Eine von 76 Frauen erkrankt im Leben an Eierstock-Krebs. Wir erklären dir, welche Symptome du kennen solltest.
Eierstock-Krebs: So viele Frauen sind betroffen
Erste Anzeichen und Symptome: Welche gibt es?
So hoch sind die Heilungschancen
Dem Zentrum für Krebsregisterdaten zufolge erkrankt etwa eine von 76 Frauen im Laufe ihres Lebens an Eierstock-Krebs. Die Symptome sind oft unklar und treten spät auf, was eine frühzeitige Diagnose erschwert. Risikofaktoren für die Erkrankung sind unter anderem Alter, Übergewicht und bestimmte genetische Veränderungen. Frühe Diagnose und Behandlung können die Überlebensrate erheblich steigern. Aktuelle Forschungen konzentrieren sich auf die Rolle der Eileiter bei der Entstehung von Eierstock-Krebs und neue Präventionsmethoden.
Eierstock-Krebs betrifft eine von 76 Frauen
Bei Eierstock-Krebs spricht man auch von einem Ovarialkarzinom. Die häufigste Form dieses Krebses ist das sogenannte hochgradig seröse Ovarialkarzinom (HGSOC). Diese Form des Eierstock-Krebses entsteht in einem der beiden Eileiter, welche die Eizellen von den Eierstöcken zur Gebärmutter transportieren. Als eines der ersten Forschungsteams konnte jenes um den gynäkologischen Onkologen Jürgen Piek im Jahr 2001 belegen, dass sich die Vorstufe der Tumorzellen der Eierstöcke in den Eileitern finden lässt.
In den darauffolgenden Jahren wurden immer wieder neue Beweise für den Zusammenhang zwischen den Eileitern und HGSOC gefunden. Wichtig zu wissen ist jedoch, dass die Eileiter nicht bei allen Eierstock-Krebsarten der Ursprung sind. Sogenannte STIC-Läsionen in den Eileitern, welche zu einem Verlust der Tumorsuppressorgene TP53 und TP16 führen und später zu einer Krebserkrankung übergehen können, können nur bei etwa 60 Prozent der Frauen nachgewiesen werden.
In der Regel gibt es bei dem Ovarialkarzinom keine Frühsymptome. Es gibt also keine typischen Beschwerden, die direkt zu Beginn einen Hinweis auf eine mögliche Erkrankung geben. Der Grund dafür ist die anatomische Lage der Eierstöcke: Tumore können an diesen ziemlich groß wachsen, ohne, dass sie Beschwerden verursachen. Einige Anzeichen gibt es jedoch, die du beachten solltest. Dazu gehören unklare Schmerzen oder Beschwerden im Bauch, unbestimmte Verdauungsbeschwerden, Völlegefühl und Blähungen. Außerdem solltest du bei einer Zunahme des Bauchumfangs ohne Gewichtszunahme, häufigerem Wasserlassen als früher üblich und Blutungen außerhalb der Periode und nach den Wechseljahren hellhörig werden. Insbesondere dann, wenn die Symptome erst seit kurzer Zeit eingesetzt haben, mehrere gleichzeitig auftauchen oder die Schmerzen heftiger als normale Zyklusbeschwerden sind, solltest du diese von einem Arzt oder einer Ärztin abklären lassen.
Keine typischen Frühsymptome, Symptome oft erst bei großem Tumor
Zwar sind die Erkrankungs- und Sterberaten rückläufig, jedoch stellt die Erkrankung weiterhin eine ernst zu nehmende Gefahr für das eigene Leben dar. Wird die Diagnose erst im III. oder IV. Stadium gestellt, sind die Überlebensaussichten von Patientinnen mit Eierstock-Krebs relativ schlecht. Wird eine Diagnose im Stadium I. gestellt, liegt die relative Überlebensrate bei ganzen 88 %. Bei einer Diagnose im Stadium II. liegt sie bei 79 %. Da allerdings oft lange Zeit keine Symptome auftreten, werden bei mehr als zwei Dritteln der Fälle die Ekrankungen erst in einem weit fortgeschrittenem Stadium entdeckt. Gerade deshalb ist es so wichtig, regelmäßige Kontrollbesuche beim Arzt oder der Ärztin wahrzunehmen und bei ersten Anzeichen sofort ärztliche Beratung hinzuzuziehen. Wird das Ovarialkarzinom frühzeitig erkannt, bestehen gute Behandlungs- und Heilungsaussichten.
Das Erkrankungsrisikosteigt mit zunehmendem Alter. Im Mittel erhalten Betroffene ihre Diagnose mit einem Altern von 69 Jahren. Zudem stellt Übergewicht einen Risikofaktor dar. Hormonelle Faktoren beeinflussen ebenfalls das Risiko. Bist du kinderlos beziehungsweise unfruchtbar, kann sich dein Risiko erhöhen. Im Gegensatz dazu sinkt das Risiko, wenn du viele Geburten oder eine längere Stillzeit hattest. Wurde bei dir Eierstock-Krebs diagnostiziert, bildet die Basis der Behandlung fast immer eine Operation. Die Ärzt*innen berücksichtigen dabei vor allem das Tumorstadium, die Tumorart und den allgemeinen Gesundheitszustand.
Bekannt sind überdies bestimmte Genveränderungen, die das Erkrankungsrisiko der Trägerin erhöhen. Dazu gehören unter anderem die Gene BRCA-1 und BRCA-2. Rund 10 bis 45 % der Frauen, die eine mutierte Form dieser Gene in sich tragen, erkranken im Laufe ihres Lebens an Eierstock-Krebs.
Neue Behandlungsmethoden und Studien in Arbeit
Die Erkenntnis, dass Eierstock-Krebs in fast allen Fällen in den Eileitern entsteht, ermöglichte neue Chancen für die Prävention. Mit Risikomutation gibt es oft nur die Wahl, sich Eierstöcke und Eileiter auf einmal entfernen zu lassen oder sich zwei Operationen zu unterziehen, um das Krebsrisiko zu vermindern. Wählt man die zweite Variante, werden zunächst nur die Eileiter entfernt und in einer zweiten Operation, im Alter von 40 bis 50 Jahren, dann die Eierstöcke. Eine solche Entscheidung sollte jedoch wohlbedacht und nur mit Absprache eines Arztes oder einer Ärztin getroffen werden. Derzeit untersuchen zwei Studien, einerseits die sogenannte TUBA- und andererseits die sogenannte WISP-Studie, ob die zweistufige Operation Vorteile in Bezug auf die Lebensqualität bietet oder nicht. Ziel ist es, bald aussagekräftigere Studien zu dem Thema zu veröffentlichen. Dafür wird beispielsweise gerade an der internationalen Studie mit dem Namen TUBA-WISP2 gearbeitet.
Welche Behandlungsmöglichkeiten bestehen, wenn ein Risikogen nachgewiesen werden konnte, wurde bereits erklärt. Jedoch treten etwa 80 Prozent der Eierstock-Krebserkrankungen bei Frauen auf, die kein bekanntes Risikogen in sich tragen. 2008 begannen Ärzt*innen im kanadischen British Columbia, bei Frauen, die sich einer chirurgischen Sterilisation unterzogen, auch eine Eileiterentfernung anzubieten. Anschließend beobachtete das Team die Häufigkeit von Eierstock-Krebs in dieser Personengruppe im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung.
Bisher konnte festgestellt werden, dass sich die Operationskosten durch die Entfernung der Eileiter nicht erhöhten und auch keine frühzeitige Menopause ausgelöst wurde. Letzteres wird normalerweise sofort bei der Entfernung der Eierstöcke ausgelöst. Einer der diese Methode praktizierenden Ärzte, David Huntsman, spricht bereits von ersten Anzeichen für eine Wirksamkeit der Methode und hofft, dass sie in der Zukunft als Standardmethode angesehen werden könnte.
Weitere Studien und Untersuchungen nötig
Bei Eierstock-Krebs handelt es sich um eine sehr gefährliche Krankheit. Erkennst du mögliche Anzeichen bei dir, solltest du diese am besten sofort ärztlich abklären lassen. Die Erkenntnis, dass Eierstock-Krebs in vielen Fällen in den Eileitern und nicht in den Eierstöcken selbst entsteht, kann für die Prävention eine neue Chance eröffnen. So könnte es mit einem Risikogen ausreichend sein, zunächst nur die Eileiter zu entfernen. Der Vorteil dieser Vorangehensweise wäre, dass keine frühzeitige Menopause ausgelöst werden würde. Für Frauen mit einem Risikogen bedeutet dies eine neue Option für eine risikomindernde Operation.
Wie wirksam die neue Herangehensweise tatsächlich ist, wird an klinischen Studien getestet. Hier gibt es bereits vielversprechende Anzeichen für eine Wirksamkeit. Darüber hinaus gibt es bestimmte, seltenere Arten von Eierstocktumoren, die von den Eierstöcken selbst oder von anderen Geweben auszugehen scheinen. Aus dem Wissen heraus wird stetig weitergeforscht, wie Eierstock-Krebs früher erkannt und noch besser behandelt werden könnte. Auf mehrere aussagekräftige Studien wie die internationale TUBA-WISP2 Studie sowie endgültige Ergebnisse muss voraussichtlich noch einige Jahre gewartet werden.
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