Auf vielen Lebensmitteln im Supermarkt findest du den Nutri-Score, welcher eine Einstufung in Buchstaben von A bis E beinhaltet. Wir klären dich über häufige Irrtümer rund um die Lebensmittel-Ampel auf.
- Der Nutri-Score: Was er dir sagt und wie du die Infos für deine Ernährung sinnvoll nutzen kannst
- Irrtümer rund um die Lebensmittel-Ampel
- Fazit: Der Nutri-Score ist nicht immer zum Vergleichen von Lebensmitteln geeignet
Die Lebensmittel-Ampel, also den Nutri-Score, hat sicher schon jeder einmal im Supermarkt auf verschiedenen Produkten gesehen. Dabei geht die Einteilung von Grün bis Rot. Die Vermutung liegt nahe: "Grün" bedeutet gesund, "Rot" bedeutet ungesund. Wir verraten dir, was wirklich hinter dem Nutri-Score steckt und über welche Irrtümer du Bescheid wissen solltest.
Der Nutri-Score: Das solltest du wissen
Grundsätzlich soll der Nutri-Score Verbraucher*innen dabei helfen, gesunde von ungesunden Lebensmitteln unterscheiden zu können. Ob dies tatsächlich funktioniert, hat unter anderem eine Studie der Universität Göttingen untersucht. Das Fazit: Der Nutri-Score eignet sich tatsächlich, um beispielsweise sehr zuckerreiche Lebensmittel besser zu erkennen. Dennoch kann man sich nicht vollständig auf die Lebensmittel-Ampel verlassen, wenn man sich im Alltag ausgewogen und gesund ernähren möchte.
Und damit zu ersten Irrtum: Expert*innen haben jedes Lebensmittel mit Nutri-Score einzeln bewertet. Doch in der Realität ist es aber keineswegs so, dass jeder Einzelfall von Expert*innen individuell diskutiert wird. Die Einstufung findet nach einer von Wissenschaftler*innen entwickelten Berechnung statt. Mithilfe der ohnehin anzugebenden Nährstofftabelle und Zutatenliste berechnet die Lebensmittelindustrie nun den Nutri-Score. Grundlegend wird bei der Ermittlung zwischen günstigen und ungünstigen Nährstoffen differenziert. Als gesund gelten beispielsweise Inhaltsstoffe wie Eiweiß, Ballaststoffe, Gemüse und Obst. Ungünstig hingegen sind viele Kalorien, gesättigte Fettsäuren, Zucker und Salz. Als günstig geltende Nährstoffe enthalten wenige Punkte, als ungünstig geltende eine hohe Punktzahl. Final werden alle Nährstoffe miteinander verrechnet. Je niedriger die finale Gesamtpunktzahl ist, umso besser. Ein Produkt mit einem grünen A hat also eine niedrige Punktzahl, eines mit einem roten E eine hohe Punktzahl.
Passend dazu der zweite Irrtum: Alle Inhaltsstoffe werden bei der Berechnung des Nutri-Scores berücksichtigt. Tatsächlich ist es so, dass in die Berechnung nicht mit einfließt, wie viele Zusatzstoffe zugesetzt sind. Darunter fallen beispielsweise Konservierungsmittel, Farbstoffe oder künstliche Aromen. Außerdem unbeachtet bleibt der Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen. Es wirkt sich zwar positiv auf die Bewertung aus, wenn Gemüse oder Früchte enthalten sind, jedoch ist beispielsweise bei einer Tiefkühlpizza das Gemüse so stark verarbeitet, dass viele der Vitamine verloren gegangen sind.
Weitere häufige Irrtümer
Weiter mit dem dritten Irrtum: Die Bewertung bezieht sich immer auf eine Portion des Produktes – oder? Auch hier handelt es sich um eine falsche Annahme. Der Nutri-Score wird immer für 100 Gramm eines Produktes berechnet. Dies wird für eine bessere Vergleichbarkeit gemacht. So ist beispielsweise bei einigen Lebensmitteln zwar eine Kalorienanzahl für einzelne Portionen angegeben, jedoch werden diese Portionen von den Herstellern absichtlich klein angesetzt. Der Grund: Die Kalorienanzahl soll möglichst niedrig sein. Beim Nutri-Score hingegen soll diese Methode vermieden werden. Dies hat aber auch zur Folge, dass beispielsweise die Bewertung von Olivenöl sehr schlecht ist, da 100 Milliliter eine sehr hohe Kaloriendichte haben. Jedoch verwendest du beispielsweise für ein Salatdressing nur eine sehr geringe Menge. In der Regel geht man bei einer Portion von etwa einem bis zwei Esslöffel Öl aus, was gerade einmal rund 15 bis 30 Milliliter sind. Die Bewertung anhand von 100 Gramm beziehungsweise Milliliter kann also auch irreführend sein.
Irrtum vier: Alle Lebensmittel lassen sich mithilfe des Nutri-Scores miteinander vergleichen. Dazu postuliert beispielsweise die Verbraucherzentrale, dass das Label sich vor allem für komplex zusammengesetzte und stark verarbeitete Lebensmittel eignet. So könnten sich mithilfe des Nutri-Scores gleichartige Produkte innerhalb einer Kategorie vergleichen lassen. Denn: Die Lebensmittel-Ampel verrät nur, wie die Nährstoffe verarbeiteter Lebensmittel innerhalb einer Produktgruppe zusammengesetzt sind. Was demzufolge nicht sinnvoll ist, ist der Vergleich von Nutri-Scores über verschiedene Produktgruppen hinweg. So kannst du den Nutri-Score von einem Müsli beispielsweise nicht gut mit dem von einem Joghurt vergleichen. Weniger sinnvoll und nicht gedacht ist der Nutri-Score laut Verbraucherzentrale außerdem für unverarbeitete Produkte oder welche, die nur aus einer einzigen Zutat bestehen. Stattdessen kann der Nutri-Score helfen, beispielsweise mehrere Joghurts zu vergleichen und gesündere Alternativen zu erkennen. So schneidet ein ungesüßter Joghurt besser ab als einer mit Zuckerzusatz. Was jedoch wieder irreführen kann, ist beispielsweise der Vergleich von einer Coca-Cola Zero und einem reinen Orangensaft. Aufgrund des fehlenden Zuckers würde die Cola einen besseren Nutri-Score erhalten, obwohl Orangensaft viele Vitamine, natürlichen Fruchtzucker und keine künstlichen Zusatzstoffe enthält. Dies wird bei der Bewertung jedoch nicht berücksichtigt.