- Was bedeutet Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)?
- Aktueller Forschungsstand zum Thema Zuckerersatz und Diabetes Typ 2
- Light-Produkte wie Diät-Cola, Energy-Drinks, Diät-Säften für Diabetiker: Wie sind die Studienergebnisse zu bewerten?
Sie nennen sich "Light", "Sugarfree" oder "Zero" und erfreuen sich großer Beliebtheit. Zuckersüße Light-Getränke mit nahezu null Kalorien versprechen uns grenzenlosen Genuss ohne schlechtes Gewissen. Doch wie steht es um die gesundheitlichen Auswirkungen von Zuckerersatzstoffen? Wo ist der Unterschied zwischen Zuckerausstauschstoffen und Süßstoffen? Und können Menschen mit Diabetes mellitus zuckerhaltige Getränke uneingeschränkt durch die Light-Version austauschen?
Was bedeutet Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)?
Diabetes mellitus bezeichnet verschiedene Stoffwechselerkrankungen, die sich durch einen erhöhten Blutzuckerwert auszeichnen. Normalerweise sorgt das Hormon Insulin, das in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird, für den Transport des Blutzuckers aus dem Blut in die Körperzellen. Bei Diabetes mellitus mangelt es jedoch an Insulin oder die Insulinwirkung ist vermindert.
Nur das Bauchspeicheldrüsenhormon Insulin kann den Blutzucker senken. Dem gegenüber steht aber eine ganze Reihe an Hormonen, die den Blutzuckerspiegel erhöhen können, zum Beispiel Cortisol, Adrenalin oder Glukagon. Der Grund dafür könnte sein, dass unser Stoffwechsel sich evolutionstechnisch noch in der Steinzeit befindet, wo nur sehr wenig Kohlenhydrate und Zucker in Reinform konsumiert wurden. Hier vermuten Fachleute, dass damals mehr Bedarf bestand, schnell Energie bereitzustellen. Daher verfügen wir über mehr Mechanismen, die den Zucker im Blut erhöhen. Das bedeutet aber gleichzeitig, dass wir bei unserer Ernährung darauf achten müssen, unseren Blutzuckerspiegel konstant zu halten, damit ständige Blutzuckerspitzen vermieden werden und die Bauchspeicheldrüse nicht überlastet wird. Das heutige Überangebot an süßen Getränken sowie kohlenhydratreichen Speisen erschwert dies jedoch erheblich.
Diabetes mellitus bedeutet frei übersetzt "honigsüßer Durchfluss". Diesen Begriff verwendeten Mediziner*innen in der Antike, denn sie stellten die Diagnose anhand des auffällig süßen Urins. Und so gehört Zucker (Glukose) im Urin neben dem Blutzucker bis heute zu den möglichen Diagnoseverfahren eines Diabetes mellitus. Denn normalerweise ist der Glukoseanteil im Urin sehr gering, weil in den Nieren die Glukose wieder ins Blut resorbiert wird. Erst wenn die sogenannte Nierenschwelle überschritten ist, kann dies zum einen auf einen zu hohen Blutzuckerwert hindeuten, aber auch ein Hinweis auf eine Funktionsstörung der Nieren sein.
Diabetes Typ1 und 2 haben unterschiedliche Ursachen
Diabetes tritt in zwei verschiedenen Formen auf, die als Diabetes Typ 1 und Diabetes Typ 2 bezeichnet werden. Unterschiedliche Faktoren können sowohl bei dem einen als auch bei dem anderen Typ zum Ausbruch führen und auch genetische Ursachen kommen in Betracht. Das Bundesgesundheitsministerium gibt bekannt, dass etwa 7,2 % der Erwachsenen zwischen 18 und 79 Jahren an Diabetes mellitus leiden. Davon sind 90 bis 95 % an Diabetes Typ 2 erkrankt.
Diabetes Typ 1 zeichnet sich durch einen absoluten Mangel des Hormons Insulin aus und zählt zu den Autoimmunerkrankungen. Das bedeutet, dass körpereigene Zellen durch das Immunsystem angegriffen und zerstört werden. Im Falle von Diabetes Typ 1 greifen Immunzellen die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse an, sodass nach und nach weniger Insulin im Blut kursiert. Insulin ist jedoch das einzige Hormon, dass Zucker (Glukose) aus dem Blut in die Körperzellen transportieren kann. Zudem forschen Fachleute an der Beteiligung weiterer Risikofaktoren wie Ernährung oder bestimmte Infektionskrankheiten. Häufig beginnt der Typ-1-Diabetes schon im Kindes- und Jugendalter und gilt bisher als unheilbar. Die unausweichliche Folge für Erkrankte ist eine lebenslange Insulintherapie.
Beim Typ-2-Diabetes wird eine Insulinresistenz als häufigster Auslöser genannt. Die Bauchspeicheldrüse ist zwar noch in der Lage, genügend Insulin zu produzieren, aber die Aufnahme der Glukose in die Zelle ist gestört, weil die Körperzellen immer unempfindlicher auf Insulin reagieren. Der Blutzucker sinkt nicht ausreichend und als Gegenreaktion produziert die Bauchspeicheldrüse immer mehr Insulin und es kann zur Erschöpfung der insulinproduzierenden Zellen kommen. Meist beginnt der Typ-2-Diabetes schleichend und wurde einmal als "Altersdiabetes" bezeichnet. Allerdings erkranken immer mehr junge Menschen daran. Als Gründe werden der zunehmende Bewegungsmangel und Übergewicht genannt. Daneben können aber auch genetische Ursachen vorliegen, die den Ausbruch der Erkrankung begünstigen können.
Typ-2-Diabetiker sollten sich regelmäßig bewegen, ihre Ernährung anpassen und ein normales Körpergewicht anstreben. Dadurch kann die Empfindlichkeit der Körperzellen für Insulin erhöht und dadurch der Insulinbedarf gesenkt werden. Kann der Blutzucker durch diese Lebensstiländerungen nicht auf ein gesundes Maß reduziert werden, steht Patient*innen zunächst eine medikamentöse Therapie zur Verfügung. Erst wenn diese auch keine positive Wirkung zeigt, muss Insulin injiziert werden.
Genauso wie gesunde Menschen sollten auch Diabetikerinnen und Diabetiker nur gelegentlich Süßigkeiten verzehren. Der übermäßige Konsum von zuckerhaltigen Getränken, Schokoladen, Keksen und anderen Naschereien gehört auch nicht zu den direkten Auslösern von Diabetes mellitus. Es gibt jedoch Unterschiede zwischen Diabetes Typ 1 und Typ 2. Denn Diabetes Typ 2 wird häufig durch Bewegungsmangel und Übergewicht ausgelöst. Wer zusätzlich gerne nascht oder zuckerhaltige Getränke konsumiert, läuft daher eher Gefahr, einen Diabetes mellitus zu entwickeln. Bei Typ 1-Diabetiker*innen ist ein überhöhter Zuckerkonsum auch nicht ursächlich, trotzdem müssen Menschen mit dieser Erkrankung die Aufnahme von Kohlenhydraten im Blick haben und ihren Blutzuckerspiegel regelmäßig messen.
Zuckeraustauschstoffe und Süßstoffe - Wo liegt der Unterschied?
Süßstoffe werden gerne konsumiert und sind seit langem Bestandteil vieler verarbeiteter Lebensmittel. Sie sind um ein Vielfaches süßer als Zucker, sodass schon eine geringe Menge ausreicht, um Getränken oder Fertigprodukten eine hohe Süßkraft zu verleihen. Ihr geringer Kaloriengehalt verspricht zudem ungetrübten Genuss von süßen Speisen und Getränken. In der EU sind verschiedene Stoffe mit ihren jeweiligen E-Nummern zugelassen und müssen als "Süßungsmittel" gekennzeichnet werden:
Zuckeraustauschstoffe sind chemisch mit Haushaltszucker (Saccharose) verwandt, besitzen aber andere Eigenschaften. Sie werden auch als Zuckeralkohole bezeichnet und verfügen über einen Brennwert von 300 Kilokalorien pro 100 Gramm. Eine Ausnahme bietet Erythrit, das nur 20 Kilokalorien pro 100 Gramm enthält. Damit sind sie deutlich kalorienärmer als Haushaltszucker, der mit stolzen 400 Kalorien pro 100 Gramm zu Buche schlägt. Der Nachteil ist allerdings, dass sie in hohen Mengen abführend wirken können.
- Sorbit (E 420)
- Mannit (E 421)
- Isomalt (E 953)
- Maltit (E 965)
- Lactit (E 966)
- Xylit (E967)
- Erythrit (E 968)
- Polyglycitolsirup (E 964)
Süßstoffe sind meist synthetischen Ursprungs. Sie enthalten kaum Kalorien und verfügen über eine Süßkraft, die die von Haushaltszucker um das 30 bis 3000-fache übersteigern kann. Es wird demnach viel weniger davon benötigt, um eine bestimmte Süße zu erreichen. Du findest sie häufig in Light-Erfrischungsgetränken und anderen kalorienreduzierten Lebensmitteln. Aktuell sind in der EU elf Süßstoffe zur Verwendung in Lebensmitteln zugelassen, die strukturell sehr unterschiedlich sind. Zu den bekanntesten Vertretern zählen:
- Aspartam (E 951)
- Acesulfam-K (E 950)
- Cyclamat (E 952)
- Saccharin (E 954)
- Sucralose (E 955)
- Steviolglykoside (E 960)
Aktueller Forschungsstand zum Thema Süßungsmittel und Diabetes Typ 2
Folgende Fragen stellen sich insbesondere Menschen mit Diabetes immer wieder:
- Welche Auswirkungen haben Süßungsmittel auf die besondere Stoffwechsellage bei Diabetes mellitus?
- Verändern sie die Insulinsensitivität und wird vielleicht doch durch den süßen Geschmack die Produktion von Insulin angestoßen?
- Fördern Light-Getränke vielleicht sogar Übergewicht?
Forschende der University of Cambridge haben sich die Frage gestellt, wie sich Getränke mit künstlichen Süßstoffen auf die Stoffwechsellage bei Diabetes-Typ-2-Patient*innen auswirken. Außerdem wollten sie herausfinden, ob es einen Zusammenhang mit dem Körpergewicht gibt. Für Ihre Studie werteten sie 17 Forschungsarbeiten mit insgesamt 38.000 Teilnehmern aus, die die Auswirkungen verschiedener Getränkearten auf das Körpergewicht und das Diabetesrisiko betrachteten.
Die Wissenschaftler*innen stellten einen Zusammenhang mit Typ-2-Diabetes und dem Verzehr von Light-Getränken fest. Erstaunlicherweise war der Einfluss sogar stärker als der von zuckerhaltigen Getränken. Insgesamt hatten Teilnehmer, die regelmäßig Light-Getränke zu sich nahmen, eine Risikoerhöhung von 25 %. Das Ergebnis muss allerdings differenziert betrachtet werden. Denn rechneten die Fachleute den Faktor Übergewicht heraus, lag das Risiko zu erkranken nur noch bei 8 %. Damit sei kein Beweis erbracht, dass ein signifikanter Zusammenhang besteht. Das Ergebnis bestätigt vielmehr, dass übergewichtige Menschen eher zu Light-Produkten greifen.
Sucralose ist ein künstlich hergestellter Süßstoff, der zahlreichen Light-Produkten wie Diät-Cola, Energy-Drinks, Diät-Säften, alkoholischen Getränken und anderen Produkten zugesetzt wird. In Tiermodellen wurde die Wirkung auf den Stoffwechsel bereits belegt. Eine Studie betrachtete auch die Wirkung bei übergewichtigen Patienten, die insulinpflichtig waren und bisher keine Süßstoffe konsumierten. Bei den Probanden, die Sucralose bekamen, stellten die Forschenden einen höheren Anstieg des Blutzuckers und der Insulinausschüttung fest, wenn sie vor einem Glukosetoleranztest Sucralose zu sich nahmen.
Ein gegenteiliges Ergebnis erbrachte eine Studie, die keine Auswirkungen auf den Stoffwechsel oder appetitanregenden Hormone verzeichnete. Allerdings konnten die Forschenden belegen, dass Frauen und fettleibige Menschen empfindlicher auf künstliche Süßstoffe reagierten. Den Grund dafür sahen die Fachleute darin, dass die künstlichen Süßstoffe dem Gehirn ein Hungergefühl vorgaukelten, was zu einer vermehrten Kalorienaufnahme führen kann.
Beeinflussen künstliche Süßstoffe die Darmbakterien?
Israelische Wissenschaftler*innen entdeckten, dass Süßstoffe wie Aspartam, Saccharin oder Sucralose die Darmflora verändern können. Sie stellten fest, dass die Zusammensetzung zugunsten von Darmbakterien beeinflusst wurde, die langkettige Zuckermoleküle besonders gut aufspalten konnten. Nahmen die Probanden diese Süßstoffe täglich ein, zeigte sich nach kurzer Zeit eine Veränderung des Artenspektrums der Darmbakterien und auch deren biochemischer Aktivitäten, berichten die Forscher im Fachmagazin "Nature". Es sei jedoch noch nicht bekannt, auf welche Weise die Darmbakterien auf die Süßstoffe reagieren, denn die zuckerfreien Süßstoffe können im menschlichen Darm nicht abgebaut werden.
Trotzdem verwandelten sich die Konsumenten in kurzer Zeit zu besonders guten Futterverwertern. Allerdings zeigte sich dieser Effekt nur bei der Hälfte der Testpersonen. Dies zeigt, dass jeder menschliche Organismus anders reagiert. Vor diesem Hintergrund sollte der Einfluss von künstlichen Süßstoffen auf Diabetes und Übergewicht weiter erforscht und der Einsatz kritisch betrachtet werden, wie die Forschenden abschließend feststellten.
Diabetes-Patienten, die zugleich an der seltenen Stoffwechselerkrankung Phenylketonurie leiden, dürfen kein Aspartam konsumieren. Aspartam enthält den Eiweißbaustein Phenylalanin, der bei Phenylketonurie nicht abgebaut werden kann. Vergiftungserscheinungen können die Folge sein. Menschen mit dieser Vorerkrankungen können allerdings problemlos auf andere künstliche Süßstoffe oder Stevia umsteigen.
Wie sind die Ergebnisse zu bewerten?
Die Studienlage lässt zum jetzigen Zeitpunkt kein endgültiges Urteil zu. Negative Auswirkungen auf den Kohlenhydratstoffwechsel, der Einfluss auf die Insulinausschüttung und die Darmflora bedürfen weiterer klinischer Studien. Betrachtet man die bisherige Studienlage, sollten Diabetiker zumindest folgende Punkte im Hinterkopf behalten:
- Das Diabetesrisiko unterscheidet sich bei Menschen gleichen Gewichts nicht signifikant, unabhängig davon, ob sie gerne Light-Getränke konsumieren oder nicht.
- Allerdings zogen die Forschenden den Schluss, dass wesentlich mehr Übergewichtige Light-Getränke konsumierten. Das Ergebnis scheint auch wenig überraschend, da Menschen, die schon mit zu vielen Pfunden kämpfen müssen, eher zu zuckerfreien Getränken greifen.
- Zudem scheinen Menschen, die gerne Light-Getränke konsumieren, mehr zu essen, wodurch sich das Gewicht weiter erhöht. Ein Grund könnte sein, dass die Kalorien, die durch die zuckerfreien Getränke eingespart werden, an anderer Stelle wieder zugeführt werden.
- Zudem stehen künstliche Süßstoffe in Verdacht, den Appetit zu steigern, weshalb es zu einer insgesamt höheren Kalorienaufnahme kommen kann.
- Vermehrter Konsum von Light-Getränken kann eine gewisse Vorliebe für Süßes hervorrufen, sodass sich die Geschmacksnerven mit der Zeit daran gewöhnen. Die Folge könnte ein immer höhere Verlangen nach Süßem sein. Insbesondere bei Kindern, die viel und gerne Light-Getränke trinken, kann hier schon früh das Verlangen zu immer mehr Süßem schon früh gesteigert werden.
Fazit
Diabetikerinnen und Diabetiker müssen nicht auf den Genuss von zuckerfreien oder zuckerreduzierten Light-Getränken verzichten. Wie immer macht die Dosis das Gift und der Verzehr sollte nicht im Übermaß erfolgen. Um etwas Abwechslung zu Wasser zu schaffen, können Light-Getränke ab und zu eine gute Alternative bieten.
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