Druck auf Krankenkassen wächst: Betragsschock und immer weniger Leistung

2 Min

Die Diskussion über die Lage der Krankenkassen wird intensiver. Politiker und Verbände sind uneinig über den richtigen Lösungsweg zur Stabilisierung der Beiträge.

Voller Druck auf die Krankenkassen. Die Suche nach Lösungen in der finanzielle Krise kommt nur schleppend voran und stößt nicht immer auf Zuspruch. Jetzt hatte sich Bundesgesundheitsministerin Nina Warken wieder zur angespannten Lage geäußert und erneut über Veränderungen bei den Leistungen der Kassen gesprochen.

Warken: "Ich bin für Maßnahmen für eine bessere Steuerung, für eine Effizienzhebung im System, gegebenenfalls eben auch Leistungskürzungen." Mit dieser Aussage steht die CDU-Politikerin nicht alleine da. Schon in seinem ARD-Sommerinterview Ende Juli hatte Bundeskanzler Friedrich Merz mit einem harten Plan für Krankenkassen und Versicherte gedroht.

Verband der Ersatzkassen übt Kritik an Politik-Plänen

Auf die Leistungs-Ansage der Ministerin hat man beim Verband der Ersatzkassen (vdek) reagiert. Boris von Maydell, Vertreter des Vorstandes beim vdek sieht in der Diskussion um Einschränkungen des Leistungsanspruchs oder eine Praxisgebühr keinen sinnvollen Lösungsansatz. 

Boris von Maydell: "Priorität A muss es nun sein, wirksame Strukturreformen auf den Weg zu bringen. Die Vorschläge dazu liegen auf dem Tisch. Es geht um eine stärkere Qualitäts- und Bedarfsorientierung durch eine Krankenhausreform, eine bessere Notfallversorgung, den effizienten Einsatz des Personals in der Pflege und eine bessere Kooperation der Gesundheitsfachberufe."

Der Verband hält im Zusammenhang mit der Krise der Kassen auch erneut mit der Forderung des GKV Spitzenverband Bund der Krankenkassen entgegen, dass man die vollständige Erstattung der Ausgaben für versicherungsfremde Leistungen verlangt. von Maydell: "Hier begrüßen wir die Klage der Krankenkassen zur vollständigen Refinanzierung der Kosten für die Bürgergeldempfänger. Es greift zu kurz, die Steuerungsaufgabe durch die Einführung einer Praxisgebühr auf die Patientinnen und Patienten verlagern zu wollen. Wir haben der Koalition sinnvolle Ideen für ein Primärversorgungssystem vorgestellt. Um die GKV-Finanzen zu stabilisieren, helfen Rationierungsdebatten nicht weiter."

Krise der Krankenkassen: Auch die SPD schießt gegen die CDU

Wenig Begeisterung stellt sich auch bei der SPD ein.  Vom Koalitionspartner kommt eine deutliche Warnung. Wie die Deutsche Presse-Agentur schreibt, hatte sich die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion, Dagmar Schmidt gegenüber der Süddeutschen Zeitung geäußert.

Schmidt: "Frau Warken ist gefordert, nicht den vermeintlich einfachen Weg über Leistungskürzungen, Privatisierungen und Belastung der Versicherten zu gehen."

Es würde stattdessen darum gehen, "echte Strukturreformen voranzutreiben, die eine bessere Versorgung der Patientinnen und Patienten zum Ziel haben und die vorhandenen Ressourcen im System besser nutzen."

Beiträge der Kassen: Hoffen auf mehr Geld vom Bund

Um im Jahr 2026 weitere massive Anstiege der Beiträge bei den Krankenkassen zu verhindern, hofft Gesundheitsministerin Warken mehr Geld vom Bund zu bekommen. 

Auf Nachfrage von inFranken.de hat die GKV auf die Beitrags-Aussage von Oliver Blatt, Vorstandsvorsitzender des GKV-Spitzenverbandes verwiesen.

Blatt: "Unser Vorschlag eines Ausgabenmoratoriums für die Begrenzung des Ausgabenanstiegs ohne Leistungskürzungen liegt auf dem Tisch. Es muss nur zugegriffen werden. Damit bekämen wir stabile Beiträge und die notwendige Zeit, nachhaltige Strukturreformen umzusetzen."

Wie ist der Stand bei den Beträgen der Krankenkassen?

Aktuelle Zahlen zeigen, dass der durchschnittliche Zusatzbeitrag zur Krankenkasse zu Jahresbeginn auf 2,5 Prozent gestiegen war. Damit lag der Gesamtbeitrag bei 17,1 Prozent vom Bruttolohn eines Erwerbstätigen ausmacht.

Tatsächlich führten unterjährige Erhöhungen dazu, dass der Schnitt jetzt aber schon bei 3,1 Prozent, also 17,7 Prozent insgesamt, liegt. Alleine im Juli hatten sechs Krankenkassen ihre Beiträge erhöht

Beim Bundesministerium für Gesundheit heißt es zu Zusatzbeiträgen: Ergänzend zu dem nach dem allgemeinen oder dem ermäßigten Beitragssatz bemessenen Beitrag erheben die Krankenkassen einen Zusatzbeitrag, um ihren Finanzbedarf, der über die Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds hinausgeht, zu decken. Der Zusatzbeitrag wird nach einem von jeder Krankenkasse festgelegten Zusatzbeitragssatz bemessen. Arbeitgeber beziehungsweise Rentenversicherungsträger beteiligen sich zur Hälfte an den kassenindividuellen Zusatzbeiträgen.

Vorschaubild: © AdobeStock/marcus_hofmann