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Sicherheit auf dem Rad: Diese Fahrradhelme überzeugen im ADAC Test 2024


Autor: Klaus Heimann

Deutschland, Dienstag, 23. April 2024

ADAC und Stiftung Warentest haben gemeinsam den neuen Fahrradhelm-Test-2024 für Erwachsene vorgelegt. Drei schützen gut vor Kopfverletzungen bei Unfällen. Einer fällt durch.
Die Helm-Tragequote ist mit 40 Prozent noch immer zu niedrig.


Die Deutschen lieben ihr Rad. Statistisch betrachtet gibt es etwa so viele Räder wie Einwohner. Der Zweirad-Industrieverband (ZIV) geht davon aus, dass es 2023 rund 84 Millionen Räder, E-Bikes (11 Mio.) eingeschlossen, gab. Angesichts dieser Zahlen ist es nicht verwunderlich, dass der ADAC zusammen mit der Stiftung Warentest erneut elf City- und Urban-Fahrradhelme auf ihre Tauglichkeit untersuchte. Erstmals dabei sind drei S-Pedelec-Helme. Im Test ging es um Disziplinen wie Sicherheit, Komfort, Handhabung und Schadstoffgehalt. Zwei alte Bekannte landen, wie schon 2021, erneut ganz oben auf dem Siegerpodest. Wer den Report der Stiftung Warentest in allen Details nachlesen will, kann ihn downloaden (Preis: 4,90 Euro).

Im Sieger-Trio sind zwei bekannte Marken

In der Gruppe der drei Testsieger sind, wie im Fahrradhelm-Test aus dem Jahr 2021, erneut die beiden Helme aus dem Hause Uvex. Und zwar die Modelle Uvex: Urban Planet LED und Alpina: Gent MIPS. Der Helm aus dem Stammhaus der Firma Uvex: Urban Planet LED bietet nach übereinstimmender Meinung der Stiftung Warentest und ADAC den besten Unfallschutz. Er lässt sich gut einstellen und trägt sich angenehm. Der Helm ist mit stolzen 125 Euro allerdings auch der teuerste im Testfeld. Er gehört mit seinen 386 Gramm zu den "Schwergewichten". 

Video:




Der Helm des Tochterunternehmens Alpina: Gent MIPS schneidet mit der Note 2,2 etwas schlechter ab, ist aber immer noch mit "gut" unterwegs. Er teilt sich Platz zwei mit dem Helm von Limar-Torino. Der Alpina-Helm hat einen abnehmbaren Schirm, Fliegengitter, Reflektoren und ein Rücklicht mit Batterie.

Zum Sieger-Trio gehört noch der designbewusste Helmspezialist aus Italien, Limar: Torino, mit dem günstigsten Online-Angebot von knapp 80 Euro. Der Helm gehört mit 272 Gramm zu den "Fliegengewichten". Weitere Merkmale: Er hat kein Fliegengitter, dafür aber einen Schutzschirm für lästige Insekten, Reflektoren und ein aufladbares Rücklicht. Er ist günstig (78 Euro) und bietet einen guten Unfallschutz.

Der Testsieger:

  • Uvex: Urban Planet LED
  • Qualitätsurteil: "gut" (2,0)
  • Preis: ca. 125 Euro                 
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  • Alpina: Gent MIPS
  • Qualitätsurteil: "gut" (2,2)
  • Preis: ca.105 Euro
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  • Limar: Torino
  • Qualitätsurteil: "gut" (2,2)      
  • Preis: ca. 78 Euro      
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Bei den angegebenen Preisen ist der günstigste Online-Preis angegeben, wie ihn die Preissuchmaschine Idealo am 4.4.2024 ermittelte. Design und Farbe der Fahrradhelme haben bei einigen Herstellern Einfluss auf den Preis, ausgewählt ist die preisgünstigste Variante.

Rücklicht und Reflektoren fehlen auf vielen Helmen

Das Mittelfeld, mit dem Qualitätsurteil "befriedigend", ist groß und zählt sieben Modelle. Der absolute "Preisknaller" ist der Helm von Lidl mit 15 Euro und einem durchaus akzeptablen Testergebnis. Zum Helm der Firma Casco: E.Motion 2 aus Großröhrsdorf bei Dresden, fällte das Test-Team ein vernichtendes Urteil: Der Helm "hätte so nicht verkauft werden dürfen." Sein Gurtschloss überstand nicht die Belastbarkeit- bzw. Abstreifprüfung und zerbrach. "Der Helm hält nicht zuverlässig am Kopf", heißt es im Test-Report. 

Einige Anbieter werben mit MIPS oder ähnlichen Systemen. Die Abkürzung steht für Multi-Directional Impact Protection System (Kopfschutz beim Rotationssturz). Die Technologie soll dem Helmtragenden insbesondere bei einem Sturz mit Schrägaufprall durch die entstehende Rotationsbewegung bestmöglich vor Kopf- und Hirnschäden schützen. Aber: Die Testenden von der Stiftung und ADAC zweifeln, ob das wirklich gelingt und vor allem hilft. "MIPS ist keine Voraussetzung für einen guten Helm", so die Ansage.

Wichtiger als MIPS ist, wenn die Helme im Dunkeln gut sichtbar wären. Die Test-Crew kritisiert das Nichtvorhandensein von Reflektoren als "verschwendete Gelegenheit, Unfällen vorzubeugen." Nur der "Preisknaller" von Lidl Crivit hat ein Rücklicht und in ausreichender Zahl Reflektoren am Helm. Kaum erkennbar sind dagegen die Modelle von Lazer, Giro und Cube. Drücken sollte ein Fahrradhelm beim Tragen nicht. So passiert aber beim Helm von Decathlon, wo die Testenden unangenehme Druckstellen beanstanden. Der Helm von Prophete verursachte ebenfalls ein Druckgefühl beim Verschluss.

  • Lazer: Codax KinetiCore
  • Qualitätsurteil: "befriedigend" (2,6)    
  • Preis: ca. 46 Euro    

 

  • Lidl: Crivit Fahrradhelm mit Rücklicht
  • Qualitätsurteil: "befriedigend" (2,6)    
  • Preis: ca. 15 Euro

 

  • Giro: Fixture Mips II
  • Qualitätsurteil: "befriedigend" (2,8)    
  • Preis: ca. 46 Euro

           

  • Abus: HUD-Y
  • Qualitätsurteil: "befriedigend" (3,0)    
  • Preis: ca. 93 Euro

 

  • Decathlon: BTwin CBH 540 Bowl
  • Qualitätsurteil: "befriedigend" (3,1)    
  • Preis: ca. 50 Euro (Firmenangabe)

 

  • Prophete: ECO Urban
  • Qualitätsurteil: "befriedigend" (3,1)    
  • Preis: ca. 60 Euro

 

  • Cube: Fleet
  • Qualitätsurteil: "befriedigend" (3,2)    
  • Preis: ca. 44 Euro

 

  • Casco: E.Motion 2
  • Qualitätsurteil: "mangelhaft" (5,5)      
  • Preis: ca. 76 Euro

Bei den angegebenen Preisen ist der günstigste Online-Preis angegeben, wie ihn die Preissuchmaschine Idealo am 4.4.2024 ermittelte. Design und Farbe der Fahrradhelme haben bei einigen Herstellern Einfluss auf den Preis, ausgewählt ist die preisgünstigste Variante.

S-Pedelec-Helme überzeugen nicht

Mit großen Erwartungen ging das Test-Team in die Prüfung der drei ausgewählten S-Pedelec-Helme. Schließlich steigen die Unfallzahlen in diesem Sektor rasant. Dieser Kopfschutz war erstmals im Testfeld vertreten. Es gibt einen gravierenden Unterschied zwischen Fahrrädern und Pedelecs: Im Gegensatz zum Fahrrad besteht bei den Pedelecs Helmpflicht, weil sie mit bis zu Geschwindigkeiten von 45 Kilometer pro Stunde unterwegs sein können. Die Straßenverkehrsordnung (§ 21 a StVO) schreibt vor, dass die Fahrerin oder der Fahrer einen "geeigneten Schutzhelm" tragen muss.

Die Helme erhielten alle nur die Note "befriedigend". Das Resümee des ADAC: "Im Vergleich mit den herkömmlichen Fahrradhelmen stellte sich heraus, dass die drei S-Pedelec-Helme keinen besseren Unfallschutz bieten als die City- und Urban-Helme im Test." Speziell im Bereich der Schläfe schneidet sogar der herkömmliche Helm von Abus HUD-Y (günstigster Online-Preis: 93 Euro) besser ab als der hochpreisige S-Pedelec-Helm Abus: Pedelec 2.0 MIPS (Preis: 141 Euro). Der Report der Stiftung Warentest fast das Ergebnis so zusammen: Die Helme haben uns nicht überzeugt.

  • Abus: Pedelec 2.0 MIPS                   
  • Qualitätsurteil: "befriedigend" (2,9)    
  • Preis: ca. 141 Euro

 

  • Ked: Mitro UE-1
  • Qualitätsurteil: "befriedigend" (2,9)    
  • Preis: ca. 70 Euro

 

  • Cratoni: Commuter
  • Qualitätsurteil: "befriedigend" (3,3)    
  • Preis: ca. 118 Euro

Bei den angegebenen Preisen ist der günstigste Online-Preis angegeben, wie ihn die Preissuchmaschine Idealo am 4.4.2024 ermittelte. Design und Farbe der Fahrradhelme haben bei einigen Herstellern Einfluss auf den Preis, ausgewählt ist die preisgünstigste Variante.

Ältere Modelle haben einen großen Vorteil: Sie sind preiswert

Die Stiftung Warentest ist quasi die oberste Produktprüfbehörde der Nation und der ADAC der oberste Autotester, schrieb der Frankfurt Allgemeine Zeitung bereits im Januar 2014. Wobei der ADAC den Begriff 'Autotester' weit auslegt und den Straßenverkehr in Gänze incl. Fahrrad und E-Bikes meint. In einigen Fällen kooperieren die Auto-Lobbyisten mit der Stiftung Warentest. So beispielsweise seit Jahren bei Testen zu Fahrradhelmen.

Diese Tradition gab es auch im Helm-Test 2021. Gemeinsam kürten die Organisationen die Helme der Uvex-Group, einem international tätigen deutschen Familienunternehmen mit Sitz in Fürth, und Alpina, Teil der Uvex-Gruppe in bayerischen Sulzemoos, zum Testsieger. 2024 gehen die Helme von Uvex und Alpina erneut als Testsieger aus dem Rennen – allerdings inzwischen mit anderen Modellen.

Großer Vorteil der fünf Helme, die 2021 mit dem Qualitätsurteil "gut" abschnitten: Sie sind noch zu kaufen und preisgünstiger zu erstehen. So liegt der Testsieger 2024 von Uvex: Urban Planet LED in seiner günstigsten Variante im Online-Handel bei 125 Euro. Das getestete Modell Uvex: City i-vo Mips aus dem Jahr 2021 kostet jetzt im Online-Handel rund 100 Euro. Beim zweiten Modell aus dem Hause Uvex dem Artikel Alpina: Haga LED ist der Preisunterschied zwischen 'Neu' und 'Älter' sogar noch größer. Die anderen drei Modelle tauchen nicht mehr Testfeld auf, sind aber alle noch im Handel erhältlich. Darunter auch der Preistipp von Fischer: Urban Plus mit 33 Euro.

Der Testsieger:

  • Uvex: City i-vo Mips
  • Qualitätsurteil: "gut" (1,8)       
  • Preis: ca. 102 Euro

 

  • Alpina: Haga LED
  • Qualitätsurteil: "gut" (1,8)       
  • Preis: 84 Euro

 

  • Nutcase: Vio Mips LED*
  • Qualitätsurteil: "gut" (2,1)       
  • Preis: 85 Euro

 

  • Specialized: Align II
  • Qualitätsurteil: "gut" (2,1)       
  • Preis: ca. 40 Euro

 

  • Der Preistipp
  • Fischer: Urban Plus
  • Qualitätsurteil: "gut" (2,4)       
  • Preis: ca. 33 Euro

Bei den angegebenen Preisen ist der günstigste Online-Preis angegeben, wie ihn die Preissuchmaschine Idealo am 4.4.2024 ermittelte. Design und Farbe der Fahrradhelme haben bei einigen Herstellern Einfluss auf den Preis, ausgewählt ist die preisgünstigste Variante. *Der Helm ist jetzt unter dem Namen Bio Commute Mips LED im Handel.

Die Helm-Tragequote lässt noch zu Wünschen übrig

Damit ein Fahrradhelm im Falle eines Unfalls seine schützende Wirkung entfalten kann, musst du ihn tragen. Genau daran hapert es aber. Der ADAC weist in seinem Report noch einmal eindrücklich auf die schützende Wirkung von Fahrradhelmen bei einem Unfall hin. Lebensbedrohliche Kopfverletzungen lassen sich mit Helm stark abmildern oder sogar vermeiden. Deshalb gefällt ihm die aktuell zu verzeichnende "Helm-Tragequote" nicht.

Nach den Zahlen der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) aus dem Jahr 2022 tragen nur 40,3 % aller Radfahrer und Radfahrerinnen einen Fahrradhelm. Bei den Pedelec-Fahrenden ist der Wert mit 60,1 % deutlich höher, aber trotzdem noch ausbaufähig. Es gibt weiter Luft nach oben bei der Helm-Tragequote und noch viel Aufklärungsbedarf über die schützende Wirkung eines Fahrradhelms im Straßenverkehr.

Dass es sinnvoll ist, den Fahrradhelm zu tragen, belegen die hohen Unfallzahlen. Die Zahl der getöteten Fahrradfahrer ist, laut Branchenmagazin Radmarkt, rückläufig (2023: 444, Minus 6,3 % gegenüber 2022). Bei den Fahrradunfällen insgesamt geht der Trend in die andere Richtung. Laut Statistischem Bundesamt ereigneten sich im Jahr 2023 rund 94.000 Fahrradunfälle. Bei den Pedelecs bzw. E-Bikes waren es 24.000. Der Trend zu Fahrrädern mit Elektromotor ist bei den verunglückten E-Bike-Fahrern deutlich angestiegen. Im Jahr 2014 waren es nur 2.200 Unfälle. Damals gab es aber deutlich weniger Pedelecs bzw. E-Bikes.  

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