ZDF deckt auf: Mit diesen Tricks verführt McDonald's seine Kunden zum Kauf

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ZDF hat eine Dokumentation veröffentlicht, die einen Blick hinter die Kulissen des Fast-Food-Giganten McDonald's gewährt und dessen Verkaufs-Tricks aufdeckt. Mit welchen Mitteln und Kniffen werden Kunden dazu verführt, dort zu essen?

In einer Dokumentation des ZDF hat der Sender ehemalige Angestellte von McDonald's unkenntlich gemacht und anschließend vor die Kamera geholt, um über die Tricks und Kniffe zu berichten, mit denen der Konzern seine Kunden zum Kauf verführt. 

Wie der Name schon sagt, steht bei Fast Food die Schnelligkeit der Zubereitung im Vordergrund. Um diese zu erzielen, wird das Personal entsprechend geschult - aber nicht nur in ihrer händischen Arbeitsweise. Deshalb stellt das Personal nur sogenannte geschlossene Fragen.

Schnelligkeit ist alles - Wie setzt McDonald's das um?

Geschlossene Fragen sind Fragen, auf die Kunden nur mit Ja oder Nein oder einer konkreten Entgegnung antworten können und sollen. Ein nettes Pläuschchen an der Kasse zu führen, mag zwar zwischenmenschlich als angenehm empfunden werden, soll aber bei McDonald's nicht vorkommen. Je weniger geredet wird, desto schneller kann der Konzern dem nächsten Kunden sein Essen verkaufen.

1. Mitarbeiter werden geschult, die richtigen Fragen zu stellen

Konkret stellen die Mitarbeitenden an der Kasse Fragen wie "Möchten Sie Ketchup oder Mayonnaise?", bei denen alle Wahlmöglichkeiten aufgezeigt werden. Würde das Personal die Frage so formulieren: "Welche Soße möchten Sie?" stellen Kunden möglicherweise langwierige Nachfragen, deren Beantwortung viel Zeit beanspruchen würde.

2. Strenge Vorgaben im Drive-in

Im Drive-in geht es sogar noch strenger zu. Dort gibt es laut ehemaligen Mitarbeitenden eine Zeiterfassung, die von leitenden Persönlichkeiten des Konzerns ausgewertet wird. Daher ist es durchaus möglich, sich als McDonald's-Mitarbeitender rechtfertigen zu müssen, warum an bestimmten Tagen langsamer gearbeitet wurde als die Durchschnittszeit es verlangt.

3. Optimierte Workflows und Fleisch im Wärmebehälter

Selten muss man länger als wenige Minuten auf seine Bestellung warten. Dahinter stecken optimierte Zubereitungsprozesse. Früher wurden Patties gegrillt, direkt auf zum Burger verarbeitet und bis zu 15 Minuten fertig eingepackt warmgehalten. Was nach 15 Minuten nicht verkauft wurde, haben die Mitarbeiter ihren Vorgaben entsprechend weggeworfen.

Inzwischen werden die gegrillten Patties nicht direkt auf ein Brötchen gelegt und zum fertigen Burger verarbeitet, sondern in einem Behälter warmgehalten. Nach Ablauf der 15 Minuten wird dann zwar das Fleisch entsorgt, jedoch kein gesamter Burger mehr.

Wer sicherstellen will, dass die Boulette auf dem Burger frisch vom Grill kommt und nicht vorher warmgehalten wurde, für den hat ein McDonald's-Insider einen Tipp: Bestellst du dein Fleisch ohne Salz, so muss es frisch durchgebraten werden. Die vorbereiteten Patties sind nämlich alle bereits gesalzen.

Über einen Bildschirm an der Wand wird den Mitarbeitenden außerdem angezeigt, wie viele Patties zur jeweiligen Uhrzeit gegrillt werden müssen. Das richtet sich nach mehreren Faktoren, wie unter anderem Standort der Filiale, Stoßzeiten und ob ein erhöhtes Besucheraufkommen möglich ist. Bei größeren Events in der näheren Umgebung einer Filiale ist das beispielsweise der Fall.

4. Der digitale Mitarbeiter ohne Urlaubsanspruch und ohne Fehltage

Bestell-Terminals mit Touch gehören auch zu den lukrativen Tricks des Fast-Food-Giganten: Die intuitive Menüführung ist dazu ausgelegt, den Kunden nicht zu stressen und ihm mehr Essen anzudrehen, als er eigentlich bestellen möchte. Nahezu nach jedem Tippen bekommt man weitere Produkte angezeigt, die zum Kaufen verführen sollen. Der Touch-Bildschirm ersetzt zudem die Arbeitskraft eines kompletten Angestellten.

5. Narrensicher und oft kurzweilig - Arbeiten bei McDonald's

Um die Schnelligkeit zu gewährleisten, werden alle Mitarbeitenden in alle Abläufe eingelernt und nicht auf einen bestimmten Bereich spezialisiert. Sollte also jemand ausfallen, kann er oder sie leicht ersetzt beziehungsweise anwesende Arbeitskraft umverteilt werden.

Der Job ist zudem narrensicher: Man benötigt keine Ausbildung und kann innerhalb eines Tages eingearbeitet werden. Der Insider erklärte, dass dem Konzern bewusst sei, dass die Arbeit oft als Sprungbrett ins Berufsleben oder zum zeitweiligen Aufbessern eines weiteren Gehalts angenommen wird. Nur wenige Leute arbeiten dauerhaft und in Vollzeit - auch so wird vom Unternehmen Geld gespart.

6. Lebensmittel-Verarbeitung: Was steckt hinter den Fleischprodukten?

Das Rindfleisch, welches zu Burger-Patties verarbeitet wird, stammt von Milchkühen. Diese Kühe haben in der Regel mehrere Jahre Milch gegeben und sind zum Zeitpunkt der Verwertung etwa 7 Jahre alt. Das Fleisch ist keinesfalls minderwertig, allerdings hat es andere Eigenschaften als das Fleisch von Ochsen, Jungrindern oder Färsen.

Grillweltmeister Klaus Breinig erklärte gegenüber ZDF, dass der Konzern günstiges Fleisch in großer Menge benötigt und sich deshalb das Fleisch von Milchkühen anbiete. Denn es sei am wirtschaftlichsten für das Unternehmen, helfe aber auch den Milchbauern beim Verwerten ihrer Tiere. Zudem schrumpfe das Fleisch beim Braten weniger zusammen, als das Fleisch von jüngeren Tieren.

Auch bei der Herstellung von Chicken McNuggets wird gespart. Sie bestehen nämlich nicht zu 100 Prozent aus Hähnchenbrust, sondern sind ein Produkt mit Hähnchenbrust. Der tatsächliche Anteil an reiner Hähnchenbrust in dem beliebten Produkt beträgt lediglich 46 Prozent. Der Rest ist ein Gemisch aus Weizenmehl, Öl, Wasser und diversen Zusatzstoffen.

7. Vermarktungs-Trick McMenü

McDonald's hat noch weitere rentable Vermarktungs-Tricks - beispielsweise beim Verkauf ihrer Menüs: Bestellt ein Kunde ein Menü, ist es tatsächlich günstiger, als die Produkte einzeln zu kaufen. Rechnet man sich das etwa bei einem großen Menü mit BigMac aus, sparen Kunden 3 Euro. Wo ist also der Trick?

Menüs rechnen sich deshalb für den Konzern, weil teilweise 400 Prozent auf den Getränkepreis aufgeschlagen werden, im Vergleich zum Einkaufspreis. Nämlich verkauft McDonald's eine große Coca-Cola für 3,79 Euro. Im Discounter kostet ein ganzer Liter Coca-Cola nur 1,08 Euro. Die Einnahmen werden daher nicht über die eigenen Produkte generiert, sondern über Getränke von extern.

8. Fokus auf Kinder - die McDonald's Esser der Zukunft

Durch ihre Beliebtheit bei Kindern will sich der Fast-Food-Riese lebenslange Kunden sichern. Studien haben gezeigt, dass Erwachsene sich gerne mit Lebensmitteln belohnen, mit denen sie positive Erinnerungen ihrer Kindheit verknüpfen. Damit Erwachsene also zu McDonald's-Essern werden und bleiben, ist der Fast-Food-Gigant sehr auf Kinder ausgelegt. Das Spielzeug im Happy Meal und die gut durchgeplanten Kindergeburtstage sollen Kindern glücklicher Momente schenken und bewirken, dass sie immer wieder kommen.

9. Nachhaltigkeit bei McDonald's hoch im Kurs - oder?

Auch beim Thema Nachhaltigkeit wird gemogelt - das unterstellt einer der Insider gegenüber dem ZDF. McDonald's fokussiert sich bislang hauptsächlich auf die Reduzierung von Verpackungsmüll, was einen guten Schritt zu mehr Nachhaltigkeit darstellt. Jedoch macht Verpackungsmüll nur 4 Prozent des gesamten CO2-Fußabdrucks aus.

89 Prozent des abgegebenen CO2s stammt aus der Lebensmittelherstellung und -verarbeitung. Sprich, in der Fleischproduktion. Einem Insider zufolge müsste McDonald's dort ansetzen und mehr vegane oder fleischlose Produkte anbieten - tut dies aber bislang nicht.

Fazit

McDonald's hat seine Arbeitsabläufe optimiert und eine durchdachte Marketingstrategie entwickelt. Hierdurch werden Kunden leicht zum Geldausgeben verführt. Nach den Enthüllungen von ZDF und dem Bekanntwerden dieser Kniffe kann man nun besser abwägen, ob man sich von der Versuchung des Fast-Food verleiten lassen möchte oder nicht. 

Vorschaubild: © Gene J. Puskar/AP/dpa