Von wegen Unkraut: Löwenzahn als Salat, Pesto, Kaffee, Likör und Brotaufstrich (mit Rezept)

3 Min
Löwenzahn hat viele Talente: Er schmeckt als Öl, Pesto oder Gelee, bringt Vitamine in den Salat und mit seiner sonnengelben Farbe den Frühling ins Haus.
Löwenzahn hat viele Talente: Er schmeckt als Öl, Pesto oder Gelee, bringt Vitamine in den Salat und mit seiner sonnengelben Farbe den Frühling ins Haus.
 
 

Löwenzahn wird gemeinhin unterschätzt und oft zu Unrecht als Unkraut geschmäht. Die essbare Blume ist ein Multitalent.

S ein Image könnte besser sein. Beim Gedanken an Löwenzahn haben viele (Hobby- )Gärtner gemischte Gefühle. Dort, wo er stört, wird er gerne als "Unkraut" beschimpft. Da, wo er Spaß macht, als "Pusteblume" willkommen geheißen. Doch Löwenzahn kann sehr viel mehr als nur im Wege stehen oder schön fliegen. Seine Blätter geben einen nahrhaften Salat oder ein leckeres Pesto, seine gerösteten Wurzeln einen besonderen Kaffee, Blüten und Knospen lassen sich zu Brotaufstrich und Likör verarbeiten. Im Garten freuen sich Bienen und andere Insekten über seine frühe Blüte, Meerschweinchen und Kaninchen lieben ihn als frische Mahlzeit.


Löwenzahn zur Entwässerung einsetzen

Neben diesen und anderen Verwendungsmöglichkeiten ist der Löwenzahn aber vor allem in der Heilkunst seit Jahrhunderten beliebt. Schon der wissenschaftliche Name weist darauf hin: Taraxacum officinale, wobei der Zusatz "officinale" bedeutet, dass es sich hierbei um ein Heilmittel handelt, das früher sogar in Apotheken verkauft wurde. Den Inhaltsstoffen des Löwenzahns wurden bereits im Altertum verschiedene Wirkungen zugeschrieben - einige davon sind inzwischen wissenschaftlich belegt, andere (noch) nicht.
Fest steht, dass Löwenzahn die Verdauung auf Trab bringen kann und somit gut gegen Appetitlosigkeit hilft. Vor allem die enthaltenen Bitterstoffe bewirken eine vermehrte Sekretion der Verdauungsdrüsen, die Gallentätigkeit wird angeregt, die natürliche Funktion der Leber unterstützt. Löwenzahn wird gerne als natürliches Diuretikum zur Entwässerung eingesetzt, da er zwar harntreibend wirkt, aber gleichzeitig dem Körper auch wieder verloren gegangene Mineralstoffe zuführt.


Gehaltvolle Inhaltsstoffe der Pusteblume

Das Wildkraut ist nämlich überaus gehaltreich, was die Inhaltsstoffe anbetrifft. Neben den verdauungsfördernden Bitterstoffen (darunter einige seltene wie das unaussprechliche Eudesmanolid Tetrahydroiridentin B oder das Germacranolid Ainsliosid) Inulin und Flavonoiden ist eine ganze Reihe von Vitaminen und Mineralstoffen enthalten - vor allem Provitamin A, Vitamin C, Kalium, Calcium und Magnesium, aber auch die Vitamine B1, B2, B6, D sowie Eisen, Kupfer, Natrium und sogar Schwefel.


Die Heilwirkung des Löwenzahn

Was Löwenzahn sonst noch so alles kann, wird gerade intensiv erforscht, unter anderem die Heilwirkung auf Krebs und Diabetes, ja sogar die Nutzbarkeit des Milchsaftes als Kautschuk.
Auch in der Küche wird der Löwenzahn aktuell wieder entdeckt. Inzwischen gibt es sogar einen milderen Zuchtlöwenzahn im Handel zu kaufen. In der freien Natur ist der Erntezeitpunkt ganz entscheidend dafür verantwortlich, wie mild oder würzig der Löwenzahn im Endeffekt schmeckt. Die Blätter erntet man am besten vor der ersten Blüte bis Ende Mai. Dann sind sie besonders frisch und zart. Im Laufe der Zeit sammeln sich Bitterstoffe in ihnen an, was den Geschmack deutlich würziger werden lässt.


Löwenzahn im Herbst ernten

In der Wurzel nimmt der Inulingehalt im Laufe des Jahres zu, so dass diese am besten im Herbst geerntet wird, wenn aus der gerösteten Wurzel ein besonderer Kaffee gebrüht werden soll. Das Inulin sorgt dabei für das Kaffeearoma, dass sich allerdings spürbar von herkömmlichem Kaffee unterscheidet; oft wird daher lieber von "Kaffeeersatz" gesprochen. Aber gut, wirklich allen kann es dann selbst der Löwenzahn nicht recht machen.


INFO:
Standhaft:
Das Wildkraut, das manche Hobbygärtner als "Unkraut" beschimpfen, hat lange Pfahlwurzeln, die bis zu zwei Meter tief ins Erdreich vordringen können und ein dauerhaftes Entfernen enorm erschweren, da übriggebliebene Wurzelteile neu austreiben können.

Kultivieren oder entfernen? Wer die Ausbreitung auf dem Rasen verhindern möchte, muss die Blüten vor dem Aussamen abschneiden. Gärtner, die den Löwenzahn aber als Nutzpflanze anbauen möchten, brauchen eigentlich nichts weiter zu tun, als die Samen etwa einen Zentimeter tief einzupflanzen und anschließend gut zu wässern. Den Rest erledigt das Wildkraut von ganz alleine. Löwenzahn liebt sonnige und nährstoffhaltige Standorte.

Kulinarischer Wert: Alle Teile des Löwenzahns sind prinzipiell essbar und lassen sich in der Küche vielfältig verarbeiten, angefangen von der Wurzel über die Blätter bis hin zu den Knospen und Blüten. Ob in Salaten, Pestos, Suppen oder in Likören oder Gelees: Überall sorgt Löwenzahn mit seinem speziellen Aroma für eine ganz besondere, gesunde Würze.

Heilkunde: Löwenzahn wird in der Heilkunde schon seit dem Altertum vielfältig genutzt, etwa zur Behandlung von Magen-Darm-Problemen, Gallenleiden, Harnwegsinfekten, Leberbeschwerden beziehungsweise zur Entwässerung und Entgiftung des Körpers, als leichtes Abführmittel, ja sogar gegen Hautprobleme und Schuppen. Bisher konnten allerdings nicht alle der ihm zugeschriebenen Wirkungen wissenschaftlich belegt werden. Zur Zeit wird medizinisch erforscht, inwieweit sich Löwenzahn zur Behandlung von Diabetes und einigen Krebsarten eignet. Ein amerikanisches Wissenschaftler-Team um S. C. Sigstedt fand im Jahr 2008 hemmende Einflüsse eines Extraktes aus den Blättern des Löwenzahns auf das Wachstum und die Invasivität von Brustkrebs sowie auf die Invasivität von Prostatakrebs.

Vorsicht: Allergiker sollten dennoch aufpassen und Vorerkrankte auf jeden Fall zuvor den Arzt befragen, denn der Milchsaft kann eine Kontaktallergie auslösen. Der übermäßige Verzehr oder auch eine besondere Empfindlichkeit können zu verschiedenen Beschwerden wie etwa Magenschmerzen oder Durchfall führen.


Rezept: Löwenzahn-Gelee von Oma Resi:

Zutaten: 200 bis 250 Gramm Löwenzahnblüten, Saft einer Zitrone (nach Geschmack auch Limette oder Orange), 1 kg Gelierzucker (1:1), Wasser.

Zubereitung: Wasser in einem Topf zum Kochen bringen, gereinigte Löwenzahnblüten (im Ganzen) gut fünf Minuten darin kochen. Abkühlen und einen Tag ruhen lassen. Dann den Saft abseihen und zusammen mit dem Zitronensaft und dem Gelierzucker vier Minuten sprudelnd kochen. Noch heiß in Schraubgläser füllen. Guten Appetit!