Das Rentensystem in Deutschland wird viel kritisiert: vom Renteneintrittsalter, über die Höhe der Rente bis hin zu den Beitragszahlungen. Doch haben es Rentner*innen in Deutschland schlechter als in anderen Ländern? Das zeigt zumindest ein Vergleich des Rentenniveaus der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD).
Für den internationalen Vergleich wird die "Nettoersatzrate" genutzt. Sie erfüllt jedoch den gleichen Zweck wie das Rentenniveau, zeigt also die Kaufkraft der Rente an. Einfach gesagt, wird die Frage beantwortet: Wie viel Prozent Rente bekomme ich gemessen am durchschnittlichen Nettogehalt? Bei der Höhe der Rente wird von 45 Jahren Beitragszahlung bei durchschnittlichem Einkommen ausgegangen.
Rentenniveau in Deutschland: So schneiden wir im internationalen Vergleich ab
Im Vergleich zum Nettogehalt, das sie vor der Rente bekommen haben, bleiben den Rentner*innen hierzulande rund 53 Prozent in ihrer Rente. Im Ausland bekommen Menschen im Ruhestand teils einen deutlich größeren Anteil ihres Lohns. Deutschland liegt in der OECD-Liste nur im unteren Drittel.
Das Rentenniveau laut Bundesregierung ist sogar noch niedriger. Dem Rentenversicherungsbericht 2022 zufolge liegt es bei 48,1 Prozent. Und es wird noch weiter sinken, da in den kommenden Jahren mehr Rentner hinzukommen, die Zahl der Arbeitskräfte aber nicht im gleichen Maße steigt. Noch bis 2025 garantiert der Staat ein Rentenniveau von 48 Prozent, bis dahin ist eine Renten-Reform nötig, damit ein weiteres Absinken verhindert werden kann.
Doch warum bekommen Rentner*innen in Deutschland überhaupt so viel weniger Rente als im Ausland? Die Ursache liegt bei einigen wichtigen Faktoren, in denen sich das deutsche Rentensystem unterscheidet. Zum einen sind die Beitragssätze in vielen Ländern höher, besonders bei Staaten, deren Rentenniveau über 80 Prozent liegt. In Italien treten Arbeitnehmende zum Beispiel 33 Prozent des durchschnittlichen Gehalts an die Rentenkasse ab. In Spanien sind es 28,3 Prozent und bei unseren Nachbarn in Österreich rund 23 Prozent. Deutschland hat mit einem Beitragssatz von 18,6 Prozent einen der niedrigsten Werte.
Wieso ist das deutsche Rentensystem so schlecht? Die Gründe im Überblick
Zum anderen stecken andere Länder mehr Staatsausgaben in die Rente. Spanien investiert etwa 10,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) in die Rente, Italien sogar 12,8 Prozent. Deutschland gibt zwar auch relativ viel aus, 9,8 Prozent der Wirtschaftsleistung - die anderen Schwachpunkte im Rentensystem gleicht das jedoch nicht aus.
Damit kommen wir zur Anpassung der Renten. In Deutschland richtet sich die Rente nach der Lohnentwicklung. "Steigen die durchschnittlichen Löhne und Gehälter je Arbeitnehmer, folgen die Renten nach", heißt es von der Deutschen Rentenversicherung. Eine Rentenkürzung ist dabei ausgeschlossen. Dadurch steigen die Renten fast jedes Jahr um ein paar Prozent, so auch 2023. Andere Länder wie Österreich passen die Renten dagegen an die Inflation an. Aktuell bekommen Rentner*innen in Österreich also deutlich mehr Geld. In den Jahren zuvor hatte es jedoch nur geringe Erhöhungen gegeben.
Letztendlich spielt es auch eine Rolle, wie lange in die Rentenkasse eingezahlt wird. Denn wer länger arbeitet und damit mehr einzahlt, bekommt später auch mehr Geld. Die Deutschen schneiden in diesem Punkt ebenfalls nicht sonderlich gut ab. Denn obwohl das gesetzliche Renteneintrittsalter recht ähnlich ist, arbeiten die Deutschen im Schnitt nur 38,8 Jahre. In den Niederlanden wird dagegen 42,5 Jahre und in Schweden 42,3 Jahre gearbeitet. In der Regel haben Rentner*innen dort somit mehr angespart.
Du willst für deine Rente besser vorsorgen? Hier findest du hilfreiche Tipps, wie du Geldsorgen im Alter vermeiden kannst.
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