Kinderkliniken melden Anstieg schwerer Grippefälle - Kinderärztin empfiehlt drei Hausmittel

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Grippewelle: Infektionen bei Kinder steigen stark an - Kinderärztin gibt drei Tipps
Im Vergleich zum Vormonat sind die Grippeinfektionen bei Kindern in Deutschland stark angestiegen.
Grippewelle: Infektionen bei Kinder steigen stark an - Kinderärztin gibt drei Tipps
Sebastian Gollnow/dpa

Die Grippewelle rollt, vor allem Kinder sind stark betroffen. Ungewöhnlich viele müssen wegen schwerer Verläufe ins Krankenhaus. Eine Kinderärztin gibt Tipps, um schnell gesund zu werden.

Die Anzahl der schwerwiegenden Grippeerkrankungen bei Kindern ist seit Beginn des Jahres merklich gestiegen. "In diesem Jahr ist die Grippewelle relativ stark", berichtet der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI), Tobias Tenenbaum, der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Die starke Welle betrifft auch Erwachsene. Darum raten Apotheker, besonders Fans des Faschingstreibens, sich jetzt noch impfen zu lassen.

Mitte Februar waren etwa viermal so viele Kinder mit einer Grippe in großen Kinderkliniken zugegen wie noch Mitte Januar, wie aus DGPI-Daten hervorgeht. Diese Daten stammen aus 65 Kliniken in ganz Deutschland.

Kinderkliniken stark gefüllt - Grippe-Impfung wird empfohlen

Wenn sich ein Familienmitglied angesteckt hat, sei oft die gesamte Familie betroffen, erklärt Tenenbaum, der auch Chefarzt an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Sana Klinikums Lichtenberg in Berlin ist. Bei ihm sei sehr viel zu tun, aber die Lage sei noch nicht kritisch. "Teilweise müssen unsere Patienten in andere Städte verlegt werden", ergänzt Axel Gerschlauer, Kinderarzt aus Bonn und Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) Nordrhein, in der "Rheinischen Post" (Montag).

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) betont in derselben Zeitung, dass nun noch immer ein günstiger Moment für die Impfung sei. "Da der Rosenmontag erst in zwei Wochen ist, ist es in dieser Woche noch möglich, durch eine Grippeimpfung bis zum Höhepunkt des rheinischen Karnevals einen optimalen Impfschutz aufgebaut zu haben", sagt ABDA-Präsident Thomas Preis der "Rheinischen Post". Die fünfte Jahreszeit werde die Infektionszahlen wahrscheinlich erneut erhöhen, befürchten die Experten.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Grippeschutzimpfung allen Personen über 60 Jahren, Schwangeren, Personen mit bestimmten Vorerkrankungen, medizinischem Personal sowie unter anderem Beschäftigten in Berufen mit viel Publikumsverkehr. Die Kinder- und Jugendärzte befürworten zudem Grippeimpfungen bei Kindern. Darüber hinaus kann jeder, der es wünscht, in Absprache mit seinem Arzt geimpft werden. Meist übernimmt dies die Krankenkasse.

Lungenentzündung, Fieberkrämpfe, Bronchitis: Kinder schwer betroffen

Tenenbaum zufolge sind derzeit sowohl jüngere als auch ältere Kinder von Grippe betroffen. Der Fokus liegt bei Kindern in den ersten fünf bis acht Lebensjahren. Auch das Robert Koch-Institut (RKI) hatte in der vergangenen Woche von ungewöhnlich vielen mit Grippe infizierten Schulkindern berichtet, sowie von vielen Kleinkindern, die deswegen hospitalisiert werden mussten. In Bamberg ist die "Kinderklinik gut gefüllt", Anfang Februar gab es an den Schulen etliche Personalausfälle

Typisch für eine Grippe ist häufig ein plötzlicher Krankheitsbeginn mit Fieber, Muskel- oder Kopfschmerzen, später kommt trockener Husten hinzu. Schwerwiegende Verläufe zeigen sich bei Kindern vor allem durch eine Lungenentzündung, eine schwere Bronchitis oder Fieberkrämpfe, erklärt Tenenbaum. Wenig bekannt sei, dass eine Influenza auch zu Muskelentzündungen führen könne, insbesondere in den Waden.

"Die Kinder können dann nicht mehr so richtig laufen und haben Schmerzen", sagt der Mediziner. Betroffene werden stationär aufgenommen. In seiner Berliner Klinik gibt es zurzeit ungewöhnlich viele dieser Fälle, auch bezüglich Kinder mit Fieberkrämpfen. Manche Kinder müssten auf die Intensivstation.

Grippewelle: Bei diesen Symptomen sollten Eltern mit ihren Kindern zum Arzt gehen 

Ab wann müssen Eltern sich Sorgen machen? "Wenn das Kind schwer Luft kriegt, nicht mehr genug isst, das Fieber nach mehreren Tagen nicht runtergeht oder der Allgemeinzustand sich verschlechtert, sollten sie auf jeden Fall zum Arzt", riet Tenenbaum.

Der Arzt könne im Zweifel zu einer Krankenhauseinweisung raten. Zum Teil hätten die Kinder, die schwer erkranken, Vorerkrankungen, zum Beispiel Asthma.

Grundsätzlich könne es aber jeden treffen.  Einen spürbar positiven Einfluss hat dem Arzt zufolge der relativ neue RSV-Schutz (Respiratorisches Synzytial-Virus) für Neugeborene und Säuglinge. Die Stiko empfiehlt ihn seit dem letzten Jahr. Die RSV-Welle sei deutlich kleiner als in den Vorjahren. "Die Immunisierung wird sehr gut angenommen."

Ärztin gibt Tipps - diese drei Hausmittel helfen bei Grippe

Für erkältete oder an einer Grippe leidende Kinder empfiehlt eine Kinderärztin drei einfache Tipps und Hausmittel. Wichtig sei demnach gute und auch kalte Luft: "Trockene Heizungsluft kann Husten verschlimmern", erklärt Kinderärztin Tanja Brunnert gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung. Warme Luft sei teilweise eher kontraproduktiv. Stattdessen hilft es, gut zu lüften, das Kind warm anzuziehen und die Heizung ein wenig abzudrehen, erklärt die Ärztin.

Ein weiterer Tipp ist das Ausspülen der Nase und des Rachens - mit einer Kochsalzlösung. Einer irischen Studie zufolge verkürzt sich dadurch die Erkältungszeit um bis zu zwei Tage. Um die Mischung herzustellen, benötigt man einen halben Liter Wasser und einen Teelöffel Salz. Die Anwendung ist ganz leicht: Halte ein Nasenloch zu und sauge die Lösung mit dem anderen Nasenloch ein. Anschließend lässt du die Lösung in den Rachen- und Mundraum laufen. Achte darauf, dass du sie nicht schluckst. Danach wiederholst du das Prozedere mit dem anderen Nasenloch. Wenn du fertig bist, gut gurgeln. 

Zuletzt weist die Kinderärztin auf die antibakteriell und entzündungshemmende Wirkung auf Honig in. Gerade bei starkem Husten wirke Honig "stärker als jeder Hustensaft". Aufgrund der Gefahr einer Botulismusinfektion sind Kinder im Alter von unter einem Jahr davon ausgenommen. 

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