Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen: So lange sind Lebensmittel trotzdem haltbar

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Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen: So lange sind diese Lebensmittel trotzdem haltbar
Die meisten Lebensmittel sind viel länger haltbar als man denkt und landen oft zu Unrecht im Müll.
Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen: So lange sind diese Lebensmittel trotzdem haltbar
Oliver Berg/dpa; Inga Kjer; Collage: inFranken.de

Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) wird oft als Verfalls- oder Verbrauchsdatum verstanden. Das ist jedoch ein großer Irrtum. Die meisten Lebensmittel sind viel länger haltbar als viele denken - und landen oft zu Unrecht im Müll. Wir erklären, worauf du achten solltest.

  • Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten: So lange sind Lebensmittel noch genießbar
  • Richtige Lagerung: Darauf kommt es an
  • Verwechslungsgefahr: Mindesthaltbarkeitsdatum und Verbrauchsdatum

Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sind im Jahr 2020 circa elf Tonnen Lebensmittelabfälle im Müll gelandet. Der Großteil der Abfälle entsteht dabei in Privathaushalten. Aber auch im Handel wird viel weggeworfen. Unter anderem landen auch häufig nicht verkaufte Lebensmittel oder abgelaufene Produkte im Mülleimer - und das, obwohl sie noch genießbar wären. Ein häufiger Fehler ist dabei das Missverständnis beim Mindesthaltbarkeitsdatum. Vieles wäre noch lange haltbar. Denn ein abgelaufenes Datum ist nicht gleichbedeutend mit "schlecht“ oder "gesundheitsschädlich", wie die Verbraucherzentrale Hamburg erklärt. In den meisten Fällen sei es nicht notwendig, Lebensmittel wegzuwerfen.

Mindesthaltbarkeitsdatum oder Verbrauchsdatum - was ist der Unterschied?

Die Verbraucherzentrale weist darauf hin, dass es sich um zwei unterschiedliche Angaben des Haltbarkeitsdatum handelt. Konkret gibt das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) den Zeitpunkt an, bis zu dem der Hersteller garantieren kann, dass das Lebensmittel seine Eigenschaften wie Geruch, Geschmack sowie Nährwert behält. Allerdings bezieht sich das immer auf ungeöffnete - also durchgehend luftdicht verpackte - und richtig gelagerte Waren. Das Verbrauchsdatum gibt wiederum an, bis zu welchem Zeitpunkt ein leicht verderbliches Lebensmittel, wie beispielsweise Hackfleisch, auf jeden Fall zu verbrauchen ist. Lebensmittel wie rohes Fleisch können bereits nach kurzer Zeit eine unmittelbare Gesundheitsgefahr darstellen und werden deshalb mit dem Verbrauchsdatum gekennzeichnet. Aber wie lange sind verschiedene Lebensmittel haltbar?

Bei der Haltbarkeit von Brot muss zwischen frischem Brot vom Bäcker oder selbstgebackenem und abgepacktem Brot aus dem Supermarkt unterschieden werden. Letzteres hält sich wesentlich länger - auch über das Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus. Denn durch die in der Produktion eingesetzten Enzyme ist abgepacktes Brot bis zu acht Wochen haltbar und auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums noch genießbar. Generell sollte Brot jedoch nicht im Kühlschrank gelagert werden, denn bei niedrigen Temperaturen wird Brot schnell "altbacken", so das Bundeszentrum für Ernährung. Auch unterschiedliche frische Brotsorten sind unterschiedlich lange haltbar: 

  • Weizenbrote: bis zu drei Tage haltbar
  • Weizenmischbrote: drei bis fünf Tage haltbar
  • Mischbrote: vier bis sechs Tage haltbar
  • Roggenmischbrote: fünf bis sieben Tage haltbar
  • Roggenbrote: sechs bis zehn Tage haltbar
  • Roggenschrot-/Vollkornbrote*: acht bis zwölf Tage haltbar

Getreideprodukte: So lange sind sie haltbar

Auch Getreideerzeugnisse sind generell nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums noch genießbar. Allerdings sollten die Produkte, bei denen das MHD bereits etwas länger überschritten ist, vor dem Verzehr auf Optik, Schimmel, Geruch und natürlich Geschmack geprüft werden. Trockene Nudeln beispielsweise sind nach Ablauf des MHD noch sehr lange haltbar - besonders bei trockener Lagerung. Frische Nudeln dagegen sind im Kühlschrank zwischen drei und vier Wochen haltbar. Eiernudeln sollten jedoch nach abgelaufenem MHD nicht mehr verzehrt werden. Reis ist bis zu zwei Jahre lang haltbar. Dabei gilt: Wegen des geringeren Fettgehalts ist weißer, polierter Reis länger haltbar als Naturreis. Auch Reis sollte am besten trocken und luftdicht gelagert werden. 

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Bei Mehl unterscheidet sich die Haltbarkeit vor allem nach dem Grad der Konsistenz. Vollkornmehl und -schrot ist demnach zwischen drei und vier Wochen haltbar. Sehr feines Mehl kann noch zwei bis drei Monate verwendet werden. Sehr grobes Mehl hält sogar bis zu über ein Jahr lang. Mehl sollte am besten immer trocken, kühl, dunkel und vor allem fest verschlossen gelagert werden. Auch Müsli und Cornflakes sind auch nach Ablauf des MHD noch monatelang haltbar. Bei Schimmelbefall muss allerdings das komplette Müsli entsorgt werden. Bei trockener und fest verschlossener Lagerung hält es allerdings in der Regel sehr lange. 

Manche Getränke, wie zum Beispiel Wein, sind noch sehr lange nach Ablauf des MHD haltbar. Generell sind das alle Getränke. Jedoch sollten auch sie vor dem Verzehr auf Optik, Geruch und Aussehen überprüft werden. Mineralwasser ist ungeöffnet nahezu unbegrenzt haltbar. Besonders Plastikflaschen sollten jedoch vor Sonneneinstrahlung geschützt und kühl und dunkel gelagert werden. Cola ist nach Ablauf des MHD noch lange haltbar, kann allerdings in PET-Flaschen irgendwann die Kohlensäure verlieren.

Die Lebensdauer von Getränken

Bei Säften sieht es etwas anders aus. In Glasflaschen sind sie bis zu einem Jahr nach Ablauf des MHD noch haltbar. In Kartons sind sie noch bis zu achten Monate lang genießbar. Bis zu drei Monate nach Ablauf des MHD sind Säfte in Plastikflaschen noch gut. Geöffnet halten Säfte allerdings nur wenige Tage. 

Bier ist generell noch Monate nach dem MHD haltbar. Pasteurisierte, stark gehopfte Biere mit hohem Alkoholgehalt sind sogar noch länger haltbar. Allerdings sollten starke Temperaturschwankungen vermieden werden.  Auch bei Weinen variiert die Haltbarkeit je nach Alkohol- und Säuregehalt oder Korken. Normalen Qualitätsweinen sind etwa ein Jahr haltbar. Beerenauslesen dagegen können bis zu zehn Jahre lang haltbar bleiben.

Dabei ist Rotwein generell länger haltbar als Weißwein. Wenn die Flaschen liegend gelagert werden, sodass kein Sauerstoff an den Korken kommt, hält Rotwein viele Jahre (und wird dabei angeblich immer besser). Am besten sollte man Wein kühl lagern und vor direkter Sonneneinstrahlung schützen. 

Milch und Milchprodukte - so steht es um die Haltbarkeit 

Solange die Milch oder die Milchprodukte ungeöffnet sind, sind sie auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums noch haltbar. Sobald sie aber geöffnet sind, ist Vorsicht geboten. Ungeöffnete Milchverpackungen sind circa drei Tage nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums noch haltbar. Rohmilch ist noch zwei bis drei Tage nach Ablauf des MHD haltbar. 

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Pasteurisierte Milch bleibt etwa sechs Tage nach Ablauf des MHD haltbar, wenn sie gekühlt und ungeöffnet ist. Zwei bis drei Tage nach Ablauf des MHD haltbar, wenn sie bereits angebrochen ist. Circa acht Wochen nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums ist H-Milch haltbar. Geöffnet sind es etwa zwei bis drei Tage. Auch hier gilt der Tipp, die Milch dunkel und kühl zu lagern.

Butter hält bei kühler Lagerung bis zu drei Wochen, nachdem sie abgelaufen ist. Am besten wird Butter in einem Butterfach im Kühlschrank in einer Butterdose aus Porzellan oder Kunststoff gelagert. Bei Käse unterscheidet sich die Haltbarkeit. Ganze Käsestücke sind noch mehrere Wochen nach Ablauf des MHD haltbar. Angebrochener Frischkäse oder einzelne Scheiben halten dagegen nur noch etwa eine Woche. Eingeschweißter Käse in Scheiben hält noch circa drei Wochen nach abgelaufenem MHD. Käse mit niedrigem Wassergehalt ist generell länger haltbar. Käse sollte idealerweise getrennt von anderen Lebensmitteln gelagert und nicht luftdicht verpackt werden.

Butter, Obst, Schokolade und Co.: So lang sind die Produkte noch haltbar

Joghurt und Quark sind ungeöffnet zehn bis 14 Tage nach Ablauf des Datums haltbar - geöffnet dagegen nur noch drei bis vier Tage. Sahne ist im ungeöffneten Zustand ganze vier Wochen nach Ablauf des MHD haltbar. Geöffnet sind es auch hier drei vier bis Tage. Eier sind an sich noch bis zu drei Wochen nach Ablauf des MHD haltbar, sollten aber sicherheitshalber nur noch für durcherhitzte Speisen verwendet werden, so Die Tafel Deutschland. Schokolade sei noch etwa zwei Wochen haltbar, könne aber ein leicht verändertes Aroma haben. Schinken sei noch fünf Tage haltbar und Pulver-Nahrung bis zu zwei Monate. 

Bei Obst und Gemüse gibt es kein Mindesthaltbarkeitsdatum, da sie zu den schnell verderblichen Lebensmitteln zählen. Obst und Gemüse sind generell nicht besonders lange haltbar, da sie wegen ihres hohen Wassergehalts sehr anfällig für Schimmel sind. Bei einem starken Schimmelbefall sollten man immer die gesamte Menge des betroffenen Lebensmittels entsorgen - auch die Stücke, an denen der Schimmel nicht offensichtlich ist, sind vermutlich befallen. 

Einheimische Sorten sollten im Kühlschrank und Südfrüchte bei Zimmertemperatur aufbewahrt werden. Äpfel und Tomaten sollten immer getrennt von anderen Obst- und Gemüsesorten gelagert werden, da sie Ethylen freisetzen. Wie die Verbraucherzentrale Hamburg erklärt, beschleunige das Pflanzenhormon den Reifungsprozess der anderen Früchte und sie würden dadurch schneller verderben.

Gut zu wissen: Salz, Honig und Zucker kennen kein Haltbarkeitsdatum. Sie verderben nicht. Wichtig ist der Tafel zufolge nur, dass du sie richtig lagerst und sie nicht mit Feuchtigkeit in Berührung kommen.

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