Rauch ist kühler und wird deshalb tiefer und intensiver inhaliert
Viele Shisha-Fans meinen, dass der Rauch durch das Wasser in der Pfeife gereinigt werde. Dadurch werde er aber lediglich gekühlt, erklärt Dr. Michael Barczok vom Bundesverband der Pneumologen. Das empfinden viele Konsumenten als angenehm, wirkt sich aber negativ aus: "Dadurch, dass der Rauch kühler ist als bei der Zigarette, inhaliert man ihn tiefer und intensiver." Insofern sind Wasserpfeifen aus Sicht des Lungenspezialisten sogar noch gefährlicher als Glimmstängel.
Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) nimmt man bei einer Shisha-Sitzung ungefähr so viel Nikotin auf wie beim Rauchen von zehn Zigaretten. Das Rauchvolumen entspricht sogar hundert Zigaretten - was das genau bedeutet, ist allerdings unklar. Eindeutig ist, dass der Wasserpfeifenrauch über 80 schädliche Substanzen enthält: Viele davon sind krebserregend oder stehen zumindest im Verdacht, Krebs zu erzeugen, andere reizen die Atemwege.
"Das größte Problem aus unserer Sicht ist die chronisch obstruktive Lungenerkrankung COPD, die auch Shisha-Raucher bekommen können", sagt Barczok. Daneben steigt bei Rauchern das Risiko von Lungenkrebs und anderen Tumoren. Die Gefahr, Krebs an Lippe oder Zunge zu entwickeln, ist bei Pfeifenrauchern Barczok zufolge sogar höher als bei Zigarettenrauchern, da im Bereich des Mundstücks giftige Säfte entstehen. Daneben schadet Rauchen unter anderem Herz und Blutgefäßen sowie der Zahngesundheit.
Die Gefahr einer Nikotinsucht ist beim Shisha-Rauchen genauso groß wie bei Zigaretten. Tückisch ist allerdings, dass Experimente mit Wasserpfeifen für Jugendliche besonders einladend sind: "Der Rauch ist kühler und schmeckt. Da kann man sich viel leichter überwinden", sagt Barczok. Dagegen finden die meisten die erste Zigarette scheußlich.
Ungesunde Tabak-Alternativen
Unabhängig vom Nikotin bergen Wasserpfeifen noch eine ganz andere Gefahr für die Nutzer: Der Rauch enthält hohe Mengen an Kohlenmonoxid (CO). Das geruchlose Gas entsteht beim Verbrennen der Kohle auf dem Shisha-Kopf. In schlecht belüfteten Räumen kann es dadurch zu lebensgefährlichen Vergiftungen kommen. In den vergangenen Monaten wurden in ganz Deutschland mehrere Fälle dieser Art bekannt. In Bayern sind die Betreiber von Shisha-Bars unter anderem dazu verpflichtet, auf eine ausreichende Belüftung zu achten und CO-Warnmelder zu installieren.
Da in bayerischen Shisha-Lokalen kein Tabak geraucht werden darf, werden nikotinfreie Produkte für die Wasserpfeife, etwa Dampfsteine und Kräutermischungen, angeboten. Aber auch diese Tabak-Alternativen sind alles andere als gesund: "Auch beim Rauchen solcher Produkte werden Stoffe freigesetzt, die die Atemwege reizen und möglicherweise krebserregend sind", erklärt Goecke. Dazu zählen Formaldehyd, Kohlenmonoxid und Benzol. Auch die Gefahr, auf lange Sicht eine COPD zu entwickeln, ist bei tabakfreien Produkten genauso groß. Der Lungenarzt Barczok erklärt: "Es ist egal, was verbrannt wird. Das COPD-Risiko besteht überall dort, wo Dreck entsteht."
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Von Angela Stoll