Nach Mitternacht passiert nichts Gutes, heißt es oft. Forschende haben jetzt herausgefunden: Da ist was dran. Die Auswertung mehrerer Studien hat ergeben, dass unser Gehirn in der Nacht anders funktioniert als tagsüber.
- "Mind after Midnight"-Zustand: Forschende bestätigen, dass unser Gehirn nachts anders funktioniert
- Weniger Glückshormone, erhöhtes Suizidrisiko: Nachts geht es uns schlechter als tagsüber
- Fehlender Schlaf verändert den Hirn-Stoffwechsel
- Studien zeigen: Wir neigen nachts zu negativen Gedanken
Wer nachts häufig unter Schlafmangel leidet, der kennt es vielleicht: Die Gedanken fangen an zu kreisen und die Sorgen, die man tagsüber als halb so schlimm erachtet, erscheinen plötzlich riesengroß und unüberwindbar. Forschende aus Amerika haben jetzt mehrere Studien ausgewertet und herausgefunden: Nachts arbeitet unser Gehirn anders als tagsüber. Ihr Beitrag wurde im Fachmagazin "Frontiers in Network Physiology" veröffentlicht. Was steckt hinter dem sogenannten "Mind after Midnight"-Zustand?
"Mind after Midnight"-Zustand: Forscher erklären, warum uns lange Nächte nichts bringen
Wer nachts wach ist, neigt eher zu negativen Gedanken, zieht öfter die falschen Schlüsse und kann sein Handeln weniger gut kontrollieren: Das hat die Auswertung der Studien laut Forschenden eindeutig ergeben. Und der Grund dafür ist nicht bloß Müdigkeit, sondern liegt unter anderem im Hirn-Stoffwechsel begründet. Der wird durch fehlenden Schlaf nämlich verändert. Die Wissenschaftler*innen nennen einige Aspekte unseres Lebens, die sich durch Schlafmangel verändern können:
1. Essverhalten
Dass wir mehr Hunger haben, wenn wir länger wach sind, ist klar. Auffällig ist aber die Wahl unserer Lebensmittel, wenn es uns nachts aus dem Bett treibt: Nachts werde weniger Obst und Gemüse gegessen, dafür nehmen wir mehr Kohlenhydrate, Fette und Fertigprodukte zu uns. Das könnte laut den Studien auch an einer geringeren Impulskontrolle liegen.
2. Alkohol- und Drogenmissbrauch
Wer nachts wach ist, neigt eher dazu, Alkohol zu trinken oder Drogen zu konsumieren. Die Forschenden haben herausgefunden, dass das daran liegen kann, dass unser Urteilsvermögen in der Nacht weniger gut ausgeprägt ist, als tagsüber. Deshalb neigen wir nachts dazu, unkluge Entscheidungen zu treffen.
3. Suizid-Gedanken
Auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich jemand selbst das Leben nimmt, ist nachts höher. Zwar finden die meisten Suizide tagsüber, zwischen zehn und 14 Uhr statt. Wird aber berücksichtigt, dass nachts weniger Menschen wach sind, ergibt sich ein anderes Bild. Zwischen Mitternacht und sechs Uhr morgens ist das Suizidrisiko unter denjenigen, die wach sind, dreimal höher als zu jeder anderen Tageszeit.
Auch die Gedanken an Selbstmord sind nachts weiter verbreitet, so die Forschenden: Personen, die um vier Uhr morgens wach lagen oder nach eigenen Angaben zwischen elf Uhr abends und fünf Uhr morgens wach waren, neigten laut einer der Studien eher zu Suizid-Gedanken.