Seit über 30 Jahren zieht Joachim Schröpfer seine Tomatenpflanzen selbst. Mittel gegen Läuse oder Pilze braucht er nicht, auch kein Gewächshaus.
Draußen pfeift ein kalter Frühlingswind. Doch in Joachim Schröpfers Wintergarten ist es angenehm warm. Und das nicht ohne Grund. Hier stehen sie, wie preußische Soldaten, in Reih und Glied. Keine größer als die andere. Eine schöner als die andere. Tomatenpflanzen, 40 Stück, selbst gezogen. Drei verschiedene Sorten sind es. Wachsen in schlichten braunen Plastiktöpfen, die ordentlich in Paletten sitzen.
Naschtomaten, buschige und solche, die am Staab emporkommen. "Wie genau sie heißen, weiß ich nicht", sagt der Nüdlinger und lächelt verschmitzt. Es ist ihm auch egal. Viel wichtiger sei, dass die Pflanzen gut gedeihen. "Und wenn mal eine eingeht, ist das nicht so schlimm", fügt er hinzu. Nur seine Frau sei da etwas eigen. Sie möchte lieber eine üppige Tomatenernte, verrät er. Denn sie verarbeitet die kleinen und großen roten und gelben Früchte, die genau genommen Beeren sind. Sie kocht damit, bereitet Salate zu oder macht Ketchup daraus. Doch bis es heuer so weit ist, werden noch einige Wochen, wenn nicht sogar Monate vergehen.
"Normalerweise wären die Tomatenpflanzen jetzt schon 60 Zentimeter hoch", erklärt der 68-Jährige. Momentan haben sie gerade einmal etwas mehr als die Hälfte erreicht, nur vereinzelt sind Blüten zu sehen. "Es ist heuer einfach zu kalt ", weiß der Tomatenkenner. Dennoch zeigt er sich zuversichtlich, dass seine 40 Schützlinge den gewünschten Ertrag bringen werden. "Man muss nur ein paar grundlegende Dinge beachten", sagt er.
Als Basis empfiehlt Schröpfer gesunde Pflanzen mit kräftigen Wurzeln. Er selbst geht dabei auf Nummer sicher: "Ich säe und ziehe meine selber." Dafür verwendet der Nüdlinger den Samen der Tomaten vom letzten Jahr. "Sie werden gewaschen und getrocknet, und dann auf einer Lage Toilettenpapier in die Erde gebracht. So sinken die Samen nicht zu tief ein", verrät er sein Geheimnis für die preußisch akkurate Pflanzenpracht in seinem Wintergarten.
Wer sich seine Tomatenpflanzen im Gartenfachmarkt oder woanders holt, sollte darauf achten, ob es sich bei dieser um einen Selbst- oder Fremdbestäuber handelt. Letztere haben einen sehr herausragenden Stempel. "Von diesen braucht man dann mindestens zwei Pflanzen, damit das was wird", empfiehlt der Gartenfreund. Erst nach den Eisheiligen, ab dem 15. Mai, wenn die Nachtfröste vorbei sind, kommen die Pflanzen ins Freie. "Dort ist dann guter Boden wichtig", sagt er. Schließlich sei die Tomate ein sogenannter Starkzehrer, brauche ausreichend Nährstoffe wie Kalium und Natrium, um zu gedeihen.
Am besten ließe sich das mit einer gehörigen Portion Kompost erreichen, den man schon im Herbst zuvor in die Erde einarbeitet. Falls nicht, müsse der Boden gedüngt werden. "Ich pflanze Phacelien als Gründünger", erzählt er. Wer Tomaten im Kübel anbauen möchte, dem rät er zu Tomatenerde.
Gute Nachbarschaft
Außer einem guten Boden ist laut Schröpfer auch der Standort wichtig. "Tomaten brauchen einen sonnigen, trockenen Platz. Von Gewächshäusern rate ich ab", sagt er. Schließlich fliegen dort keine Hummeln hinein, die die Blüten bestäuben.
Zudem sei es in einem solchen für die Pflanzen viel zu feucht. "Die Blätter müssen immer trocken sein, nach einem Regenguss gut abtrocknen können, dann bildet sich auch keine Braunfäule", ist er überzeugt. Und falls der dafür verantwortliche Pilz eine Pflanze befallen hat, sollte diese sofort entfernt und in der schwarzen Tonne entsorgt werden. "So breitet sich die Fäule nicht aus."
Außer auf die Bodenqualität und den Standort sollten Hobbygärtner darauf achten, welche Nachbarn die Tomate im Garten hat. "Nicht geeignet sind Kartoffeln, Gurken, Fenchel und Erbsen", zählt Schröpfer auf. Mit Möhren, Lauch und Salat hingegen habe er sehr gute Erfahrungen gemacht. Passen alle Faktoren, können die Tomaten gepflanzt werden. "Ich setze sie ungefähr zehn Zentimeter tief und schräg, damit sie weitere Wurzeln zieht", erklärt er. Darüber kann die Pflanze mehr Nährstoffe und ausreichend Wasser aufnehmen. Hinsichtlich des Gießens rät er dazu, die Pflanzen nie austrocknen zu lassen. "Sie dürfen aber auch nicht patschnass sein."
Bleibt schließlich noch die Frage: Ausgeizen oder nicht? Die Antwort fällt dem Nüdlinger leicht: "Buschtomaten muss man nicht ausgeizen, Stabtomaten hingegen schon."
Wissenswertes zur Tomate
Die Tomatenpflanze war ursprünglich in Mittel- und Südamerika beheimatet und wurde bereits 200 vor Christus von den Azteken kultiviert. Mit Christoph Kolumbus kam die Pflanze 1492 nach Spanien und Portugal. Erst mit Beginn des 19. Jahrhunderts fand die Tomate als alltägliches Lebensmittel, als Gemüse Einzug in die deutschen Küchen.
In Deutschland verzehrt jeder Einwohner jährlich rund 22 kg Tomaten im Jahr, wobei nur sechs Prozent davon in Deutschland angebaut werden. In Europa sind Spanien und Italien die größten Tomatenproduzenten, weltweit betrachtet jedoch liegt die Volksrepublik China mit einer Anbauquote von 31 Millionen Tonnen Tomaten an der Spitze.
Die Tomate wurde lange Zeit als Liebesapfel oder Goldapfel bezeichnet. Erst im 19. Jahrhundert leitete man die jetzige Bezeichnung von dem dafür in der Aztekensprache gebrauchten Wort xitomatl ab.
(Quelle: Wikipedia )