Ein grundlegendes Problem ist die Bezeichnung. Viele Menschen denken beim Begriff "Kreditkarte" an Schulden und hohe Zinsen – mit dieser Art von Kreditkarte (die es natürlich auch gibt) hat eine Debit-Kreditkarte jedoch nichts zu tun. Hinter der Debit-Kreditkarte verbergen sich keine Kreditlinien, die ein Geldinstitut ihren Kund*innen einräumt. Der gesammelte Schuldenbetrag wird beispielsweise nach einem Monat abgebucht - teilweise mit hohen Zinsen. Debit-Kreditkarten funktionieren anders. Wie eine Girocard, die ein aktives Girokonto voraussetzt. Der jeweilige Betrag wird direkt vom Guthaben des Girokontos abgebucht.
Visa-Pay und Maestro beherrschen den Markt
In Deutschland sind Karten von Anbietern wie Visa oder Mastercard häufig als Debitkarten ausgegeben. Das heißt: Auf den ersten Blick ist kaum erkennbar, dass es sich nicht um eine "echte" Kreditkarte handelt. Auf der Vorderseite ist dann beispielsweise das Visa- oder Maestro-Logo aufgedruckt. Die kleine Kennzeichnung auf der Rückseite "Debit Card" verrät allerdings, dass es sich um eine Debitkarte handelt - bezahlte Beträge können also sofort vom Konto abgebucht werden. Bei einer Kreditkarte steht auf der Rückseite "Credit Card".
Bankkarten, die ein Visa-Pay-Logo haben, sind europaweit an Kassen und Geldautomaten mit dem Visa-Pay-Akzeptanzzeichen einsetzbar. Ob deine Debit- bzw. Bankkarte mit der Visa-Pay-Zahlungsfunktion bestückt ist, erkennst du am Visa-Pay-Logo auf der Vorder- oder Rückseite deiner Bankkarte. Hinter dem Visa-Pay-Logo steckt das amerikanische Unternehmen Visa mit Hauptsitz in San Francisco (Kalifornien). Maestro ist das Debitkartenprodukt der US-Firma Mastercard Worldwide mit Sitz in Purchase im US-Bundesstaat New York. Die mit diesem Dienst ausgestatteten Debitkarten heißen Maestro-Cards. Im Gegensatz zu Mastercard-Kreditkarten sind Umsätze mit der Maestro-Karte innerhalb kurzer Zeit von deinem Konto abgebucht. Ob deine Debit- bzw. Bankkarte mit der Maestro-Funktion bestückt ist, erkennst du am Maestro-Logo auf der Vorder- oder Rückseite deiner Plastikkarte.
Visa-Pay und Maestro gibt es meistens im Doppelpack. So ist in Deutschland jede Visa-Pay- oder Maestro-Karte gleichzeitig auch eine Girokarte. Aber: Nicht jede Girokarte ist eine Visa-Pay- oder Maestro-Karte. Mit einer Maestro- oder Visa-Pay-Karte kannst du im Ausland Geld abheben. Genau an dieser Stelle gibt es im nächsten Jahr aber eine Änderung.
Einfallstor sind die Geldgeschäfte im Ausland
Nach 30 Jahren soll es ab 1. Juli 2023 die Maestro-Funktion (Logo: die zwei farbigen Kreise) bei Girokarten, nach dem Willen von Mastercard, nicht mehr geben. Bereits ausgegebene Karten mit Maestro-Funktion sind aber bis zum Ende der Laufzeit gültig. Um Geld abzuheben oder um im Ausland einzukaufen, müssen die Banken für neu ausgestellte Karten ab 2023 ein anderes System nutzen. Expert*innen gehen davon aus, dass Visa folgen wird.
Hinter dieser Aktion vermuten Bankenexpert*innen, wie Jürgen Moormann, Professor für Bank- und Prozessmanagement an der Frankfurt School of Finance & Management, im Gespräch mit tagesschau.de, dass Mastercard und Visa ihre Marktmacht ausdehnen wollen.
Denn die reinen Mastercard- und Visa-Debitkarten haben hierzulande Schätzungen zufolge lediglich einen Marktanteil von unter einem Prozent. Die beliebte Girocard werde dagegen bei 44 Prozent der stationären Umsätze genutzt. "Die US-Konzerne Mastercard und auch Visa pushen derzeit ihre eigenen Zahlungskartensysteme (Debitkarten)", sagte auch Claudio Zeitz-Brandmeyer vom Verbraucherzentrale-Bundesverband der Deutschen-Presseagentur.
EPI: Die europäische Alternative zu Visa, Mastercard und PayPal
Die Deutsche Bank und die Sparkassen wollen im Kartengeschäft mehr mitmischen und im Kampf gegen die großen US-Dienste um Visa oder Mastercard ein neues Zahlungssystem auf den Weg bringen. Nach Rückschlägen bei der Etablierung der European Payment Initiative (EPI) kämpfen die Deutsche Bank und die Sparkassen weiterhin für das neue Zahlungssystem.
Viele Regierungen und Zentralbanken in Europa unterstützen das Projekt. Nachdem sich die Mehrheit der beteiligten Banken Anfang des Jahres wegen der veranschlagten Investition von 1,5 Milliarden Euro zunehmend "kalte Füße" bekamen, arbeiten die verbliebenen elf Banken und zwei Zahlungsdienstleister weiter an den Plänen für eine abgespeckte Version von EPI.
"Ich bin ziemlich sicher, dass die Girocard mittelfristig verschwinden wird", so Moormann gegenüber tagesschau.de. Denn diese sei wenig attraktiv und deshalb ein Auslaufmodell. Daher könne es nur zwei Optionen geben: "Entweder der Zahlungsverkehr wird noch stärker in die amerikanische Hand übergehen oder es gelingt, die European Payment Initiative EPI auf den Markt zu bringen." Zu den Beteiligten zählen aktuell neben der Deutschen Bank und den Sparkassen noch Crédit Mutuel, BNP Paribas, Crédit Agricole, Groupe BPCE, La Banque Postale und Société Générale aus Frankreich, ING und KBC Bank aus Belgien sowie Santander aus Spanien. Hinzu kommen die beiden Zahlungsdienstleister Nexi aus Italien und Worldline aus Frankreich. Martina Weimert, Spezialistin für den Zahlungsverkehr und Chefin von EPI, ist davon überzeugt, dass "wir in fünf Jahren beurteilen" können, "ob wir erfolgreich sind."
Fazit
Nach Angaben der Bundesbank liegt der Umsatzanteil des Bargeldes 2021 nur noch bei 30 Prozent, das war ein Rückgang gegenüber 2017 um 18 Prozentpunkte. Der Trend zur Kartenzahlung geht weiter. Die Deutschen loben zwar ihr Bargeld in höchsten Tönen – aber benutzen es immer weniger. Digital ist einfach bequemer. Es kann zu einer gefährlichen Abhängigkeit werden, wenn wir nur auf eine Bezahlmethode setzen. Der Ausfall der Kartenterminals im Sommer hat das gezeigt.
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Folgende Änderungen kommen 2023 noch auf uns zu: