Viele fragen sich derzeit, ob sie sich in der Apotheke für den Ernstfall einer nuklearen Katastrophe mit Jodtabletten eindecken sollen. Einige Apotheker*innen berichten von einer steigenden Nachfrage, wie unter anderem der NDR meldet. Ein Sprecher der Landesapothekenkammer in Thüringen bestätigt laut SZ eine erhöhte Nachfrage und erklärt: "Die Menschen haben Angst - und den Wunsch, sich selbst zu schützen." Und das, obwohl sich das Bundesamt für Strahlenschutz gegen das Bunkern von Jodtabletten ausspricht, da derzeit keine belastbaren Hinweise vorliegen würden, wonach bei den Kampfhandlungen in der Ukraine radioaktive Stoffe in erhöhtem Maße austreten könnten. 

Was bewirken Jodtabletten im menschlichen Körper? 

Radioaktives Jod wird beim Einatmen in der Schilddrüse aufgenommen, was zu Schilddrüsenkrebs führen kann. Die Einnahme einer hoch dosierten Kalium-Jodid-Tablette kann verhindern, dass radioaktives Jod in der Schilddrüse eingelagert wird. Da radioaktives Jod bei einem Atomunfall freigesetzt wird, ist dies eine große Gefahr. Das Bundesamt für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit schreibt hierzu auf ihrer Website: "Die vom radioaktiven Jod ausgehende Strahlung kann die Wahrscheinlichkeit für Schilddrüsenkrebs erhöhen, besonders bei Kindern und Jugendlichen."

Die hoch konzentrierten Jodtabletten sollen demnach verhindern, dass sich radioaktives Jod in der menschlichen Schilddrüse anlagert. Durch die Einnahme wird das "normale", also nicht radioaktive, Jod gespeichert, sodass die Schilddrüse mit Jod gesättigt ist. Mediziner*innen sprechen hierbei von einer "Jod-Blockade", wobei die genaue Dosierung für einzelne Altersgruppen festgelegt ist. Die Schilddrüse nimmt dann weniger radioaktives Jod auf.  Auch die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) erklärt, dass es bei Unfällen oder Angriffen auf Kernkraftwerke zur Freisetzung von radioaktiven Stoffen kommen könne - darunter radioaktives Jod (chemische Bezeichnung Iod 131 oder 131I). Radioaktives Jod weise demanch die gleichen chemischen und biologischen Eigenschaften wie das Jod in der Nahrung. Es werde in gleicher Weise in der Schilddrüse gespeichert und können Schilddrüsenkrebs hervorrufen, wobei vor allem Kinder gefährdet seien.

Laut AMK könne durch die Einnahme von Jod in hoher Dosierung die Speicherung von radioaktivem Jod verhindert werden. Die Dosis für Jugendliche ab 13 Jahren und Erwachsene bis 45 Jahren liege in der Regel bei einmalig 130 Milligramm Kaliumiodid (entsprechend 100 Milligramm Jod). Diese Dosierung unterscheide sich um mehrere Zehnerpotenzen von der Dosierung zur Jodsubstitution (0,1 bis 0,2 Milligramm täglich) sowie um etwa das 100- bis 1000-fache der normalen täglichen Jod-Zufuhr mit der Nahrung. Eine Notfall-Einnahme von hochdosiertem Jod für Erwachsene über 45 Jahren wird nicht empfohlen.

Warnung vor Einnahme von große Mengen Jod

Die meisten Expert*innen raten allerdings von der Einnahme von großen Mengen Jod ab. Auch die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen warnt: "Die präventive Einnahme von Jod ist jedoch nicht sinnvoll und kann sogar gefährlich werden".

In einer Pressemitteilung fasst die Verbraucherzentrale NRW die wichtigsten Informationen zu Jodtabletten zusammen:

  • Wirkung von hoch dosierten Jodtabletten:  Bei einem nuklearen Unfall kann radioaktives Jod freigesetzt werden. Es wird vom Körper wie natürliches Jod aufgenommen und in der Schilddrüse eingelagert. Werden rechtzeitig Tabletten mit einer hohen Konzentration nicht-radioaktiven Jods eingenommen, wird die Schilddrüse mit Jod gesättigt. Man spricht von einer Jodblockade. Jodhaltige Nahrungsergänzungsmittel oder Jodtabletten, wie sie zur Behandlung von Schulddrüsenerkrankungen verschrieben werden, sind in einem solchen Fall ungeeignet. Wichtig zu wissen: Hoch dosierte Jodtabletten schützen nur vor einer Verstrahlung der Schilddrüse, aber nicht vor einer Schädigung anderer Organe. Ein dauerhafter Jodüberschuss kann zudem die Gesundheit gefährden. Langfristig können sich eine Schilddrüsenunterfunktion und ein Kropf entwickeln. Problematisch ist zu viel Jod auch für Patient:innen mit einer Veranlagung für eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse.
  • Verteilung und Einnahme von Jodtabletten: Die Tabletten werden im Notfall über die Katastrophenschutzbehörden verteilt. Die Einnahme darf nur nach ausdrücklicher Aufforderung erfolgen und nur in der von den Behörden genannten Menge. Voraussetzung für die Jodblockade ist die Einnahme einer hohen Dosis innerhalb eines engen Zeitfensters von wenigen Stunden, bevor oder nachdem man der Wolke mit radioaktivem Jod ausgesetzt war. In einem Notfall berechnen die Behörden das örtliche und zeitliche Eintreffen der radioaktiven Wolke und messen die Konzentration an radioaktivem Jod. Entsprechend unterrichten sie die Bevölkerung in dem betroffenen Gebiet über Rundfunk, Fernsehen, soziale Medien, im Internet, per Warn-App NINA (Notfall-Informations- und Nachrichten App des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe), gegebenenfalls auch über Sirenen sowie Lautsprecherdurchsagen der örtlichen Polizei und Feuerwehr.
  • Keine Notfall-Jodtabletten für Menschen über 45 Jahren: Über 45-Jährige bekommen im Katastrophenfall keine Jodtabletten. Der Grund: Bei Überschreitung der als sicher geltenden Gesamtzufuhr von 500 µg Jod am Tag kann es insbesondere bei älteren Menschen schon nach einmaligen Verzehr zu einer Schilddrüsenunterfunktion und damit unter Umständen zu einer lebensgefährlichen Entgleisung des Stoffwechsels kommen. Dieses Risiko wird als problematischer angesehen als die Gefahr einer möglichen Schilddrüsenkrebserkrankung in der Zukunft. Denn es gilt als sicher, dass bis zum Ausbruch einer solchen Erkrankung 30 bis 40 Jahre vergehen.
  • Kein Schutz vor anderen radioaktiven Stoffen: Bei einem Störfall können auch weitere radioaktive Stoffe wie Cäsium oder Strontium freigesetzt werden, die ebenfalls schwere Erkrankungen, zum Beispiel Krebs und Leukämie, verursachen können. Die Einnahme von Notfall-Jodtabletten schützt nicht gegen diese Substanzen und mögliche Folgeschäden.

Tabletten erst nach Aufforderung durch die Behörden einnehmen

Auch Apothekerverbände positionieren sich klar: "Apotheker raten von der selbständigen Einnahme von Jodtabletten, um sich vor einer vermeintlichen Belastung mit radioaktivem Jod zu schützen, dringend ab" sagt Prof. Dr. Martin Schulz, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK). "Eine Selbstmedikation birgt erhebliche gesundheitliche Risiken, hat aktuell aber keinerlei Nutzen."

Die für den Katastrophenschutz zuständigen Behörden haben 189,5 Millionen hochdosierte Kaliumiodidtabletten (Jodtabletten) bevorratet, um diese bei Bedarf an die Bevölkerung auszugeben. Die Tabletten dürfen erst nach Aufforderung durch die Behörden eingenommen werden. Die Einnahme von Jodtabletten schützt ausschließlich vor der Aufnahme von radioaktivem Jod in die Schilddrüse, nicht vor der Wirkung anderer radioaktiver Stoffe, wie z. B. Caesium 137, Strontium 90 oder Plutonium. Derzeit gibt es in Deutschland keine rationale Begründung für die Einnahme hochdosierter Jod-Präparate aufgrund der Situation in der Ukraine, da keine Belastung durch radioaktives Jod gegeben ist. Aufgrund der Entfernung zur Ukraine ist auch nicht damit zu rechnen, dass eine Einnahme von Jodtabletten erforderlich werden könnte.

Und auch die deutsche Arzneimittelkommission und das Bundesamt für Strahlenschutz raten davon ab, vorbeugend Jod einzunehmen, da bei übermäßigem Konsumieren Nebenwirkungen auftreten können. Sollte im Notfall eine Einnahme erforderlich werden, wird die Bevölkerung durch die zuständige Behörde des Katastrophenschutzes mit Jod versorgt. Diese sollen auch nur nach Aufforderung der Behörde eingenommen werden.

Jodtabletten online kaufen: Händler mit Jodtabletten im Angebot 

Wer trotzdem selbst vorsorgen will, wird hier fündig. Nachdem Jodtabletten vielerorts bereits ausverkauft ist, haben wir eine Auswahl der Online-Shops aufgelistet, auf denen man die Jodtabletten noch bekommen kann. Die Einnahme der Jodtabletten erfolgt allerdings auf eigene Verantwortung

1: Jodid-ratiopharm 100 µg Tabletten von Shop Apotheke

Eine ausreichende Versorgung mit Jod ist wichtig, damit man energiegeladen in den Tag starten kann. Wie beschrieben, ist Jod für die Funktionen der Schilddrüse besonders wichtig. Wenn sich die täglich benötigte Menge nicht über die Ernährung decken lässt, so kannst du bei der Shop Apotheke Jodtabletten kaufen, um Mangelzuständen vorzubeugen - günstig und bequem von daheim aus. 

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2: Jodid Hexal 200 µg Tabletten von Doc Morris 

Auch diese Tabletten werden zur Vorbeugung eines Jodmangels eingenommen. Sie sind lactosefrei und dienen zur Erhaltung der natürlichen Funktion der menschlichen Schilddrüse. Wie bei Shop Apotheke können die Tabletten ganz bequem und schnell nach Hause bestellt werden. 

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3: Jodid Hexal 200 µg Tabletten von eurapon

Die lactosefreien Jodid-Tabletten von eurapon dienen, wie bereits beschrieben, einer vorbeugenden Maßnahme zum Erhalt der Funktionen der menschlichen Schilddrüse. Es enthält als Wirkstoff Kaliumiodid und wird zur Kropfbehandlung und gleichzeitigen Ergänzung des Jod-Bedarfs angewendet. Aktuell sind die Tabletten um 35 Prozent reduziert und über die Website von eurapon ganz bequem nach Hause lieferbar.

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Hinweis: Auch die aufgeführten Händler sind vermehrt von der steigenden Nachfrage betroffen und sind nicht immer lieferfähig. Weitere Optionen sind eine Bestellung bei Amazon.de* oder über die Preissuchmaschine idealo.de*. 

Die Beschädigung von Atomkraftwerken durch den Ukraine-Krieg birgt für Deutschland nach einer aktuellen Analyse des Bundesamts für Strahlenschutz wenig Gefahren (Stand: 7. März 2022). "Wir haben das für den Fall des größten ukrainischen Kraftwerks, Saporischschja, durchgespielt", wird der Leiter der Abteilung Notfallschutz des Bundesamtes, Florian Gering, vom der Welt zitiert. Es sei analysiert worden, mit welchen Folgen bei einem "massiven Unfall zu rechnen wäre". 

Gerings gute Nachricht für die deutsche Bevölkerung: "Die Auswirkungen für Deutschland wären gering. Nur in 17 Prozent der Wetterlagen würden radioaktive Stoffe überhaupt nach Westen getragen, denn dort herrscht meist Westwind." Die Daten seien repräsentativ, unterstreicht er. 

Der Ukraine-Krieg und der Angriff auf das Atomkraftwerk Saporischschja haben auch in der Region Bamberg eine erhöhte Nachfrage nach Jodtabletten ausgelöst. Das Landratsamt informiert daher in einer aktuellen Mitteilung darüber, wie es um die Vorräte steht.

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