Rekordverdienste für Azubis: In diesen Jobs gibts die höchsten Gehälter

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Die tariflichen Ausbildungsvergütungen sind stark gestiegen, mit bemerkenswerten Anstiegen besonders in Ostdeutschland. Eine Untersuchung beleuchtet zudem die Branchen, in denen Azubis das meiste und das wenigste verdienen.

Die Ausbildungsgehälter sind so stark gestiegen wie nie seit 1992. Erstmals liegen zudem Ost- und Westdeutschland in der tariflichen Bezahlung von Azubis gleichauf. Eine betriebliche Ausbildung bringt nicht nur Praxiswissen, sondern oftmals auch ein attraktives Gehalt. Doch in welchen Berufen verdienen Azubis am meisten – und wo fällt die Vergütung eher mager aus? 

Tarifliche Ausbildungsvergütungen: höchster Anstieg

Für viele Azubis legt ein Tarifvertrag fest, was sie während der Ausbildungszeit verdienen. 2024 gab es dabei den höchsten Anstieg bei den tariflichen Ausbildungsvergütungen seit 1992, wie das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) informiert. Azubis in tarifgebundenen Betrieben haben 2024 demnach im Durchschnitt über alle Ausbildungsjahre hinweg 1.133 Euro brutto im Monat und damit rund 70 Euro mehr als 2023 verdient.

Insgesamt gab es ein Plus von 6,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In Summe erhielten 2024 rund 60 Prozent der Auszubildenden, die in einem tarifgebundenen Betrieb lernten, eine Ausbildungsvergütung von mehr als 1.100 Euro, etwa ein Viertel mehr als 1.250 Euro. Dagegen lagen bei rund 14 Prozent der Auszubildenden die tariflichen Ausbildungsvergütungen 2024 unterhalb von 950 Euro

Besonders stark fiel der Zuwachs laut BIBB in Ostdeutschland aus, wo die Gehälter um 8,3 Prozent anstiegen, während in Westdeutschland das Plus nur bei 6,1 Prozent lag. Damit liegt die durchschnittliche Vergütung im Osten mit 1.133 Euro und im Westen mit 1.135 Euro nahezu auf gleichem Niveau – eine Angleichung, die lange auf sich warten ließ.

Die Top-Ten-Berufe mit den höchsten Ausbildungsvergütungen

Die wenigsten Schulabsolventen haben schon mal über eine Ausbildung zum Rohrleitungsbauer nachgedacht. Rein finanziell gesehen wäre das aber eine gute Wahl, wie die Auswertung der Top-Ten bei den bestbezahlten Ausbildungsberufen zeigt. In diesen Berufen lagen die tariflichen Vergütungen im Durchschnitt über alle Ausbildungsjahre hinweg bei 1.300 Euro oder mehr.

Einige Berufe stechen besonders heraus, wenn es um hohe Ausbildungsgehälter geht. An der Spitze stehen die angehenden Rohrleitungsbauer/innen mit einem durchschnittlichen Verdienst von 1.349  Euro. Knapp dahinter folgen Milchtechnologe mit 1.347 Euro, Zimmerei mit 1.343 Euro und Maurerei mit 1.330 Euro.

Und das sind die 10 Berufe mit den höchsten tariflichen Ausbildungsvergütungen*:

  • Rohrleitungsbauer/-in
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 1.349 Euro

 

  • Milchtechnologie/-technologin
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 1.347 Euro

 

  • Zimmerer/Zimmerin
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 1.343 Euro

 

  • Maurer/-in
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 1.330 Euro

 

  • Straßenbauer/-in

Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 1.322 Euro

  •  
  • Fliesen-, Platten- und Mosaikleger/-in
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 1.319 Euro

 

  • Straßenbauer/-in
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 1.308 Euro

 

  • Beton- und Stahlbetonbauer/-in
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 1.304 Euro

 

  • Fachkraft für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 1.301 Euro

 

  • Bankkaufmann/-frau
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 1.300 Euro 

* Durchschnittliche Beträge in Euro pro Monat in den einzelnen Ausbildungsjahren sowie im Durchschnitt über die gesamte Ausbildungsdauer.

Zehn Berufe mit den niedrigsten Ausbildungsvergütungen

Es gibt natürlich auch Berufe, bei denen die Einkommenssituation zum Start weniger rosig aussieht: die bottom ten, also die zehn Berufe, in denen das tarifliche Gehalt am niedrigsten ist. Das BIBB wertet jährlich die tariflichen Ausbildungsvergütungen zum Stand 1. Oktober aus. 

Und das sind die zehn Berufe mit den niedrigsten Ausbildungsvergütungen*:

  • Friseur/-in
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 719 Euro

 

  • Tiermedizinische/-r Fachangestellte/-r
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 877 Euro

 

  • Parkettleger/-in
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 881 Euro

 

  • Bodenleger/-in
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 882 Euro

 

  • Bestattungsfachkraft
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 890 Euro

 

  • Tourismuskaufmann/-frau (Kaufmann/-frau für Privat- und Geschäftsreisen)
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 893 Euro

 

  • Raumausstatter/-in
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 904 Euro

 

  • Pharmazeutisch-kaufmännische/-r Angestellte/-r
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 907 Euro

 

  • Bauzeichner/-in
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 930 Euro

 

  • Schilder- und Lichtreklamehersteller/-in
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 935 Euro 

*Durchschnittliche Beträge in Euro pro Monat in den einzelnen Ausbildungsjahren sowie im Durchschnitt über die gesamte Ausbildungsdauer.

Im öffentlichen Dienst gibt es hohe Ausbildungsvergütungen

Je nach Branche gibt es erhebliche Unterschiede. Besonders im öffentlichen Dienst sind die Gehälter hoch – in diesem Bereich erhalten Auszubildende im Schnitt 1.234 Euro pro Monat. Sie lagen damit über dem gesamtdeutschen Durchschnitt von 1.133 Euro. Der Ausbildungsbereich öffentlicher Dienst umfasst sieben Berufe, wobei die durchschnittlichen monatlichen Beträge in Euro 2024 so aussahen:

  • Fachangestellte/-r für Arbeitsmarktdienstleistungen
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 1.267 Euro

 

  • Fachkraft für Abwassertechnik
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 1.260 Euro

 

  • Verwaltungsfachangestellte/-r
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 1.249 Euro

 

  • Sozialversicherungsfachangestellte/-r
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 1.239 Euro

 

  • Vermessungstechniker/-in
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 1.203 Euro

 

  • Fachangestellte/-r für Medien- und Informationsdienste
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 1.197 Euro

 

  • Justizfachangestellte/-r
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 1.146 Euro

Im Ausbildungsbereich der freien Berufe sind vier durchaus begehrte Berufe erfasst. Das durchschnittliche Gehalt der Azubis liegt bei 1.026 Euro und damit deutlich niedriger als in anderen Wirtschaftsbereichen, wobei es Schwankungen in den Berufen gibt: 

  • Medizinische/-r Fachangestellte/-r
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 1.055 Euro

 

  • Zahnmedizinische/-r Fachangestellte/-r
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 1.049 Euro

 

  • Pharmazeutisch-kaufmännische/r Angestellte/r
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 907 Euro

 

  • Tiermedizinische/-r Fachangestellte/-r
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 877 Euro

*Durchschnittliche Beträge in Euro pro Monat in den einzelnen Ausbildungsjahren sowie im Durchschnitt über die gesamte Ausbildungsdauer. 

Im Handwerk schwächeln die Ausbildungsgehälter

Doch nicht in allen Ausbildungsberufen sind die Gehälter attraktiv. Im Handwerk, dem Wirtschaftsbereich, in dem 2024 immerhin 135.000 neue Azubis starteten, ist der durchschnittliche Verdienst mit unter 1.046 Euro pro Monat abgeschwächter als in anderen Wirtschaftssektoren. Laut der BIBB-Analyse gibt es insgesamt 25 Berufe, in denen die durchschnittliche Ausbildungsvergütung unter 1.000 Euro liegt.

Dazu gehören auch drei Handwerksberufe, wie unsere Übersicht zeigt. Das sind Bäcker/in (Verdienst 968 Euro) und Maler/-in und Lackierer/-in (Verdienst 936 Euro) und Friseur/-in (Verdienst 719 Euro). Bodenleger/‑in (882 Euro) und Friseur/-in (719 Euro) gehen mit niedrigen tariflichen Ausbildungsvergütungen nach Hause.

So viel verdienst du in stark nachgefragten Handwerksberufen:

  • Maurer/-in
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 1.330 Euro

 

  • Kraftfahrzeugmechatroniker/-in
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 1.095 Euro

 

  • Dachdecker/-in
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 1.085 Euro

 

  • Metallbauer/-in
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 1.043 Euro

 

  • Elektroniker/-in
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 1.037 Euro

 

  • Schornsteinfeger/-in
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 1.004 Euro

 

  • Bäcker/in
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 968 Euro

 

  • Maler/-in und Lackierer/-in
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 936 Euro

 

  • Friseur/-in
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 719 Euro

*Durchschnittliche Beträge in Euro pro Monat in den einzelnen Ausbildungsjahren sowie im Durchschnitt über die gesamte Ausbildungsdauer.

In Industrie- und Handel geht der Touristikkaufmann mit weniger Geld nach Hause

Höher ist die durchschnittliche Vergütung in Industrie und Handel mit 1.181 Euro. In diesem Wirtschaftssektor lernen 56 Prozent aller Azubis, 2024 schlossen insgesamt rund 274.000 einen neuen Ausbildungsvertrag. Dazu gehören die begehrten Kaufmann-Berufe (Ausbildungsvergütung zwischen 893 Euro bis 1.282 Euro) und die Metall- und Elektroberufe (Ausbildungsvergütung zwischen 1.203 bis 1.232) und die IT-Berufe (1.171 Euro).   

  • Rohrleitungsbauer/-in
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 1.349 Euro

 

  • Kaufmann/-frau für Versicherungen und Finanzanlagen
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 1.282 Euro

 

  • Elektroniker/in für Betriebstechnik
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 1.232 Euro

 

  • Industriemechaniker/-in
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 1.203 Euro

 

  • Industriekaufmann/-frau
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 1.175 Euro

 

  • Fachinformatiker/-in
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 1.171 Euro

 

  • Fachkraft für Lagerlogistik
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 1.169 Euro

 

  • Koch/Köchin
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 1.142 Euro

 

  • Automobilkaufmann/-frau
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 1.072 Euro

 

  • Tourismuskaufmann/-frau
  • Verdienst über die gesamte Ausbildungsdauer: 893 Euro

*Durchschnittliche Beträge in Euro pro Monat in den einzelnen Ausbildungsjahren sowie im Durchschnitt über die gesamte Ausbildungsdauer.

Betriebliche Berufsausbildung schützt am besten vor Arbeitslosigkeit

Es gibt noch eine gute Nachricht für alle, die im Betrieb einen Beruf erlernen. Bislang galt: Ein abgeschlossenes Hochschulstudium schützt am besten vor Arbeitslosigkeit. Diese Grundfeste des deutschen Arbeitsmarkts attackiert jetzt eine neue Studie des Instituts für Wirtschaft (IW) aus Köln. Ein dreiköpfiges Wissenschaftsteam will nach ausgiebiger Analyse von Daten zur Arbeitslosigkeit der Bundesagentur für Arbeit herausgefunden haben, dass diese Aussage nicht mehr stimmt.

Ihre neue Botschaft: Bei Fachkräften mit Berufsausbildung sind die Arbeitslosigkeitszahlen in den vergangenen zehn Jahren am niedrigsten. Die IW-Wissenschaftler haben exakt nachgeforscht, wie sich die Arbeitslosenzahlen in den vergangenen zehn Jahren bei Fachkräften mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung, Hochqualifizierten mit beruflicher Fortbildung oder Hochschulabschluss und Helfern ohne Berufsabschluss entwickelt haben.

Das Ergebnis: Trotz der Corona-Pandemie und des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ist die Arbeitslosigkeit bei Fachkräften mit Berufsausbildung von 2019 bis 2024 leicht um 3,8 Prozent gesunken, während sie bei Hochqualifizierten um fast 49 Prozent und bei Geringqualifizierten um 43 Prozent gestiegen ist.

Hochschulen bilden mehr Arbeitslose aus

Die Erklärung des IW: Unternehmen können viele Stellen, für die eine betriebliche Berufsausbildung im dualen System notwendig ist, nicht besetzen. Es gibt einfach nicht genügend Nachwuchs bei diesen Fachkräften. Bei Absolventen von Hochschulen sieht das anders aus, in vielen Fächern gibt es sie reichlich.

Gehälter von Fachkräften steigen: Auch bei der Einkommensentwicklung schneiden Fachkräfte mit einer betrieblichen Ausbildung besser ab: Zwischen 2019 und 2023 stiegen ihre Gehälter um 12 Prozent, etwa ein Drittel stärker als bei Hochqualifizierten. Die Gehälter von Helfern legten zwar um 16,5 Prozent zu, dies ist jedoch vor allem auf die Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro im Jahr 2022 zurückzuführen.

Die Zahlen zeigen: Fachkräfte mit Berufsausbildung sind sehr gefragt, selbst in Krisenzeiten. Künftig wird es noch stärker an Fachkräften mit Berufsausbildung mangeln, weil viele von ihnen in Rente gehen und zu wenige nachrücken. "Um diese Lücke zu schließen, sollten wir junge Menschen gezielter für eine Berufsausbildung in Mangelberufen begeistern – auch an Gymnasien", sagt IW-Experte Alexander Burstedde. Denn die Berufsausbildung ist nicht nur der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit, sondern auch entscheidend, um den Fachkräftemangel zu verringern.

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