Das Wachkoma und das künstliche Koma
Daneben gibt es noch das Wachkoma. Dieses wird auch apallisches Syndrom genannt. Im Unterschied zum Koma können Patient*innen im Wachkoma eigenständig atmen. Sie befinden sich nicht durchgehend in einer Bewusstlosigkeit, sondern wechseln zwischen Wach- und Schlafphasen. Grund dafür ist, dass im Wachkoma nur das Großhirn ausfällt, das Stammhirn allerdings weiterhin funktioniert. In der Regel müssen Patient*innen im Wachkoma künstlich ernährt werden. Sie können aber beispielsweise eigenständig greifen, lächeln und weinen. Bei diesen Bewegungen handelt es sich jedoch weniger um bewusste Handlungen, sondern um unbewusste Reflexe. Im Wachkoma können Patient*innen mehrere Jahre überleben.
Wie lange ein Koma anhält, kann häufig nicht vorausgesagt werden. Allgemein gilt, dass die Chance zum Aufwachen nach 12 Monaten ohne Erwachen erheblich absinkt. Die meisten Patient*innen wachen nach diesem Zeitraum nicht wieder auf. Tun sie es doch, ist damit zu rechnen, dass sie mehrheitlich schwerste Behinderungen haben können.
Eine besondere Form des Komas ist das künstliche Koma. Wie der Begriff nahelegt, wird es künstlich von Ärzt*innen herbeigeführt. Dies gelingt über Medikamente. Der Fachausdruck für diesen Prozess lautet Sedierung. Das künstliche Koma wird beispielsweise nach schweren Unfällen herbeigeführt. Ziel ist, dass das Gehirn auf minimale Tätigkeit heruntergefahren wird, um in diesem Zustand den Heilungsprozess in Gang zu setzen. Ärzt*innen können die Körpertemperatur einer Person von knapp 37 Grad auf 34 bis 32 Grad herabsetzen. Ist die Körpertemperatur niedriger, verlangsamt sich auch der Stoffwechsel. Infolgedessen sinkt der Sauerstoffverbrauch des Körpers. Schmerzempfindungen sowie Abwehrbewegungen werden minimiert, beziehungsweise ausgeschlossen. Würde der Patient oder die Patientin nicht in das künstliche Koma versetzt, könnte er oder sie die Schmerzen kaum bis nicht ertragen.
Was im Körper während des künstlichen Komas passiert
Patient*innen reagieren ganz unterschiedlich auf das künstliche Koma. Wie der Spiegel berichtet, ist es möglich, dass Patient*innen von Albträumen geplagt werden. Dieses Phänomen wird auch als Delir bezeichnet. Unter einem Delir versteht man einen Zustand der Bewusstseinsstörung, den Betroffene oft mit einem Albtraum vergleichen, den sie nicht von der Realität unterscheiden können.
Es gibt Hinweise darauf, dass die konstante Medikamentenzufuhr bei einem künstlichen Koma ein Delir auslösen kann. Eindeutig erwiesen ist dies allerdings nicht. Insbesondere beim Einsatz von Ketamin soll ein Delir ausgelöst werden können. Ketamin wird beispielsweise auf Intensivstationen auch zur Langzeitdiagnose eingesetzt. Albträume können allerdings auch unabhängig von den verwendeten Medikamenten auftreten. Immerhin ist das Leben der Patient*innen im Koma meist bedroht. Wie Intensivmediziner Meermeier gegenüber dem Spiegel erläutert, hilft es, mit den Patient*innen zu sprechen. Da unklar ist, wie viel Patient*innen im Koma aufnehmen, rät er dazu, sie so zu behandeln, als seien sie geistig anwesend.
Das künstliche Koma entspricht einer Langzeitnarkose. Der Arzt oder die Ärztin leitet die sogenannte Aufwachphase langsam ein, wobei die Medikamente schrittweise reduziert werden. Aus dem künstlichen Koma können Patient*innen nach kurzer Zeit wieder aufwachen oder in ein Wachkoma verfallen. Das Wachkoma nach dem künstlichen Koma kann kurzfristig oder auch dauerhaft anhalten.
Nach dem künstlichen Koma können Kreislaufprobleme, Albträume oder Ein- und Durchschlafstörungen auftreten. Allerdings verschwinden diese Folgeschäden in der Regel nach und nach. Im Anschluss an ein Koma folgt überwiegend eine Reha. Die Reha dient dazu, krankheitsbedingt verlorene Fähigkeiten wieder zu erlernen. Je nach Alter und körperlichem Zustand kann die Reha Wochen bis Monate andauern. Patient*innen können im Anschluss allmählich wieder in ihren Alltag zurückkehren. Kommt es trotz eines behutsamen Umgangs dazu, dass Patient*innen traumatisiert aus dem künstlichen Koma aufwachen, bietet sich eine psychotherapeutische Behandlung an.
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