Zweifel am Rentenpaket 2: Experten und Sozialverbände sehen Probleme

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Das Rentenpaket 2 kommt bei Experten und Sozialverbänden nur bedingt an. Viele haben Zweifel daran, dass es hält, was es verspricht.

Es wird seit Monaten über die Reform der Rente diskutiert. Gerade die Frührente ist für viele Experten falsch – Rente mit 63, 65 oder 67 gehört abgeschafft, sagen sie. Von Bundesfinanzminister Christian Lindner und Arbeitsminister Hubertus Heil wurde lange am Rentenpaket 2 gestrickt. Doch die Kritik an den Plänen war schon vor der offiziellen Vorstellung groß. Ist das Paket eine Mogelpackung?

Was verändert das Rentenpaket 2 bei einem Netto-Renteneinkommen unter 1250 Euro? Wo bleiben die Kosten hängen und ab wann rentieren sich die Maßnahmen wirklich? Sozialverbände sehen in den Plänen nicht die ganz große Lösung.

Rentenpaket 2: Das sollen die Pläne bringen – erste Zweifel

Das Rentenpaket 2 soll dafür sorgen, dass das Rentenniveau dauerhaft auf 48 Prozent festgeschrieben wird. Außerdem soll damit ein neuer Kapitalstock für die Rentenversicherung geschaffen werden. Das Geld soll dabei ausschließlich vom Bund stammen und auf dem Aktienmarkt angelegt werden.

Bis Mitte der 2030er-Jahre sollen dann mindestens 200 Milliarden Euro aufgebaut werden. Laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zweifelt Ökonom Bernd Raffelhüschen daran, dass das kreditfinanzierte Besparen von Aktien ausreichend Rendite erzielen würde.

Wie die dpa vorab aus Regierungskreisen erfuhr, sollen aus den Erträgen dann jährlich im Schnitt zehn Milliarden als Zuschuss an die gesetzliche Rentenversicherung fließen. Mit diesen Geldern soll ein allzu starker Anstieg des Rentenbeitragssatzes verhindert werden. Denn wenn nun verstärkt die sogenannten Babyboomer in Rente gehen, dürften die Beiträge demnach deutlich steigen – zumal wenn das Rentenniveau stabil gehalten werden soll.

Sozialverbände üben deutliche Kritik am Rentenpaket 2

Gegenüber der dpa äußerte die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, deutliche Kritik am Rentenpaket 2 und stellte ihre Bedenken klar heraus: "Eine Geldanlage in Aktien rentiert sich, wenn überhaupt, erst nach etwa 30 Jahren."

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Der drohende Engpass, wenn die Babyboomer-Generation aus dem Erwerbsleben ausscheidet, müsse sofort abgefangen werden. Für Bentele scheinen die Pläne der Regierung auch nicht sicher genug zu sein. Die Folgen wenig erfreulich: "Wir brauchen keine spekulativen Investitionen auf dem Aktienmarkt, für die langfristig Milliarden Euro Schulden gemacht und nachfolgende Generationen belastet werden."

Wenig erfreut über das Reform-Verhalten der Politik zeigte sich vor wenigen Tagen bereits die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier. So wie es aktuell aussieht, ist für sie klar: Die "junge Generation wird sich zu Tode bezahlen"

Wagenknecht attackiert Pläne als "Casino-Rente"

Und auch der Sozialverband Deutschland (SoVD) zeigte sich wenig begeistert von dem sogenannten Generationenkapital. Gegenüber der Presse-Agentur heißt von der SoVD-Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier: "Die gesetzliche Rente muss generationengerecht sein, denn sie betrifft alle. Aber ob das mit dem etwas irreführenden "Generationenkapital" gelingt, da sind wir skeptisch."

Die Aktienrente ist eine Casino-Rente

Sahra Wagenknecht, Bündnis Sahra Wagenknecht

Richtig massiv wetterte Sahra Wagenknecht gegen das Rentenpaket von Linder und Heil: "Die Aktienrente ist eine Casino-Rente. Vor lauter Planlosigkeit in der Rentenpolitik zockt die Ampel mit der Alterssicherung der Bürger. Die Vorsitzende des neuen Bündnisses Sahra Wagenknecht forderte laut dpa eine Volksabstimmung über die Rente in Deutschland ähnlich wie in der Schweiz.

Von Bentele und Engelmeier kommt zudem noch eine weitere Forderung. Sie verlangten, weitere Bevölkerungsgruppen in die gesetzliche Rentenversicherung zu integrieren. Engelmeier: "Wirklich gerecht wird die Altersversorgung in Deutschland erst dann, wenn alle Menschen eingebunden werden – also auch Beamtinnen und Beamte, Parlamentarierinnen und Parlamentarier sowie Selbstständige." Und für Bentele ist klar: "Der Anteil des Steuerzuschusses für die Rentenversicherung im Bundeshaushalt darf in Zukunft keinesfalls sinken." 

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