Laut dem Robert-Koch-Institut trägt fast jeder zweite Deutsche einen Parasiten in sich. Dieser könnte laut neuesten Studien drastische Auswirkungen auf den Körper und das Gehirn haben.
- Parasit "Toxoplasmose Gondii" in jedem zweiten Deutschen
- Der Parasit verbreitet sich vor allem durch rohes oder nicht durchgegartes Fleisch
- Auch in Gemüse kann sich der Erreger verstecken
Gerade in Deutschland ist ein Parasit so verbreitet wie in keinem anderen Land der Welt. Es geht um "Toxoplasmose Gondii", einen Parasiten, der sich vor allem in Katzen vermehrt, und von dort aus auf Menschen und andere Tiere überspringt. In einer aktuellen Studie, die am 22. Juni 2021 veröffentlicht worden ist, sprechen Forscherinnen und Forscher über den Parasiten und seine zum Teil erschreckenden Auswirkungen auf den Körper. In Deutschland findet er sich laut Angaben des Robert-Koch-Institutes in jedem zweiten Erwachsenen. Weltweit in rund 30 Prozent der Bevölkerung.
Der Parasit, der gekommen ist, um zu bleiben
Der Parasit wird vor allem über Lebensmittel verbreitet. Besonders in rohem oder nicht durchgegartem Schweinefleisch, etwa Hackfleisch oder Rohwurst, aus infizierten Schlachttieren ist der Parasit oft noch aktiv. Doch auch mit kontaminiertem Gemüse kann man sich infizieren.
Ist ein Nicht-Katzen-Wirt erst einmal mit dem Parasiten infiziert, beginnt dieser seinen Wirt zu beeinflussen. Denn: Laut der Studie sind Zusammenhänge zwischen einer Gondii-Infektion und risikofreudigem Verhalten zu beobachten. Bei Mäusen führt die Infektion mit dem Parasiten dazu, dass sie weniger Angst vor dem Geruch von Katzenurin und damit auch weniger Angst vor Katzen haben. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die mit dem Parasiten infizierte Maus von einer Katze gefressen wird und der Parasit so zurück in den Körper einer Katze gelangen kann. Nur hier kann er sich wieder vermehren und Eier produzieren, die mit dem Kot des Stubentigers ausgeschieden werden. Bei Menschen mit "Toxoplasma Gondii" sei ein ähnlicher Effekt zu beobachten, legt die Studie nahe.
Laut der US-Forscherin Dr. Stefanie Johnson aus Colorado, die selbst in diesem Fachbereich forscht, konnte die Infektion mit dem Parasiten mit Verkehrsrowdys, Selbstmord und sogar Schizophrenie in Verbindung gebracht werden. In ihrer bereits 2018 veröffentlichten Studie erklärte sie zusammen mit ihren Kolleginnen und Kollegen, dass Menschen, die "auf riskante Weise" starben, mit größerer Wahrscheinlichkeit eine Toxoplasma-Infektion hatten.
Andere Forschende gelangen zu ähnlichen Ergebnissen. In einer Studie aus dem Jahr 2007 von Dr. Fuller Torrey heißt es, dass Menschen mit Schizophrenie eine 2,7-fach höhere Wahrscheinlichkeit hatten, mit dem Parasiten infiziert zu sein.
Eine zweite Studie von Torrey und seinem Team aus dem Jahr 2015 zeigte sich, dass Erwachsene, die an Schizophrenie erkrankt waren, mit größerer Wahrscheinlichkeit in Haushalten mit Katzen aufgewachsen sind.
Macht Toxoplasmose seinen Wirt dümmer, langsamer und risikofreudiger?
Clémence Poirotte, eine Verhaltensbiologin der "Centre d'Ecologie Fonctionnelle et Evolutive" aus Montpellier untersuchte 2016 ebenfalls den Parasiten und seine Auswirkungen. Dafür beobachteten die Forschenden Schimpansen. Deren Fressfeind ist der Leopard. Neun mit dem Parasiten infizierte Affen waren in den Versuchsreihen deutlich sorgloser als die 24 nicht infizierten Artgenossen und näherten sich dem Urin der Großkatze deutlich häufiger. Bei Urin von Tigern und Löwen war diese Sorglosigkeit nicht zu beobachten. Doch sowohl Löwen als auch Tiger kommen nicht im natürlichen Lebensraum der Schimpansen vor. Außerdem ist in Ländern, die eine höhere Toxoplasma-Belastung haben, das Unternehmertum stärker ausgeprägt.
Im August 2020 veröffentlichte der Forscher Arjen Sutterland zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen der Universität Amsterdam eine Auswertung von insgesamt 24 Studien zu dem Parasiten und seinem Zusammenhang mit unnatürlichen Todesfällen. Laut der Untersuchung könnten 17 Prozent der Verkehrsunfälle sowie 10 Prozent der Suizidversuche vom Parasiten begünstigt oder sogar ausgelöst worden sein. Allerdings besteht auch die Möglichkeit, dass es sich hier um eine Scheinkorrelation handelt. Denn die Lebensumstände der verstorbenen konnten in die Analyse nicht einbezogen werden.