem geringeren Risiko, arbeitslos zu werden, sowie in Summe mit sechsstelligen Zuwächsen beim Lebenseinkommen.
Und das sind die Zahlen. Verglichen wird das Einkommen über das gesamte Arbeitsleben hinweg. Ermittelt ist der Durchschnittswert aus dem Mikrozensus (Grundstichprobe insgesamt über 1,1 Mio. Personen, im Alter von 18 bis 65 Jahren). Für die Personen mit den entsprechenden Bildungsabschlüssen zeigen sich folgende Abweichungen:
Über das gesamte Arbeitsleben betrachtet liegt das Einkommen von Personen mit einer Berufsausbildung im Betrieb um 143.000 Euro über dem Lebenseinkommen von Personen ohne beruflichen Ausbildungsabschluss.
Bei Personen mit Abschluss als Meister*in oder Techniker*in wiederum fällt das Lebenseinkommen 129.000 Euro höher aus als bei Personen, deren höchster Abschluss eine Lehre ist.
Bei Fachhochschulabsolvent*innen sind es 267.000 Euro.
Bei Universitätsabsolvent*innen 387.000 Euro.
Dabei zeigen sich aber auch große Unterschiede nach Region, Geschlecht und insbesondere Fachrichtung.
Das Bildungsniveau hat sich verschoben
Der Bildungsstand hat sich in Deutschland in den letzten 40 Jahren deutlich nach oben verschoben. Manche sprechen inzwischen von einer "Überakademisierung", so etwa der Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer. Ein Vergleich der Zahlen aus dem Jahre 1976 und 2013 zeigt, dass es in der Tat viel Bewegung gibt:
Kein berufsqualifizierender Abschluss: 1976: 38 Prozent; 2013: 16 Prozent
Lehre/Berufsausbildung: 1976: 51 Prozent; 2013: 57 Prozent
Meister*in/Techniker*in: 1976: 6 Prozent; 2013: 10 Prozent
Fachhochschule: 1976: 2 Prozent; 2013: 7 Prozent
Universität: 1976: 4 Prozent; 2013: 11 Prozent
Betrachtet man die Entwicklung über die letzten Jahrzehnte, so zeigen sich deutliche Verschiebungen. Der Rückgang bei den Ungelernten zeigt die wachsende Bedeutung von Bildung am Arbeitsmarkt. Aber es gibt einen klaren Trend zu höheren Bildungsabschlüssen. Unter den 18- bis 65-Jährigen ist der Anteil derjenigen, die keinen beruflichen Abschluss erwerben, deutlich gesunken. Betrug der Anteil der Erwachsenen ohne Berufsabschluss 1976 noch 38 Prozent (in Westdeutschland), so lag er 2013 bei nur noch etwa 16 Prozent (in Gesamtdeutschland). Ein Teil des Rückgangs (etwa sechs Prozentpunkte) geht auf die Wiedervereinigung zurück, da es in der DDR kaum Personen ohne Berufsabschluss gab.
Im gleichen Zeitraum ist der Anteil der Personen mit einer Lehrausbildung im Betrieb um sechs Prozentpunkte auf 57 Prozent gestiegen. Auch der Anteil der Personen mit Abschluss als Meister*in bzw. Techniker*in ist angewachsen, von sechs Prozent im Jahr 1976 auf 10 Prozent im Jahr 2013. Wachstum gab es ebenfalls beim Hochschulstudium. Seit 1976 haben sich die Anteile der Personen mit Fachhochschul- und Universitätsabschluss jeweils etwa verdreifacht, sodass die entsprechenden Anteile unter den 18- bis 65-Jährigen 2013 bei sieben Prozent mit Fachhochschulabschluss und 11 Prozent mit Universitätsabschluss liegen.
Studienrichtungen bringen ganz unterschiedliche Renditen
Nicht jedes Studium ist per se lohnender als etwa der Weg über die Berufsausbildung zum Abschluss als Meister*in oder Techniker*in. Der Grund ist die immense Spreizung bei den durch ein Studium zu erzielenden Einkünften.
Während sich bei Männern ein medizinisches Hochschulstudium während des Erwerbslebens mit einem Plus von durchschnittlich bis zu 983.000 Euro gegenüber einer Ausbildung niederschlägt, sind es im Bereich Sozialarbeit nur 20.000 Euro.
Hier die Einkommen nach Studienbereichen:
Human und Zahnmedizin: Frauen 612.731 Euro; Männer 983.038 Euro
Rechtswissenschaft und -pflege: Frauen 364.971 Euro; Männer 656.992 Euro
Wirtschaftswissenschaft: Frauen 247.972 Euro, Männer: 529.402 Euro
Informatik, Mathematik, Naturwissenschaft: Frauen 236.534 Euro, Männer: 400.233 Euro
Ingenieur und Technikwissenschaft, Maschinenbau: Frauen 165.687 Euro, Männer: 384.409 Euro
Lehramt an Gymnasien und Berufsschulen: Frauen 279.336 Euro, Männer: 292.113 Euro
Verwaltungswissenschaft: Frauen 224.870 Euro, Männer: 281.178 Euro
Architektur- und Ernährungswissenschaft: Frauen 100.661 Euro, Männer: 249.147 Euro
Politik-, Sozial-, Religionswissenschaft: Frauen 168.417 Euro, Männer: 165.509 Euro
Lehramt (ohne Gymnasium und Berufsschulen), Sprach und Kulturwissenschaft: Frauen 183.444 Euro, Männer: 161.352 Euro
Kunstwissenschaft: Frauen 79.548 Euro, Männer: 73.775 Euro
Sozialarbeit: Frauen 79.102 Euro, Männer: 19.737 Euro
Alle Investitionen in Bildung lohnen sich
Erhebliche Unterschiede gibt es aber nicht nur bei den Studienfächern, sondern auch bei der Meister- oder Technikerausbildung. Vollzeitbeschäftigte Personen als Meister* in Techniker*in verdienen durchschnittlich jeden Monat 487 Euro netto mehr als diejenigen, die eine Lehre abgeschlossen haben. Das entspricht einem Plus von 26 Prozent. Der Verdienstvorteil schwankt regional zwischen 253 Euro (15 Prozent) in Berlin und 729 Euro (34 Prozent) in Darmstadt. Am meisten lohnt sich ein Abschluss als Meister*in Techniker*in in den wirtschaftsstärksten Bundesländern Baden-Württemberg und Bayern, am wenigsten in Ostdeutschland. Eine Ausbildung als Meister*in bzw. Techniker*in verringert das Risiko, arbeitslos zu sein. Im Vergleich zu Personen mit einer Lehre haben Beschäftigte als Meister*in bzw. Techniker*in im Durchschnitt eine um gut vier Prozent geringere Arbeitslosenquote. Dabei ergeben sich große regionale Unterschiede zwischen gut einem Prozentpunkt in Oberbayern und knapp 13 Prozentpunkten in Leipzig.
Insgesamt verringert die Ausbildung zum oder zur Meister*in bzw. Techniker*in das Arbeitslosigkeitsrisiko am meisten in Ostdeutschland, wo die Arbeitslosigkeit für Personen mit Lehre relativ hoch ist. Nur geringe Unterschiede ergeben sich in Süddeutschland, wo Personen mit Berufsausbildung generell ein relativ geringes Arbeitslosigkeitsrisiko haben. Insgesamt ist das Lebenseinkommen von Personen mit Abschluss als Meister*in Techniker*in um gut 129.000 Euro höher als das von Personen, die eine Lehre abgeschlossen haben. Dieser Wert schwankt zwischen knapp 63.000 Euro in Berlin und gut 198.000 Euro in Darmstadt. Die höchsten Werte fallen in Baden-Württemberg und Bayern an, die niedrigsten im Osten Deutschlands.
Auch bei den Ausbildungsberufen gibt es Einkommensunterschiede: Die höchsten zusätzlichen Lebenseinkommen erreichen Frauen und Männer mit einer Ausbildung im Bereich Finanzen, Banken und Versicherungen. Danach kommen Berufe in der Verwaltung, im Rechnungs- und Steuerwesen. Die niedrigsten Erträge werden mit einer Ausbildung in der Fachrichtung Textil und Bekleidung, Handel und Lager, Bau, Landwirtschaft, Ernährung und Gastgewerbe sowie Friseurgewerbe und Schönheitspflege erzielt. Der Bereich Friseurgewerbe und Schönheitspflege lohnt sich für Frauen nur minimal (gut 7.000 Euro Lebenseinkommen). Regional und geschlechterspezifisch unterscheiden sich die Einkommen zum Teil deutlich. Bei Männern lohnt sich Bildung historisch zwar noch mehr, aber das dürfte sich in Zukunft in großen Schritten angleichen. Was die Studie aber unverrückbar zeigt: Eine Investition in die Ausbildung - egal ob betriebliche Berufsausbildung oder Studium - lohnt sich in fast jedem Fall.
Ja, eine gute Ausbildung zahlt sich aus. Du siehst, in den meisten Berufsbranchen lohnt sich ein Studium oder betriebliche Ausbildung. Es gibt Sparten, wie die Logistik, in denen du mit einer Ausbildung und einer leitenden Position mehr verdienen kannst als mit einem Universitätsabschluss. Aber es gibt andere Branchen (Medizin, Forschung), da haben Akademiker*innen fast immer die Nase vorn. Eine gute Bildung, egal ob im Betrieb oder an der Hochschule, ist der perfekte Push für deine Karriere, zumindest wenn du beim Gehalt zu den Top-Verdienenden gehören willst.
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